Als Mahmut Ayyildiz und Muhammed Caliskan knapp zehn Jahre alt waren, haben die beiden Muslime es Allah auf dem Spielplatz versprochen: „Wenn wir 20 Jahre alt sind, machen wir die Pilgerfahrt nach Mekka.“ Der Grund für das Versprechen: „Wir haben gesehen, wie schlecht sich ältere Jugendliche benehmen. So wollten wir nicht werden“, erzählt Muhammed.
Heute, zehn Jahre später, haben die türkischstämmigen Studenten ihr Versprechen eingelöst und sind vor Kurzem einen Monat lang in Saudi-Arabien gewesen. „Es war das schönste Erlebnis meines Lebens“, schwärmt Muhammed (20), wieder zurück in der Süleymaniye Moschee in der Dotzheimer Straße. „Das kann man nicht in Worten beschreiben“, sagt Mahmut (20). Die beiden haben monatelang gearbeitet, um die rund 3500 Euro für Flug, Hotel und Transport bezahlen zu können. „Der Höhepunkt war, als ich in Mekka vor der Kaaba stand. Also dem Ort, nach dem sich alle Muslime bei jedem Gebet ausrichten“, erzählt Muhammed. Die Kaaba (arabisch „Würfel“) bildet als „Haus Gottes“ das größte Heiligtum im Islam. Während der Pilgerfahrt, der „Haddsch“, muss man sie mindestens sieben Mal gegen den Uhrzeigersinn umrunden. „Auch wenn Hunderttausende Menschen dicht gedrängt waren, blieb die Atmosphäre herzlich“, sagt Mahmut. Für ihn war das Gebet in der Nähe der Grabstätte des islamischen Propheten Muhammed sehr bewegend.
Eine der fünf Grundpflichten
Die Pilgerfahrt ist eine der fünf Grundpflichten für Muslime. Während der Haddsch durchwandern sie verschiedene Stationen rund um die zwei wichtigsten Städte des Islam, Mekka und Medina, bis zum Höhepunkt, dem Opferfest. Die Tage und Nächte verbringen sie mit Gebeten und weiteren religiösen Aktivitäten. „Das ist teilweise anstrengend. Gut, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen so jung dorthin gefahren sind“, sagt Muhammed. Die 40-Grad-Hitze habe es den Pilgern auch nicht gerade leichter gemacht. „Und weil Hotels und Einkaufszentren stark klimatisiert sind, haben sich fast alle erkältet“, sagt Mahmut, der noch leicht verschnupft ist.
Auf den meisten Fotos, die die beiden mitgebracht haben, tragen sie ein weites Gewand. An den wichtigsten Tagen der Pilgerfahrt dürfen Männer auch nur mit zwei ungenähten weißen Tüchern bekleidet sein – alle sollen gleich vor Gott sein. „Wir haben uns auch einen Bart wachsen lassen, wie ihn der Prophet trug“, erzählt Mahmut. „Der Bart wird aber bald abkommen“, sagt Muhammed.
Nach der Haddsch gelten Muslime als sündenfrei. Werden sie nun die Regeln des Islam genauer einhalten, wie es sich viele nach der Pilgerfahrt vornehmen? „Nein. Wir mussten ja auch davor die Regeln genau beachten“, antwortet Mahmut lächelnd. „Jetzt haben wir nur eine Pflicht weniger.“

Einer der Höhepunkte der Pilgerfahrt ist die Umrundung der Kaaba in der al-Haram-Moschee in Mekka. Rund zwei Millionen Muslime befinden sich zur gleichen Zeit auf der Pilgerfahrt, weil die „Haddsch“ nur im zwölften Monat des islamischen Mondkalenders gemacht werden kann. Foto: Mahmut Ayyildiz
Einmal im Leben müssen Muslime die Pilgerfahrt antreten, wenn sie es sich gesundheitlich und finanziell leisten können. Die Haddsch gehört zu den fünf Säulen (Pflichten) im Islam. Die anderen vier sind das Glaubensbekenntnis, die Armensteuer, das Fasten und das tägliche Gebet.
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