Frauen unten im Erdgeschoss, Männer oben im ersten Stock. Dazwischen gibt es eine Wendeltreppe. Der bosnische Imam Eddin Ljajic spricht so laut, dass er überall gehört wird. (Die Sprechanlage sei noch nicht fertig eingerichtet.) „Allah“, so sagt er, „spricht hier zu uns“. Den Namen Gottes rezitiert er so, als ob er Araber wäre. Doch er predigt auf Deutsch. Das ist erklärtermaßen die Sprache, die in der Moschee des Islam Info Service (IIS) in der Bertramstraße gesprochen wird und in der auch künftig gesprochen werden soll. Am Freitag wurde die schlichte kleine Moschee eingeweiht, mit der Freitagspredigt um 13.45 Uhr.
Der Verein, der den Gebetsraum und die Nebenräume eingerichtet hat, besitzt erst 21 eingetragene Mitglieder. Vorsitzender ist Carsten Mathussek, ein Deutscher, der zum Islam konvertierte. Unter seinen fünf Stellvertretern ist auch Vildan Mirza-Poppe, eine türkischstämmige junge Frau, die Zahnmedizin studiert hat. Sie trägt, wie alle Frauen hier, ein Kopftuch. Die Akademikerin will sich um die Frauengruppe kümmern, sich mit Glaubensschwestern über das gemeinsame sunnitische Bekenntnis unterhalten. „Wir werden sicher auch soziale Projekte anschieben“, sagt sie.
„Jugendliche verstehen Deutsch besser“
Die deutsche Sprache, so ist zu erfahren, mache diese islamische Gemeinde zur internationalsten im Umkreis. Sie sei vor allem auch attraktiv für Jugendliche, die Deutsch besser verstehen als die Sprachen ihrer Väter und Mütter, weil sie in Deutschland geboren und aufgewachsen seien. In die „Muttermoschee“ in Frankfurt, die 1995 gegründet worden ist, kämen zum Freitagsgebet rund 450 Gläubige, in Mainz seien es rund 130.
In der Bertramstraße sind Bosnier, Türken, Marokkaner oder auch junge Menschen aus Zentralafrika zum Freitagsgebet gekommen. Die Wiesbadener Moschee wurde in den vergangenen drei Wochen eingerichtet. Dazu gehört auch eine kleine Bibliothek – mit Büchern zum Islam auf Deutsch.
Text: Ingeborg Toth
Foto: Erdal Aslan
Dieser Artikel ist zuerst im Wiesbadener Kurier und Wiesbadener Tagblatt erschienen.
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