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Einen Monat lang gefastet: Wie M!W-Redaktionsleiter Erdal Aslan den Ramadan erlebt hat

20. Juli 2015 · rmd_admin

18 Stunden am Tag auf Speisen und Getränke verzichtet: Vom 18. Juni bis 16. Juli dauerte der islamische Fastenmonat Ramadan an. Erdal Aslan, redaktioneller Leiter von Mensch!Westend, hat gefastet und beschreibt hier, wie er den Ramadan erlebt hat.

Pünktlich, wie jedes Jahr einige Tage vor Beginn des Ramadan, schlug mein innerer Schweinehund Alarm: Es geht wirklich los, vorbei das unbeschwerte Eis-Schlemmen in der Sonne, der wohlriechende Kaffee am Morgen, das Genießen von eiskalten Getränken und leckeren Snacks zu jeder Tageszeit. Einen Monat lang nicht das tun und lassen können, wie und wann man will – ich habe keine Lust!

Cartoon FastnMonat

Tschüss Komfortzone

Mit dieser Trotzreaktion hatte ich gerechnet, da ich nicht das erste Mal zu fasten beabsichtigte: Der Widerwille setzt immer dann ein, wenn man seine gemütliche Komfortzone verlassen und sich einer Aufgabe stellen muss – beziehungsweise will. Und ich wollte wieder die Chance nutzen, einen Monat lang meinem inneren Schweinehund den Kampf anzusagen. Und damit auch einem zentralen Kern des Islam nachkommen: das Ego unter Kontrolle zu halten. Dafür ist der Ramadan ein ideales Training.

So wich der Widerwille sehr bald der Vorfreude auf diesen besonderen Monat. Als einige Tage des Fastens vergangen waren, fand ich mich überraschend schnell wieder im Rhythmus des Ramadan. Der ohrenbetäubende Alarm des Schweinehunds war verklungen.

Das Hungern etwa stellte für mich überhaupt kein Problem dar. Trotz des Umstands, dass ich von etwa 3.45 Uhr morgens bis 21.45 Uhr keinen Bissen zu mir nahm, habe ich keinen Hunger verspürt (deshalb gab es abends auch keine Völlerei!). Es ist jedes Jahr aufs Neue für mich überraschend, wie schnell der Körper sich darauf einstellt_. Einige Tage länger dauerte es jedoch, sich daran zu gewöhnen, täglich den Schlaf um drei Uhr nachts zu unterbrechen, um noch eine Kleinigkeit zu essen und vor allem zu trinken.

Das Fastenbrechen in der Moschee des Islam Info Service (Bertramstraße).
Leckereien zum Fastenbrechen: Vor allem wenn Gäste erwartet werden, tischen Muslime oft groß auf.

Das tägliche Fastenbrechen wird traditionell mit Datteln eingeleitet.
Eine Gruppe pakistanischer Touristen aus Luxemburg, die fürs Fastenbrechen nach Wiesbaden ins Restaurant „Fasan“ gekommen sind.

Das erste Glas Wasser

Das war besonders Anfang Juli wichtig, als eine unglaubliche Hitze herrschte, in der das Nichttrinken nicht immer leicht fiel. Vor allem in den Abendstunden, kurz vor dem Fastenbrechen, bemerkte man den trockenen Mund, die Konzentrationsfähigkeit ließ ebenfalls nach. Aber auch das ging. Wenngleich ich von meinem nichtmuslimischen Umfeld manchmal unverständliche Blicke erntete: „Das kann nicht gesund sein!“, war ein Satz, den ich oft gehört habe. Dabei dürfte ich gar nicht fasten, wenn es mir gesundheitliche Probleme machen würde. Auf mich traf das aber nicht zu, daher war der Moment, in dem ich nach einem heißen Tag das erste Glas Wasser trinken durfte, stets ein ganz besonderer. Das Mitgefühl für Menschen, die dursten und hungern müssen, verspüre ich in keiner Zeit des Jahres so intensiv wie im Ramadan. Man wird dankbarer für das, was man hat – und das ist gesund für die Seele.

Ramadan_infokastenÜberhaupt steht eher die spirituelle Erfahrung im Fokus als der Verzicht auf Speisen und Getränke. Letzteres gerät schnell in den Hintergrund. Denn das Fasten im Ramadan ist eine Zeit der inneren Einkehr, in der ich versuche, das vergangene Jahr zu reflektieren. Eine Gelegenheit, zu schauen, wo ich im Leben stehe. Auch dieses Jahr wurde ich mir meiner Angewohnheiten bewusst, die sich über ein ganzes Jahr eingeschlichen und vom Wesentlichen abgelenkt haben – immer wieder erstaunlich, wie viele das sind. Und was nie leicht ist, aber zum Ramadan gehört auch: sich in schwierigen Situationen in Geduld zu üben, positiv zu denken und besser mit seinen Mitmenschen umzugehen. Ob ich das immer geschafft habe, weiß ich nicht. Zumindest erkannte ich Situationen klarer, in denen ich dazu neige, ungeduldig zu reagieren.

Unsere Köpfe (115659370).bmp

Erdal Aslan, redaktioneller Leiter von Mensch!Westend

Der Ramadan war insgesamt – wie jedes Jahr – eine tolle Erfahrung, die meine Willenskraft gestärkt hat. Es geht eine Zeit zu Ende, in der ich alte Bekannte beim gemeinsamen Iftar (Fastenbrechen) treffen durfte. Eine Zeit, in der ich wieder erkennen konnte, dass man im Alltag von viel weniger abhängig ist, als man erwartet. Unterm Strich, auch wenn es einige nicht glauben wollen, ging für Muslime der schönste Monat im Jahr zu Ende.

Text: Erdal Aslan

Fotos: Erdal Aslan, Harald Kaster

Karikatur: Theodor Schneckensteiff

Gepostet in: //Welt, //Westend
Tags: Erdal Aslan, Essen, Fasten, Islam, Kulturen, Moschee, Muslime, Ramadan, Religion, Selbstversuch, Trinken, Westend, Wiesbaden

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