Stadionatmosphäre mitten im Westend: Markus Endemann wird seinen Hinterhof in der Roonstraße 22 zur EM wieder in eine Mini-Arena verwandeln. 80 bis 90 Leute finden dann auf den Bierbänken, Stühlen und der Mini-Tribüne Platz. „Das ist seit der WM 2006 in Deutschland Tradition bei mir. Wenn ich das jetzt nicht zur EM machen würde, wären viele Nachbarn sehr enttäuscht“, sagt der Dachdeckermeister. „Das ist inzwischen ein fester Bestandteil des Viertels.“

„Stadion“ im Hof Endemann: In der Roonstraße erleben Nachbarn die EM in ganz eigener Atmosphäre, wie hier bei der WM 2014. Foto: Endemann
Bei der WM 2006 hat er sich von der „tollen Stimmung im Land“ anstecken lassen und im Hof eine Leinwand aufgestellt, mittlerweile ist eine Beamerhalterung in der Toreinfahrt fest eingebaut. „Jedes Spiel wird zum Nachbarschaftsfest, wo jeder was zum Essen oder zum Grillen mitbringt“, freut er sich. Endemann schmückt dafür seinen Hof mit Fahnen aller Teilnehmer, Riesen-Fußbällen und Bannern. „Ein echter Rollrasen wird auch ausgerollt, aber erst, wenn die deutsche Nationalmannschaft das Viertelfinale erreicht. Denn der Rasen hält nur etwa eine Woche.“ Dann werden auch Eckfahnen aufgestellt und ein Spielfeld mit Kreide aufgezeichnet. „Außerdem organisieren wir ein Tippspiel mit Preisen. Das eingenommene Geld lassen wir unserem Klohausprojekt in Äthiopien zugutekommen.“

Fußballfan Markus Endemann: Hier schwenkt der Dachdeckermeister im Hinterhof in der Roonstraße die Deutschland-Fahne.
Jedes Spiel wird gezeigt
Jedes Spiel der EM wird per Beamer gezeigt. Rappelvoll werde es vor allem bei den Begegnungen von Deutschland. „Deshalb muss man früh da sein, um einen Platz zu ergattern.“ Mit lauten Schlachtgesängen wird dann Jogis Elf angefeuert. Die umliegenden Nachbarn hätten kein Problem damit. „Nur die, deren Teams schon früh ausgeschieden sind“, sagt Endemann lachend. Nach den vier Wochen verfluche er sich jedoch ein bisschen selbst. „Wir bauen ja jeden Abend wieder den Beamer und die Leinwand ab und müssen aufräumen, das ist viel Arbeit.“ Er wünscht sich daher ein bisschen mehr Unterstützung. „Denn die Stimmung hier ist wirklich einmalig.“
Vor allem, wenn Deutschland wie bei der WM den Titel holt. Endemann ist großer Fan des DFB-Teams. „Ich finde es toll, wie sich die Mannschaft entwickelt hat.“ Auch dieses Mal rechnet er mit einem Finaleinzug. „Wenn wir das Endspiel erreichen, gewinnen wir das auch“, ist der 50-Jährige überzeugt. Aber auch, wenn es nicht zum Titel reichen sollte, freut er sich auf eine „große Party“. Die Nachbarn werden es ihm danken, und wieder „Schalalala, Fußball gibt’s bei Endemann“ von der Tribüne trällern.
Text & Foto: Erdal Aslan
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