Geschickt verpackt Bender Karabey (18) delikat aussehende Gebäckstücke und Sesamringe in einer Tüte, reicht sie der Kundin über die Theke und schenkt ihr zum Abschied ein Lächeln. Es wirkt fast, als wäre der Schüler schon immer hier tätig. Dabei ist es Benders erster und bislang einziger Arbeitstag in der Wiesbadener Wellritzstraße: Für seinen Dienst im Rahmen der „Aktion Tagwerk“ hat er sich die türkische Bäckerei Harput ausgesucht.

Arbeiten zugunsten von Projekten in Afrika: Bender Karabey (links) in der Bäckerei von Mustafa Duran.
Sechs Stunden Arbeitszeit
„Unsere Lehrerin hat uns im Leistungskurs Politik und Wirtschaft auf die Aktion angesprochen. Da haben wir nicht nein gesagt, denn das ist wirklich eine tolle Idee“, sagt der Gymnasiast. Die Schüler der Martin-Niemöller-Schule, die auch Bender besucht, mussten dann selbst „Arbeitgeber“ für ihr Tagwerk finden. Er musste nicht lange suchen: Bäcker Mustafa Duran ist ein Freund seines Vaters, mit dem Bender schon als kleiner Junge ins Harput kam und türkisches Gebäck naschte.
Sechs Stunden hilft Bender sauber machen, bedient die Kunden und geht den Bäckern zur Hand. 35 Euro sind sein Lohn – sie kommen den Bildungsprojekten der Aktion zugute, ebenso wie der Erlös der Arbeit von rund 60 weiteren Schülern seiner Schule. Am Dienstag ist Bender besonders gern aufgestanden – nicht nur, weil sich der Arbeitsbeginn um neun Uhr besser mit dem WM-Achtelfinale vom Vorabend in Einklang bringen ließ, als ein 8-Uhr-Schulstart. Den ganzen Tag ist er vom Duft frischer Fladenbrote und Gebäckstücken umgeben, im Hintergrund läuft türkische Popmusik, im zehnköpfigen Team des Geschäfts fühlt er sich zu Hause.
Mustafa Duran: „Das unterstützen wir gern“
„Ich kenne Bender schon viele Jahre, und wir freuen uns, dass er heute bei uns mitarbeitet“, sagt Mustafa Duran. Ebenso wie Bender macht er zum ersten Mal bei der Aktion Tagwerk mit: „Das ist eine gute Sache, dass man damit Kindern in Afrika hilft, das unterstützen wir gern.“
Am Vormittag ist es noch ruhig im Geschäft, wegen des Ramadan kommen viele Kunden erst gegen Abend. Kein Problem, denn die Harput Bäckerei hat bis 22 Uhr geöffnet. Inzwischen kann Bender sich in der Backstube nützlich machen und zuschauen, wie sein persönliches Lieblingsgebäck, die Sesamringe, gebacken werden. Mustafa Duran hat schon um halb fünf morgens die ersten Sesamringe in den Ofen geschoben. Nun hängen sie hübsch aufgereiht im Ladenlokal und warten darauf, von Bender an die Kunden verkauft zu werden. Der Schüler hat Spaß bei der Arbeit, und das Beste daran: „Dass ich damit gleichzeitig etwas Gutes tue!“
Text: Elisabeth Friedgen
Foto: wita/Uwe Stotz
Dein Tag für Afrika
Seit 2003 engagieren sich Schülerinnen und Schüler in der bundesweiten Kampagne „Dein Tag für Afrika“. 2,1 Millionen Jungen und Mädchen haben seitdem für einen Tag die Schulbank gegen einen Arbeitsplatz getauscht und ihren Stundenlohn für Bildungsprojekte in Afrika gespendet. Oder sie haben bei eigenen Veranstaltungen Spenden für Hilfsprojekte in Afrika gesammelt. Mehr als 14 Millionen Euro sind in dieser Zeit schon zusammengekommen. Am Dienstag fand der 12. Tag für Afrika statt, an dem 180000 junge Leute aus ganz Deutschland teilgenommen haben, darunter 57000 aus Rheinland-Pfalz und etwa 6000 aus Hessen. Organisiert wird die Kampagne vom Verein „Aktion Tagwerk“, der 2002 von der Mainzerin Nora Weisbrod gemeinsam mit Ewald Dietrich von der Mainzer Kinderhilfsorganisation Human Help Network gegründet worden ist. Nora Weisbrod erhielt für ihr Engagement 2012 auf Vorschlag der Allgemeinen Zeitung Mainz und des Wiesbadener Kuriers vom Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger den Bürgerpreis der deutschen Zeitungen.
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