Auf die Frage, wann Edward (42) und Natalie Westerdale (45) sich kennengelernt haben, antworten beide fast gleichzeitig: „Februar 1997.“ Im Oktober 1997 dann, nur acht Monate später, zog Ed, so lautet sein Spitzname, in Natalies Wohnung im Westend ein.
„Das ist es“, sagt Ed. Das habe er damals gedacht und tut es noch immer. Deswegen habe er auch nie hinterfragt, warum er damals so schnell sein Heimatland England verlassen hat. Die beiden wohnen bis heute im Westend. Sie wechselten nur irgendwann in eine größere Wohnung, als Tochter Rebecca, mittlerweile neun Jahre alt, auf die Welt kam. „Das Westend ist ein so kreatives Viertel“, sagt Natalie. Und da fühlten sich die beiden Künstler heimisch. Natalie ist Stepptänzerin und hat ihre eigene Tanzschule „Fiddle&Feet“. Ed ist Geiger in der Band „Scotch 4“. Oft musiziert er, wenn seine Frau auftritt. „Er weiß einfach, was er spielen muss, damit ich gut tanzen kann“, sagt Natalie. Ed sieht das anders herum: „Sie ist eine fantastische Tänzerin und passt hervorragend zu unserer Musik.“ Mittlerweile tanzt auch Tochter Rebecca, die die Eltern nur Becky nennen, in Mamas Tanzschule.
Fließender Sprachwechsel
Die Westerdales harmonieren nicht nur in der Musik. Natalie spricht fließend Englisch. Ed sehr gut Deutsch. Beide haben auch, als hätten sie ihre Begegnung geahnt, Berufe gewählt, die mit der Muttersprache des Partners zu tun haben. Natalie studierte Anglistik an der Universität in Mainz. Ed ist Übersetzer vom Englischen ins Deutsche. Auch Tochter Becky könne mühelos zwischen den Sprachen wechseln. Das sei jedoch nicht immer so gewesen. „Bis sie drei Jahre alt war, antwortete sie immer nur auf Deutsch.“
Und dann sei es aus ihr heraus gesprudelt. Sie sprach plötzlich Englisch in ganzen Sätzen. „Sie hat sogar die Zeiten richtig geformt“, erinnert sich der Vater noch genau an diesen Augenblick. Die Familie wechsle seitdem immer zwischen den Sprachen hin und her. Sie könne sogar mittlerweile in Englisch fluchen, sagt Natalie. Unabhängig von den Sprachen, hat Ed seine ganz eigene Theorie über seine neue Heimat aufgestellt. „Ich fühle mich hier immer weniger britisch, doch auch irgendwie nicht mehr deutsch“, sagt der Geiger und lacht. Er sei einfach internationaler geworden.
Statt Tee lieber Espresso
Doch manchmal komme die Heimat dann doch durch. „Wenn ich mit meinen Kumpels im Pub Rugby schaue, dann bin ich ein wahrer Engländer“, gibt Ed zu. Und auch in der Küche bereite er gerne englische Gerichte wie die Scones zu, ein englisches Gebäck für die Tea Time. Anstatt englischen Tee bieten die Westerdales ihren Gästen jedoch Espresso an. Und der wird auf ganz besonderen Untersetzern serviert: Auf ihnen lächelt einem niemand anderes als die Queen persönlich entgegen.
>>Zwei Kochrezepte der Familie Westerdale aus England:
https://mensch-westend.de/2014/01/30/804/
Text: Elena Weidt
Foto: Erdal Aslan
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