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Wiesbaden Biennale: Installation „Sperr“ auf dem Faulbrunnenplatz irritiert

30. August 2016 · admin

Nie war die Frage, „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ so treffend gestellt, wie angesichts der Installation auf dem Faulbrunnenplatz. Alte Tische und Stühle, Schemel und Sofateile, Bretter und abgelegte Bastelarbeit – eine Aufgabe für die Entsorgungswerke. Manch einer wollte sich am Eröffnungstag zum Start des Theaterfestivals Biennale schon selbst bedienen: Die weiße Garderobe mittendrin im Sperrmüll wäre doch noch brauchbar! Zu Hause! Da waren die beiden Gestalten hinter ihrer Maske noch nicht so sehr sichtbar geworden.

Zwei Menschen nämlich sitzen mittendrin in der Installation und machen wie bewegungslose Puppen darauf aufmerksam, dass es sich hier doch um etwas Besonderes handeln muss. Sie tragen ein „E“ und „I“ aus Pappe. Ist das Kunst?

"Wirklichkeit" steht in großen Buchstaben auf der Sperrmüll-Sammlung auf dem Faulbrunnenplatz: eine Installation des Schweizers Thomas Hirschhorn im Rahmen des Theaterfestivals der Biennale. Nicht von allen wird sie als ein Kunstwerk erkannt. Foto: wita/Paul Müller

„Wirklichkeit“ steht in großen Buchstaben auf der Sperrmüll-Sammlung auf dem Faulbrunnenplatz: eine Installation des Schweizers Thomas Hirschhorn im Rahmen des Theaterfestivals der Biennale. Nicht von allen wird sie als ein Kunstwerk erkannt. Foto: wita/Paul Müller

Zwei Menschen mit Maske inmitten des Trödels

Thomas Hischhorn aus der Schweiz hat den Müll jedenfalls absichtsvoll am Faulbrunnenplatz arrangiert. Das Ausrangierte soll die zehn Festivaltage hindurch bleibendes Zeugnis alltäglicher Hinterlassenschaften zu sehen sein. Die Personen, die da insgesamt 264 Stunden lang ununterbrochen sitzen, wechseln alle zwei Stunden. Diese Zeit als lebendes Monument ist auch lang genug. Vor allem nachts, wenn weniger Busse am Verkehrsknotenpunkt halten, kaum noch Leute unterwegs sind. Tags über kann da schon mal mit den ausgelegten Blumen gespielt werden. Und die sind künstlich. Und Teil des temporären Kunstwerks „Sperr“.

Die meisten Passanten, Personen, die über die Schwalbacher Straße hinweg in die Innenstadt wollen und Fahrgäste für die vielen Eswe-Linien am Platz, laufen wenig beeindruckt an der Sperrmüll-Lagerstätte vorbei. Die, die im Viertel wohnen, haben sich nach erster Irritation schon eher angefreundet: den Begriff entziffert und geschmunzelt. Kunden der Volksbank im dahinterliegenden Gebäude und Patienten der Diabetes-Praxis sind verwundert, haben aber ein Gesprächsthema. „Gut, zu wissen: ,Das ist Kunst‘“.

Faulbrunnen sperr

„Für meine Arbeit in Wiesbaden verwende ich Materialien und Gegenstände, die alle kennen und benutzen“, sagt Künstler Thomas Hirschhorn. Dazu sind auch zwei maskierte Menschen (rechts), die stumm zwischen den Gegenständen sitzen, ein Teil des Projekts, denn auch der Mensch gehöre zum Alltag.

Waschmaschine ohne Rücken, Truhe mit Holzwurm

Im Faulbrunnenplatz-Fall gehören dazu Waschmaschine ohne Rücken, ein vergammelter Backofen mit Kissen, Geschirrabtropfer, ein altes Gemälde, eine Truhe mit Holzwurm und – wie schön, jedenfalls zu Anfang – ein Luftballon. Mit seiner Hilfe wird die Sperrmüll-Präsentation leicht, luftig und kann lächeln. Der ausgedienten Matratze und dem Sortiment an Flaschen (leere) hilft das weniger als vielleicht dem großen Teddy und den Büchern auf dem Bord rund um die Haltestelle an Bussteig B. Wo bis vor Kurzem ein Shuttle des Rheingau-Musik-Festivals Gäste aufnahm, heißt es jetzt: „Brauchst du einen Herd? Hier ist noch einer …”. Oder auch: „Können wir noch was dazustellen?” Und was wäre der Müllsack dann? Ein Teil des Kunstwerks und könnte trotzdem weg? Wie wohl sämtliche Teile nach dem letzten Festivaltag.

Text: Viola Bolduan

Hitzige Debatte um 20 Zentimeter

.Zu einer hitzigen Debatte kam es am Dienstag zwischen dem Künstler und dem Geschäftsführer von ESWE Verkehr, Hermann Zemlin: Die Sperrmüll-Installation steht an der Bus-Haltestelle zum Teil auf dem Blindenleitstreifen. Der Künstler war nicht bereit, sie um 20 Zentimeter zu versetzen. Um die Sicherheit zu gewährleisten, nutzt ESWE jetzt nur noch einen Teil der Haltestelle. (mel)

Dieser Artikel ist zuerst im Wiesbadener Kurier und Wiesbadener Tagblatt erschienen.

Gepostet in: //Westend
Tags: Biennale, Faulbrunnenplatz, Kunst, Sperr, Sperrmüll, Staatstheater, Thomas Hirschhorn, Westend, Wiesbaden

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