„Ich liebe das Westend“, sagt Bruno Brasil, und so wie er es sagt, glaubt man es ihm sofort. „Das ist mein Kiez, hier grüßen wir uns alle. Ich lebe sehr gerne hier.“
Bruno Brasil, das ist natürlich ein Künstlername, „aber so kennen mich alle, und so will ich auch genannt werden“, meint der 61-jährige Gitarrist. In der Wiesbadener Musikszene ist er fest verankert. Seit rund zehn Jahren hat er seine kleine Musikschule in den Räumen eines ehemaligen Angelgeschäfts in der Blücherstraße 25. Über den Musikräumen wohnt er auch. Und was er besonders toll findet: „Meine Nachbarn beschweren sich überhaupt nicht. Die lieben meine Musik!“ Natürlich dreht er die Verstärker nicht bis zum Anschlag hoch, aber wenn er Gitarrenunterricht gibt, sind schon mal ein paar Klänge zu hören.

Bruno Brasil in seinem Element: Der Gitarrist hat in der Blücherstraße eine Musikschule und tritt mit zwei Bands in der Region auf.
Vom Anfänger bis zum Halbprofi, der sich noch mal ein paar Tipps für bestimmte Musikrichtungen holen möchte, unterrichtet Bruno Brasil alle, die Spaß am Gitarrespielen haben. Und zwar auf E-Gitarre oder akustischem Instrument. Ganz klassischer Stil ist seine Sache nicht, eher Pop, Rock, Jazz. Und man muss dazu nicht einmal Noten lesen können: „Wer das will, dem bringe ich das auch bei. Aber wer dazu keine Lust hat, kann auch anhand von einfachen Tabulator-Notationen spielen“, betont der Musiker, der jeden da abholt, wo er steht.
Seine Lebensgefährtin Antje Abisch, eine Psychotherapeutin mit eigener Praxis, gibt in den Musikschulräumen Klavier- und Gesangsunterricht, und dann gibt es noch den Kollegen Romano Winterstein, der Bass unterrichtet. Mit ihm und Nick Henderson bildet Bruno ein Gipsy-Trio, das erst kürzlich beim Biebricher Höfefest wieder für Furore sorgte. Und mit dem zweiten Trio, „Billboard“, ist er mit Rock-Urgestein Porky Kronier und Johnny Dunn im Rockgenre mit Coversongs der 60er bis 80er Jahre unterwegs. „Ich will jetzt gerne wieder öfter live spielen“, sagt Bruno Brasil, der in dieser Hinsicht einige Jahre Pause eingelegt hat und sich auf die Musikschule konzentrierte.

Bruno Brasil vor seiner Musikschule in der Blücherstraße.
Begleitung von Peter Kraus und Joan Faulkner
Jetzt aber zieht es ihn wieder auf die Bühnen in der Region, nachdem er dort in den 80er und 90er Jahren mit seiner Gala-Combo Stammgast war. Als Begleitband ging Brasil mit seiner Band unter anderem mit den legendären „Platters“ , Roberto Blanco, Joan Faulkner und Peter Kraus auf Tour. Auf Bällen und anderen festlichen Anlässen, vom Ball des Sports bis zu Firmenevents, Schulbällen und Galakonzerten, spielte er mit seiner „Bruno Brasil Band“ Songs von vielen verschiedenen Interpreten. Dieses Geschäft begann jedoch etwa ab 2000 zu schwächeln. „Dann hat diese ganze Gala-Szene an Zugkraft verloren“, bedauert er. Firmen sparten, andere engagierten lieber einen DJ als eine ganze Band – und das Geschäft für Bruno Brasil brach ein. Der Musiker nahm eine Auszeit, in der es ihm auch gesundheitlich nicht gut ging. Dass er in dieser Zeit seine Lebensgefährtin Antje traf, „hat mich gerettet“, sagt er. Die Musikschule war sein neues Projekt. „Damit bin ich auch ganz gut ausgelastet.“
Seine Schüler kommen nicht nur aus dem Westend, sondern aus ganz Wiesbaden und darüber hinaus. Im Viertel fühlt sich Bruno mittlerweile fest verwurzelt, spielt auch gerne auf den Schulfesten der Blücherschule. „Da dürfen sich auch meine Schüler gerne auf der Bühne ausprobieren“, berichtet er. „Die Mädchen singen gerne mal zur Gitarre, die meisten Jungs spielen lieber nur.“
Musiker mit Leib und Seele
Er selbst ist Musiker mit Leib und Seele, stammt aus Baden-Württemberg und kam nach Wiesbaden, um Betriebswirtschaft zu studieren – auf Wunsch seiner Eltern. Doch die Musik spielte schon bald die Hauptrolle, er gründete seine Bands, kam durch seinen Freund Siggi Gerhard in die Gala-Szene und verdiente seinen Lebensunterhalt seitdem als Künstler. Nebenbei absolvierte er in München noch ein Musikstudium. Die Bands tourten durch ganz Deutschland, „es war eine tolle Zeit“, blickt Bruno zurück. Nun aber konzentriert er sich auf seinen Unterricht – und seit Kurzem mit den beiden Trios auch wieder auf die Bühnenauftritte. Am 15. Juni ist er das nächste Mal zu hören: im „Neuen Schützenhaus“, wo ein Benefiz-Rockkonzert unter der Regie von Sam Kuhfus stattfinden wird.
Text: Anja Baumgart-Pietsch
Foto: Erdal Aslan
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