Die weltweit größte Fußballparty ist in vollem Gange: Die Weltmeisterschaft in Brasilien lässt seit dem 12. Juni wieder die Herzen höher schlagen. Auch im Westend, wo rund 17.000 Menschen aus über 100 Ländern leben, ist das WM-Fieber ausgebrochen. Fahnen, Fanzubehör, Panini-Bilder und Tipp-Pläne, wohin das Auge auch blickt.
Wir haben drei leidenschaftliche Fans aus dem Westend herausgepickt und uns mit ihnen über die WM unterhalten: Was ihnen die Fußballweltmeisterschaft bedeutet, welche Rituale für sie beim WM-Gucken ein Muss sind und welchen Weltmeister-Tipp sie haben, erfahren Sie hier. (WM-Spielplan als Pdf herunterladen)
Tarek: Der Marco Reus des Viertels
Einmal im deutschen Trikot bei einer Fußball-Weltmeisterschaft selbst mitspielen – für seinen Traum übt der Westendler Tarek schon fleißig auf dem Blücherplatz. Der Sechsjährige ist schon gespannt auf die WM und die Weltstars, die er in seinem Sammelalbum mit Klebebildern verewigt. „Ich werde mir alle Spiele anschauen“, sagt Tarek voller Vorfreude. Dass die Spiele teilweise um 0 Uhr deutscher Zeit beginnen, sei kein Problem. „Ich darf bestimmt aufbleiben!“
Sein neues Trikot der deutschen Elf wird der Stürmer und Kapitän von DJKSchwarz-Weiß Wiesbaden dabei bestimmt nicht abstreifen. „Wir belohnen unseren fußballverrückten Sohn, wenn er ein Tor schießt. Und zur WM hat er sich ein Trikot vonMarco Reus gewünscht“, erzählt sein Vater Hussein, der aus Marokko stammt. Die Mutter hat sudanesische Wurzeln. „Wir werden die Spiele zusammen gucken. Ich bin für Deutschland und Spanien“, sagt Hussein. Der kleine Tarek feuert Deutschland und Brasilien an – eines der beiden Länder werde auch Weltmeister, meint er. Tarek trägt die Frisur und Schuhe des brasilianischen Superstars Neymar. „Der kann so coole Tricks und einen Fallrückzieher. Das mache ich auch selbst!“, sagt Tarek.
Bei der WM will er sich die Tricks von Neymar und dem Portugiesen Ronaldo abgucken – um seine Mitspieler auf dem Blücherplatz noch schneller abzuhängen. Wenn es die Deutschen dieses Mal nicht schaffen (Marco Reus musste die WM wegen einer Verletzung absagen), müssen sie sich für die Zukunft keine Sorgen machen: Ein neuer Reus mit Neymar-Frisur und Ronaldo-Tricks wächst im Westend heran…
Natalia Steinhebel: Der „Cabala“ spielt immer mit
Keine Weltmeisterschaft ohne gewisse Rituale – das steht für Natalia Steinhebel fest. „Für Argentinier darf nach dem ersten Spiel nichts verändert werden: Man schaut die Begegnungen immer am gleichen Ort, auf demselben Sitz und hat immer das Gleiche an – das Trikot wird erst nach der WM wieder gewaschen“, erzählt die 32-Jährige. Der „cabala“, der Aberglaube, spiele eine große Rolle in Argentinien. „Außerdem wird sehr viel geflucht“, ergänzt sie lachend.
Seit zwei Jahren wohnt Natalia Steinhebel im Westend, nachdem sie wieder aus Argentinien zurückgekommen ist. Die persönliche Assistentin bei einer Trainings- und Beratungsfirma für Führungskräfte ist inWiesbaden geboren, hat aber zwischenzeitlich 14 Jahre in Buenos Aires, im Herkunftsland ihrer Eltern gelebt. Die Leidenschaft für die Fußball-WM entdeckte sie in Südamerika für sich. „Wenn Deutschland gegen Argentinien spielt, ist es besonders schwierig für mich“, sagt Natalia, die sich als Argentinierin und Deutsche bezeichnet. Als die Argentinier bei einer WM gegen die Deutschen verloren, „nannten sie mich in Buenos Aires immer ‚Sos yeta‘ – die Unglücksbringerin“, erzählt sie. „Nachdem Argentinien raus war, habe ich die deutschen Spiele dann allein geguckt.“
Bei der jetzigen WM hat sie vor, so viele Spiele wie möglich zu schauen. „Gemeinsam mit meiner Tante werden wir uns dann um die Wette aufregen.“ Natalia wünscht Argentinien den Pokal, auch wenn Brasilien die größten Chancen habe. Was macht sie, wenn Argentinien im Land des Erzrivalen den Titel holt? „Dann werde ich im Restaurant Sombrero Latino gemeinsam mit allen anderen Argentiniern ausflippen!“
Antonio Ceci: Ein typischer Tifoso eben
Antonio Ceci ist ein echter „Tifoso“, wie Fußball-Fans aus Italien genannt werden: Wochen vorher haben bei dem 42-Jährigen die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft begonnen. „Das Wohnzimmer ist schon längst in den italienischen Farben geschmückt: mit Flaggen, Schals, Pappsternen oder Hula-Hula am Kronleuchter.“ Er brauche etwas Stadionatmosphäre, wenn er mit seinen drei Kindern bei der WM mitfiebert. „Ich will, dass wir den Pott holen! Auch wenn Brasilien der Favorit ist.“Dass die Kinder für Italia sind, mache der deutschen Mama nichts aus. „Ich habe daran gearbeitet, dass sie Italien-Fans werden“, sagt Ceci lachend.
Am liebsten schaut er sich die Spiele zuhause an. „Ich brauche meine Ruhe, bin angespannt. Umso näher ein Spiel rückt, desto feuchter werden meine Hände“, erzählt Ceci. „Fußball ist Liebe, Leidenschaft, ein Ventil, um Stress abzubauen. Es ist ein Teil meines Lebens, ich könnte nicht ohne Fußball“, sagt der Stürmer vom VfB Westend, der seit seiner Kindheit kickt.
Und die WM ist etwas ganz Besonderes für Antonio Ceci. „Ich stehe bei der Hymne auf und singe im Wohnzimmer natürlich mit.“ Wenn die Endphase der WM beginnt, schaut er sich auch mal mit Freunden gemeinsam außer Haus die Partien an. Bei einem Sieg geht‘s dann zum Autokorso – „traditionell vom Sedanplatz aus“. Natürlich mit Fankleidung, die er bei jedem Spiel trägt: Fahne um den Hals, Hut, Trillerpfeife und sein Italia-Trikot – „das wurde seit dem WM-Finalsieg 2006 in Deutschland nicht mehr gewaschen“, sagt Ceci. Ein echter Tifoso eben.
Hier können Sie die WM im Westend gucken:
Finale, Emser Straße 4: Alle Spiele werden gezeigt. Im Innenbereich 80 Plätze, eine Leinwand sowie ein Fernseher. Im Außenbereich 90 Plätze, zwei Fernseher. WM-Tipp:Deutschland wird Weltmeister.
Harrison‘s Pub, am Sedanplatz: Alle Spiele werden gezeigt. Leinwand 2×2 Meter und ein Fernseher. 20 Sitzplätze innen und 10 draußen, 25 Stehplätze. WM-Tipp:Deutschland.
Das Lokal, Seerobenstraße 2: Alle Spiele werden gezeigt. Leinwand und Fernseher. Innen 45 Sitzplätze/15 Stehplätze, ca. 60 Plätze auf der Terrasse. WM-Tipp: Deutschland.
(Quelle Lokal, Harrison‘s Pub: www.sensor-wiesbaden.de)
Texte: Erdal Aslan
Fotos: Erdal Aslan, escova-Fotolia.com
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