Selime und Sükrü Aslan waren beide gerade einmal 15 Jahre alt, als sie sich in der Türkei das Jawort gegeben haben. Heute, fast 40 Ehejahre, neun Kinder und sechs Enkelkinder später, leben sie im Westend mit drei Generationen unter einem Dach. Die Hermannstraße ist seit 2007 das Zuhause der Aslans. „Hier fühlt man sich wie in der Türkei, hier leben viele Türken“, sagt Sohn Sinan, 26.
Und in Wiesbaden fühlen sich die Aslans zu Hause. 1991 kamen sie aus der Türkei nach Deutschland. Politische Gründe brachten die Familie hierher, „weil wir als Kurden in ihrem Heimatland unterdrückt wurden. Aber wäre es damals so gewesen wie jetzt, wären wir in der Türkei geblieben“, erklärt Vater Sükrü („Schükrü“ ausgesprochen).
Über Kassel und Frankfurt gelangte die Familie 1994 schließlich nach Wiesbaden und wohnte dort zunächst im Dambachtal in Sonnenberg, dann zogen sie ins Westend. Besonders Vater Sükrü ist hier sehr bekannt. „Ich bin Kaufmann und habe für eine Bäckerei Brote ausgeliefert“, erzählt der 54-Jährige. So hatte er Kontakt zu vielen türkischen und arabischen Geschäften. Seit vorletztem Jahr ist das Familienoberhaupt auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle.
Neun Kinder
Mutter Selime ist die gute Seele der Familie. Neun Kinder hat sie groß gezogen, ihr jüngster Sohn geht mittlerweile in der Türkei zur Schule. Für Leben im Haus sorgen der zweijährige Miran und seine ein Jahr jüngere Schwester Hayrünnisa. Die beiden Enkelkinder leben im Moment bei ihren Großeltern, ihr Vater ist in der Türkei. Zusammenhalt wird bei den Aslans groß geschrieben. „Die Familie ist das Wichtigste, wir unterstützen uns alle gegenseitig“, erklärt Sinan.
Die Wohnung in der Hermannstraße ist dabei der Treffpunkt der Aslans. „Ich koche hier gerne für alle“, sagt Mutter Selime. Und das nicht nur für ihre Liebsten. Auch Freunde und Bekannte kommen gerne vorbei. Religion und Nationalität spielen dabei für die muslimische Familie keine Rolle. „Unsere Tür steht für jeden offen“, sagt Sinan. So wie in ihrer Heimatstadt Midyat in der Provinz Mardin im Südosten der Türkei. Menschen aus drei verschiedenen Religionen leben dort, vier verschiedene Sprachen werden gesprochen.
Am Westend gefällt der Familie, dass alles schnell zu erreichen ist. „Wir brauchen nur zwei Minuten zum Einkaufen“, freut sich Sükrü. Aber sie haben auch Kritikpunkte: „In der Ecke hier ist es oft laut und so viel los. Die Luft ist nicht so gut.“ Deshalb verbringen sie im Sommer viel Zeit in ihrem Garten in der Nähe der Mainzer Straße. Auch wenn die Aslans beklagen, dass sich die wirtschaftliche Lage hierzulande verschlechtert habe, lieben sie Deutschland: „Das hier ist unser erstes Zuhause. Die Türkei ist unsere zweite Heimat.“
>> Kochrezept der Familie Aslan aus der Türkei
Text: Sina Schreiner
Fotos: Erdal Aslan
Die Türkei ist eine demokratische Republik in Südosteuropa und Vorderasien. Die Hauptstadt heißt Ankara. Mehr als 75 Millionen Menschen leben in der Türkei. Ihr Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident Abdullah Gül, ihr Regierungschef der Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. In der Türkei bezahlt man mit türkischen Lira. Ein Euro sind etwa drei türkische Lira. Die Türkei ist mit über 800000 Quadratkilometern mehr als doppelt so groß wie Deutschland. In Wiesbaden leben mehr als 16000 Menschen mit Wurzeln in der Türkei. Anfang der Sechziger Jahre kamen die ersten Türken als Gastarbeiter nach Deutschland. Mittlerweile leben manche Einwandererfamilien aus der Türkei bereits in der vierten Generation in Deutschland.
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