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35 Jahre „Haselnuss“: Treffpunkt für das ganze Viertel – Naturkost im Wiesbadener Westend

16. Oktober 2017 · admin

Deutschland 1982: Saurer Regen, Waldsterben, Hunderttausende demonstrieren gegen Kernenergie, die Grünen ziehen erstmals in den Hessischen Landtag ein. Umweltthemen haben Hochkonjunktur, als Christa Roth den Naturkostladen „Haselnuss“ in der Yorckstraße eröffnet. „Ich wollte nicht nur gesunde Lebensmittel anbieten, sondern mich auch politisch für die Umwelt einsetzen“, sagt Roth über ihre damalige Motivation. Und so nutzte sie ihr Schaufenster eben auch für ihren Kampf gegen die Atomkraft und beklebte es mit Plakaten.

Die Haselnuss-Macherinnen: Christa Roth (links) hat den Naturkost-Laden vor 35 Jahren eröffnet. Uta Müller führt ihn seit 20 Jahren alleine. Seitdem sie auf der Terrasse ein kleines Bistro betreibt, hat sich der Laden zu einem beliebten Treffpunkt im Viertel entwickelt.

Die Haselnuss-Macherinnen: Christa Roth (links) hat den Naturkost-Laden vor 35 Jahren eröffnet. Uta Müller führt ihn seit 20 Jahren alleine. Seitdem sie auf der Terrasse ein kleines Bistro betreibt, hat sich der Laden zu einem beliebten Treffpunkt im Viertel entwickelt.

Pionierarbeit in Wiesbaden

Das Westend war damals ein Kneipenviertel, erinnert sie sich, nicht besonders schön, aber geprägt von einer überwiegend alternativen und politisch linken Szene. Hier passte die „Haselnuss“ besser hin als nach Kastel, wo ein erster Versuch gescheitert war. Die Szene war allerdings sehr streng, erzählt Christa Roth, selbst Schokolade war verpönt. „Sie wollten mich als Mutter Teresa mit Schafswolle und Birkenstock und nahmen es übel, wenn ich einmal Turnschuhe trug.“ Mitunter hatte ihre anspruchsvolle Kundschaft auch naive Vorstellungen. „Die Leute fragten nach unverstrahlten Eiern – vier Wochen nach Tschernobyl“, sagt sie kopfschüttelnd.

Weil auch Lebensmittel- und Drogerieketten mittlerweile Bio-Produkte anbieten, hat die „Haselnuss“ ihren Schwerpunkt auf frische Ware wie Gemüse, Brot, Käse oder Wurst verlagert.

Weil auch Lebensmittel- und Drogerieketten mittlerweile Bio-Produkte anbieten, hat die „Haselnuss“ ihren Schwerpunkt auf frische Ware wie Gemüse, Brot, Käse oder Wurst verlagert.

Vereinzelt gab es Anfang der 1980er Jahre zwar schon Bioläden in Wiesbaden – etwa Demeter oder die Vollkornbäckerei Kaiser – aber im Großen und Ganzen leistete Christa Roth Pionierarbeit. Das Müsli mischte und verpackte sie eigenhändig. Und da es noch keine Vertriebswege für Bio-Lebensmittel gab, fuhr sie selbst zu den Bauernhöfen und holte das Getreide in Säcken ab. „Es war unglaublich viel Arbeit“, sagt die 69-Jährige rückblickend, „auf Dauer war es zu viel.“ Als sich die Gelegenheit ergab, hat sie das Geschäft daher gerne abgegeben. Claus und Christel Dörr vom Bio-Hof Fischbach übernahmen es 1987 zusammen mit mehreren ihrer Angestellten, und so wurde die „Haselnuss“ zum Hofladen.

Fleischwaren zogen ins Sortiment

Mit dem Besitzerwechsel zogen Fleisch- und Wurstwaren ins bis dahin rein vegetarische Sortiment ein, außerdem das Steinofenbrot aus der hofeigenen Bäckerei. Damals war auch die heutige Inhaberin, Uta Müller, als stille Teilhaberin schon an der „Haselnuss“ beteiligt. Die studierte Landwirtin war ursprünglich auf dem Hof beschäftigt, rutschte später langsam in den Laden rein und übernahm ihn schließlich 1997 ganz. Fleisch und Brot bezieht sie nach wie vor vom Hof Fischbach.

Damals in der Haselnuss: Christa Roth präsentiert Anfang der 80er Jahre stolz ein Schild aus Holz.

Damals in der Haselnuss: Christa Roth präsentiert Anfang der 80er Jahre stolz ein Schild aus Holz.

„Das Publikum hat sich mit der Zeit gewandelt. Die Leute sind nicht mehr so dogmatisch“, hat Müller beobachtet, und sie ist froh darüber. Ihre Kundschaft seien „sehr bewusste Leute“, die sich in der „Haselnuss“ auch zum Austausch treffen. Spätestens seit sie auf der Terrasse ein kleines Bistro betreibt, hat sich der Laden zu einem beliebten Treffpunkt im Viertel entwickelt. Und auch das Westend selbst habe sich verändert, sagt Müller. Inzwischen lebten viele junge Familien mit Kindern hier, und damit auch potenzielle Kunden. Nicht jeder könne sich immer alles leisten, aber für manche sei es auch ein politischer Schritt, im Naturkostladen einzukaufen, vermutet sie. „Wer weiter denkt, kauft näher ein – ich verkaufe Lebensmittel, die nicht weit gereist sind“, erklärt die 57-Jährige ihre Philosophie.

Einer der letzten unabhängigen Bioläden

Das Bewusstsein für gesundes Essen ist mittlerweile in breiteren Schichten der Gesellschaft angekommen. Und weil deshalb auch Lebensmittel- und Drogerieketten Bio-Produkte anbieten, mit denen sie preislich nicht konkurrieren kann, hat Müller ihren Schwerpunkt auf frische Ware verlagert: Brot, Käse, Milchprodukte, Wurst und Gemüse, zu Weihnachten Gänse. Dabei hilft es ihr, dass der Laden in den vergangenen 35 Jahren schrittweise gewachsen ist, von ursprünglich 20 Quadratmetern auf heute 70.


Seit „ProNatur“ in der Mauergasse Ende Juli von „Denn’s“ übernommen wurde, ist die „Haselnuss“ übrigens – neben „Bio unverpackt“ in der Dotzheimer Straße – einer der letzten unabhängigen Bioläden in Wiesbaden. „Alle anderen gehören zu Ketten“, sagt Uta Müller.

Text: Martina Meisl
Fotos: Erdal Aslan, Christa Roth

Gepostet in: //Allgemeines, //Westend, //Wiesbaden
Tags: Bio, Fair, Geschäft, Hofladen Haselnuss, Lebensmittel, Naturkost, Westend, Wiesbaden

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