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Bundestagswahl: Zwischen Frust und Hoffnung – Stimmung im Westend vor dem Wahlsonntag

21. September 2017 · admin

Gewittrige Stimmung liegt über der Stadt. An einem Nachmittag einige Tage vor der Bundestagswahl herrscht dennoch reges Treiben auf den Straßen des Westends. An der Kreuzung von Goeben- und Scharnhorststraße etwa wird an der Kunst-Koffer-Haltestelle eifrig gehämmert. Die zehnjährige Malena arbeitet an einem Vogelhäuschen, ihr sechsjähriger Bruder Marlon hat sich ein Schwert gebaut. Ihr Papa hat Zeit für ein Gespräch über die kommende Wahl. „Passieren wird nicht viel, sonst wäre in der Zeit der Großen Koalition etwas passiert. Es wird sich nichts ändern“, glaubt Matthias Klotzbach.

Immer mehr Wahlplakate zur Bundestagswahl schmücken die Wellritzstraße. Im multikulturellen Westend gibt es sehr unterschiedliche Ansichten: Manche freuen sich, dass sie wählen dürfen, andere werfen die Wahlunterlagen direkt in den Müll.

Immer mehr Wahlplakate zur Bundestagswahl schmücken die Wellritzstraße. Im multikulturellen Westend gibt es sehr unterschiedliche Ansichten: Manche freuen sich, dass sie wählen dürfen, andere werfen die Wahlunterlagen direkt in den Müll.

Wählen gehen wird er trotzdem, auch wenn er sich nicht vorstellen kann, dass die Politik angesichts des Abgas-Skandals gegen die Auto-Lobby durchgreifen würde. Ein Thema, das an diesem Nachmittag immer wieder aufkommt. Ihm persönlich ist als Physiotherapeut die Gesundheitspolitik ein besonderes Anliegen. „Das ist ein Studienberuf. Bei allem Respekt: Wenn man bezahlt wird wie bei der Müllabfuhr, dann stimmt was nicht“, findet der 43-Jährige. Dass es in einem Land wie Deutschland viele Menschen gibt, die mit einem Job allein nicht auskommen, sei jedenfalls nicht in Ordnung. Auch das ein Aspekt, der immer wieder thematisiert wird.

„Passieren wird nicht viel, sonst wäre in der Zeit der Großen Koalition etwas passiert“, glaubt Familienvater Matthias Klotzbach, der trotzdem wählen wird.

„Passieren wird nicht viel, sonst wäre in der Zeit der Großen Koalition etwas passiert“, glaubt Familienvater Matthias Klotzbach, der trotzdem wählen wird.

„In anderen Ländern sterben die Leute dafür“

Zwei der Wiesbadener Direktkandidaten kenne Klotzbach von den Plakaten. Ingmar Jung (CDU) und Simon Rottloff (SPD) sind auch Alex N’Guessan aufgrund der Plakate ein Begriff. „Ich habe mich aber noch nicht damit beschäftigt“, sagt er, während sein Sohn auf dem Hof der Blücherschule spielt. Der ist zweieinhalb, weshalb dem 43-Jährigen die Aussicht auf kostenfreie Kita-Plätze sympathisch ist. Ansonsten seien Integration und Sicherheit wichtige Themen. Von der Elfenbeinküste stammend darf er zum ersten Mal an einer Bundestagswahl teilnehmen – und wird es wohl auch tun. „In anderen Ländern sterben die Leute dafür“, betont der staatlich geprüfte Techniker.

Im Westend machen jedoch nicht alle von ihrem Wahlrecht Gebrauch. „Ich habe den Brief ungeöffnet weggeschmissen. Ich gehe nie wählen. Bevor ich eine falsche Entscheidung treffe, treffe ich lieber gar keine“, erläutert Ricarda Frädrich. Nur wenige hundert Meter entfernt, schaut sie ihrem Sohn beim Spielen zu. Probleme, die es zu lösen gilt, sieht sie aber schon. So gebe es ihrer Ansicht nach „zu viele Asylanten“, die nicht vor Krieg geflohen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen gekommen seien. Auch mit den Verhältnissen im Westend ist sie nicht zufrieden. „Mehr Polizei wäre gut. Es gibt zu viele Betrunkene in der Stadt und hier laufen sie mit Drogen auf der Straße rum“, findet die 21-Jährige. Sorgen mache sie sich vor allem um ihren fünfjährigen Sohn, weil der langsam beginne das Verhalten der Jugendlichen zu kopieren.

„Die kennen nicht mal ein paar Minister“

Sorgen um Jugendliche macht sich dagegen Amer Mimoun, der gerade in der Wellritzstraße einen Kaffee trinkt. „Die kennen nicht mal ein paar Minister“, bedauert der Lehrer an einer Haupt- und Realschule in Darmstadt. Der aus Marokko stammende 52-Jährige ist der einzige Befragte, der mit Simon Rottloff einen der Wiesbadener Direktkandidaten persönlich kennt. Zwar vom Fußball, aber als Mitglied des Ausländerbeirats ist er politisch interessiert und sieht neben der Bildung vor allem Flüchtlinge und die Umwelt als wichtige Themen an. Er werde auf jeden Fall wählen gehen.

Noch unentschieden: Der syrische Künstler Emad Korkis darf zum ersten Mal wählen.

Noch unentschieden: Der syrische Künstler Emad Korkis darf zum ersten Mal wählen.

Genau wie Emad Korkis, der am offenen Fenster seines Ateliers im Georg-Buch-Haus sitzt. Schließlich ist der vor neun Jahren aus Syrien geflüchtete Maler erstmals wahlberechtigt. „Ich muss mich jetzt mit den Themen auseinandersetzen. Muss mehr erfahren von den Parteien, was sie durchsetzen wollen“, sagt der 38-Jährige. Auch wenn ihm, wie vielen anderen auch, klar sei, dass zwischen Ankündigung und Umsetzung ein großer Unterschied bestehe. Ein großer Traum wäre für Korkis die Einführung eines Grundeinkommens, weil dies Entwicklungsmöglichkeiten für die Menschen bieten würde: „Die Entwicklung eines Landes liegt an der Entwicklung seiner Bürger“, findet Korkis.

Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei

Eine Ecke weiter sitzt Cengiz Bulut in der Wellritzstraße und raucht. Ob er in diesem Jahr wählen gehe, wisse er noch nicht. „Jede Partei ist gleich für mich“, sagt der türkischstämmige Mann. Gut bezahlte Arbeit ist ihm am wichtigsten. Aber auch das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei beschäftigt ihn. „Es sieht sehr schlecht aus mit der Freundschaft, die jahrelang immer gut war“, bedauert der 45-Jährige. Berechtigt finde er das nicht. In der Türkei werde kein Mensch grundlos verhaftet. Berichte, die etwas anderes behaupteten, seien seiner Ansicht nach gelogen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum es derzeit schwer fällt, türkischstämmige Menschen im Westend zu einem Zeitungs-Interview zu bewegen.

Text: Hendrik Jung
Fotos: T. Boor, H. Jung, L. Shkirtovskaya

Gepostet in: //Allgemeines, //Westend, //Wiesbaden
Tags: AfD, Angela Merkel, Bundestagswahl, CDU, Die Partei, FDP, Freie Wähler, Grüne, Ingmar Jung, Linke, Martin Schulz, Piraten, Simon Rottloff, SPD, Wahl, Westend, Wiesbaden

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