„Wickie und die starken Männer“ oder „Benjamin Blümchen“? Nichts da: Mit Hörspielen konnte Hollis MX als Kind längst nicht soviel anfangen wie mit Beats: „Wie sehr mich Musik ergreift, habe ich im Alter von acht Jahren wahrgenommen. Als die Sugarhill Gang mit ‚Rappers Delight‘ rauskam, war es um mich geschehen. Ich habe mit meinem Kassettenrekorder im Bett gelegen und konnte irgendwann die fast 15-minütige Version mit rappen: Wort für Wort“, erinnert sich der Westendler. Als Schlagzeuger der Schul-Band vertiefte er einige Jahre später seine Leidenschaft und schmiss kurz darauf sein Fachabitur: „Zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch gar nicht so sicher, ob ich DJ oder Rapper sein wollte, obwohl ich schon Auftritte in meiner Schule als Rapper absolviert hatte. Ich hatte zwei Turntables und ein Mikrofon in meinem Zimmer und habe von beidem ein bisschen gemacht.

Hollis MX sagt: „Ich rappe über rockige Gitarrenriffs und akustische Drumsets.“
Musiker mit amerikanischen Wurzeln
Mit DJ 2 Tuff Dee gründete er dann die Band „Audio Knights“, 1992 erschien mit der Partynummer „Feel da Music“ die erste Single, beeinflusst von der damaligen Euro-Dance-Welle und amerikanischem Hip-Hop. Seit 1996 rappt Hollis nur noch auf Deutsch. „Obwohl ich amerikanische Wurzeln habe, fand ich es als gebürtiger Deutscher irgendwann lächerlich, in englischer Sprache zu rappen. Auch war ich der Meinung, dass man mit den Jungs aus den Staaten in Bezug auf lyrische Fähigkeiten und Technik von Deutschland aus nicht mehr mithalten konnte.“
Beats mit deutschen Texten
Als er sich in einer Koblenzer Disco erstmals traute, einen Beat mit einem deutschen Text zu bestücken, war die Resonanz des Publikums so überwältigend, dass er dabei blieb.
Als Gast- und Studiorapper folgten zahlreiche Veröffentlichungen, 2004 gewann er die Rhein-Hip-Hop-Jam-Session und wurde 2013 mit seinem Projekt „Agent Fuenf“ zum Sieger der BIG FM Newcomer Show gewählt. Nun bringt er sein Debütalbum „Confusion“ heraus, die Release-Party ist am Donnerstag im Kulturpalast.
Sozialkritisches und Persönliches, aber auch mal Party
„70 Prozent der Songs auf dem Album haben ein Rockfeel. Ich rappe über rockige Gitarrenriffs und akustische Drumsets. Die anderen 30 Prozent decken mehrere Genres ab: Ich komme von einem Dance-Song zu einem Club-Banger, um dann auf einem Latin angehauchten Song zu landen“, so Hollis. „Textlich decke ich Sozialkritisches, Persönliches, aber auch einfach mal Party ab.“ Was kann Rap, was gewöhnliche Songs nicht vermögen? „Unsere Waffe ist das Wort. Und das gesprochene Wort kann sehr mächtig sein. Es gibt keine Musikrichtung, die gerade der Jugend so aus der Seele spricht“, ist Hollis MX überzeugt. „Rapmusik scheut sich nicht davor, die Dinge ganz klar anzusprechen.“
Text: Julia Anderton
Foto: Flashlight Photography
Dieser Artikel ist zuerst im Wiesbadener Kurier und Wiesbadener Tagblatt erschienen.
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