Als Taxifahrer darf man ja vielen Unterhaltungen beiwohnen. Manche sind spannend, andere eher weniger. Und dann gibt es solche Gespräche über – „brutales Wasser“. Aber lesen Sie selbst:

Der mittlerweile wegen Vandalismus geschlossene Laufbrunnen am Schläferskopfstollen oberhalb der Fasanerie.
Zwei junge Männer Anfang 20 sind vor einiger Zeit an einer Haltestelle eingestiegen, einer vorne, der andere hinten. Nachdem sie das Ziel genannt hatten, fingen sie an sich aufgeregt zu unterhalten: „Weißt du, Bruder, ich war letztens Wasser holen bei Fasanerie, ist so eine Quelle. (gemeint ist der mittlerweile geschlossene Laufbrunnen am Schläferskopfstollen oberhalb der Fasanerie, Anm. d. Redaktion)“ – „Ja man, ich kenne das, da war ich auch schon.“ – „Ja, ich habe vier, fünf, sechs Metzeral-Flaschen voll gemacht. Alter, ich sage dir, dieses Wasser schmeckt brutal!“ – „Ja Cano (mein Lieber), ich weiß, ich war mit Tugay da. Und diese Wasser schmeckt barbarisch, Bruder! Weißt du.“ – „Ja, ich weiß, meine Mutter und mein Vater trinken das so gerne, bin da mit Fahrrad hin.“ – „Oh ja, Bruder, das Wasser, Alter, schmeckt barbarisch Cano!“ – „Ich war mit meinem Vater in Antalya, weißt du, Alter, am Meer, Alter, und da war ein Brunnen, Alter, und es hat so lange gedauert, bis das Wasser kam, so halbe Stunde, Alter, Bruder ey, und das hat geschmeckt, so was habe ich noch nie getrunken!“ – „Ich weiß, Bruder, mir ist jeder Euro zu schade fürs Wasser ausgeben, ich trinke nur noch dieses barbarische Quellenwasser.“ „Ja, Bruder, barbarisch!“
So ging das hin und her – mit Wasser, Bruder, Alter und Cano, und wieder von vorne, bis wir am Ziel ankamen. Ich war froh, als die beiden ausgestiegen sind. Wie kann man sich auf diese Weise über etwas unterhalten, das man in zwei Sätzen hätte erledigen können, dachte ich mir. Und doch hatte ich auf einmal unglaublich Durst bekommen, wenn ich ehrlich bin. Ich wäre fast an die Fasanerie gefahren. Wasser habe ich mir dann doch im Supermarkt besorgt. Und der erste Schluck hat barbarisch gut geschmeckt, Alter! Brutal!
Text : Ismail Cerci (Taxifahrer)

Taxifahrer Ismail Cerci
Ismail Cerci (38) ist als Taxifahrer im Westend tätig und schreibt in jeder neuen M!W-Ausgabe in seiner Kolumne „Taxistand“ über seine Erlebnisse, wenn er mit dem Taxi unterwegs ist.
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