Am Anfang ging so einiges schief in ihrem Modegeschäft „Karen Mode“ im Westend. Doch Refika Tunc gab nicht auf. Heute denkt die 34 Jahre alte Türkin sogar daran, noch mehr Läden aufzumachen. Welche Fehler sie gemacht hat, was sie dabei gelernt hat und warum am Ende doch noch alles gut wurde, davon erzählt sie hier.
DIE GRÜNDERIN
Refika Tunc kam mit 17 Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Gemeinsam mit ihrem Mann – sie heiratete, als sie 16 war – begannen sie hier ein neues Leben. Mittlerweile sind die beiden kein Paar mehr, und Tunc lebt mit ihrer Tochter Fatma Zehra (16) und ihrem Sohn Mohammed Ali (13) alleine in Dotzheim.
Tunc sprach am Anfang kein Wort Deutsch und war ohne Schulabschluss. Das ist heute anders. Sie kann sich sehr gut verständigen und holte ihren Hauptschulabschluss an der Volkshochschule nach. Sie bestand mit der Bestnote Eins. „Ich war die Beste und gleichzeitig mit 30 auch die Älteste in der Klasse“, erinnert sich Refika Tunc an ihre Schulzeit und lacht.
2009 eigenes Geschäft
Im Jahr 2009 gründete sie dann in der Helenenstraße im Westend ihr eigenes Geschäft für islamische Frauenmode aus der Türkei – „Karen Mode“. Eine farbenfrohe Mischung aus Röcken, Blusen, Mänteln und schicken Kleidern zum Beispiel für die Hennanacht bietet sie ihren Kunden dort an. Am Anfang ging so einiges schief. „Doch jetzt läuft es richtig gut. Inzwischen biete ich nicht nur islamische, sondern jede Art von Frauenmode an.“
Neben ihrem Laden arbeitet Tunc noch als ehrenamtliche Seelsorgerin im Verein Muse und macht eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Das habe zwar mit ihrem Laden wenig zu tun, „aber diese Ausbildung bringt mir sehr viel für meine persönliche Entwicklung und stärkt mich“, sagt Refika Tunc.

„Am Anfang habe ich zu wenig Ware bestellt. Es gab Zeiten, da hatte ich kaum Kleider in meinem Laden“, erzählt Refika Tunc. Aus ihren Fehlern hat sie gelernt, wie man auf dem Foto sieht.
DIE STARTPROBLEME
„Ich hatte einfach gar keine Ahnung am Anfang, wie ein Geschäft funktioniert“, sagt Refika Tunc. Sie habe noch nicht mal einen Business-Plan gehabt, geschweige denn einen Finanzplan. „Ich habe einfach mit geliehenem Geld von Freunden und Familie angefangen, ohne einen Kredit zu haben“, sagt Tunc. „Das war sehr naiv von mir.“
Zu wenig Werbung gemacht
Zudem habe sie in ihrer Rechnung vergessen, dass sie sich auch selbst bezahlen müsse. „Das hat mich ganz schön in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.“
Am Anfang habe sie auch zu wenig Werbung für ihren Laden gemacht. „Ich dachte immer, das geht auch ohne. Das stimmt nicht, vor allem dann nicht, wenn der Laden wie meiner etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt.“
Außerdem habe sie oft zu wenig Ware bestellt. „Es gab Zeiten, da hatte ich kaum Kleider in meinem Laden, weil ich nicht vorausschauend genug war“, berichtet Refika Tunc aus ihrer Erfahrung. Die Kunden seien dann enttäuscht wieder gegangen. „Ich habe erst nach einer Weile begriffen, dass ein Laden nur funktionieren kann, wenn man 100 Prozent dahinter steht und auch genauso arbeitet.“

Einer der Tipps von Refika Tunc: Eine sorgfältige Warenbestellung machen. „Das Sortiment entscheidet darüber, wie zufrieden die Kunden sind.“
DIE TIPPS – WAS REFIKA TUNC AUS IHREN FEHLERN LERNTE
Nach vier Jahren Selbstständigkeit habe sie wirklich einiges aus ihren Fehlern gelernt, sagt Tunc. Was sie beim nächsten Mal anders machen würde, verrät sie hier.
Einen Businessplan aufstellen. Das ist ein Dokument, in dem man die Geschäftsidee, das Produkt beziehungsweise die Dienstleistung beschreibt, eine Analyse des Marktes in der entsprechenden Branche macht, Marketingstrategien formuliert und Personalfragen klärt. Und der wichtigste Bestandteil: der Finanzplan. „Das A und O für jeden Gründer.“
Sich rechtzeitig um Kredite kümmern. Als Existenzgründer sei es nicht einfach, einen Kredit zu bekommen. 30.000 bis 50.000 Euro Startkapital brauche man schon.
„Ein Laden ist am Anfang kein Selbstläufer, er braucht Werbung“, sagt Tunc. Mittlerweile drucke sie deswegen Flyer, Anzeigen in Katalogen und Zeitungen und beobachte aufmerksam, wo sie ihren Laden noch besser präsentieren könnte. Wichtig sei hier auch das Schaufenster. „Das kann entscheidend dafür sein, ob ein Kunde Lust hat reinzukommen oder nicht.“
Den eigenen Lohn mit einrechnen. Aber auch jede andere Arbeitskraft, auch wenn Freunde oder Familienmitglieder aushelfen, entsprechend entlohnen, rät Tunc.
Eine sorgfältige Warenbestellung machen. „Das Sortiment entscheidet darüber, wie zufrieden die Kunden sind.“
Einen guten Steuerberater suchen. „Jeder, der denkt, er könne das alleine, der irrt sich“, sagt Tunc. Das deutsche Steuergesetz sei kompliziert, und es sei total wichtig, eine kompetente Person an seiner Seite zu haben, die einem bei der Steuererklärung helfe, auch wenn dies vielleicht teuer sei. Am Ende lohne es sich auf jeden Fall.
Die richtige Einstellung haben. „Am Anfang kommen viele Probleme auf einen zu, man darf nicht den Glauben an sich selbst verlieren. Doch manchmal reicht der Glaube allein nicht aus, man braucht auch das nötige Wissen.“
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Text & Fotos: Elena Weidt
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