Natürlich waren sie enttäuscht. Es flossen sogar Tränen. Schließlich waren sie so nah dran. Am ersten Titel der Vereinsgeschichte zum Greifen nah. „Aber wir konnten nicht das abrufen, was wir sonst können“, bedauerte Spielführerin Karolina Bednarova. Nach der 0:3-Niederlage des VC Wiesbaden im Pokalfinale des Deutschen Volleyball-Verbands gegen den Dresdner SC vor fast 12000 Zuschauern in Mannheim. „Am Ende hat Dresden gezeigt, warum sie uns einfach noch etwas voraus sind“, wusste die tschechische Außenangreiferin. Die sich allerdings auch gar nicht so lange mit der Pleite aufhalten wollte. „Zum einen können wir unter dem Strich stolz sein, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Und zum anderen wollen wir noch eine Medaille in dieser Saison gewinnen.“

Mit voller Wucht: VCW-Spielführerin Karolina Bednarova schmettert einen Ball beim verlorenen Pokalfinale gegen den Dresdner SC in Mannheim. Jetzt liegt der Fokus auf der Liga.
Schon an diesem Samstag (10. März, 19.30 Uhr, Halle am Platz der Deutschen Einheit) steht das „Endspiel“ um den vierten Platz in der Bundesliga-Hauptrunde gegen die Ladies in Black Aachen an. Und nur eine Woche später geht es im ersten Play-off-Viertelfinale zur Sache – ebenfalls gegen die Domstädter. Die Ausgangslage ist klar: Gewinnt der VCW am Samstag mit 3:0 oder 3:1, hat er als Vierter Heimrecht in der Play-off-Serie. Siegt Wiesbaden nur 3:2 oder verliert, müssen Bednarova und Co. im ersten Viertelfinale am 17. März sowie in einem möglichen Entscheidungsspiel, es wäre das dritte Duell der Serie, am 28. März in Aachen antreten. Wer zuerst zwei Vergleiche für sich entscheidet, zieht ins Halbfinale ein. „Die Chancen liegen bei 50:50″, mutmaßt Bednarova. „Es werden wie immer gegen Aachen sehr spannende Spiele“, so die 31-Jährige, die von 2010 bis 2015 das Trikot der Ladies in Black trug.
Die Mädchen wollen ohne Pause weiter trainieren
VCW-Trainer Dirk Groß hätte seinem Team nach dem intensiven Endspiel-Wochenende durchaus noch einen Tick länger freigegeben. „Doch die Mädchen selbst haben gesagt, dass sie am Dienstag direkt weitermachen wollten. Sie sind heiß auf die kommenden Highlights“, fürchtet der gebürtige Hanauer nicht, dass das Team erst mal in ein körperliches oder mentales Loch fallen könnte. Was Bednarova bestätigt: „Ich hätte schon eine Stunde nach dem letzten Ballwechsel gegen Dresden gegen Aachen antreten können. Die sollen ruhig kommen. Wir sind nun doppelt motiviert.“ Auch VCW-Geschäftsführerin Nicole Fetting ist überzeugt davon, dass die Mannschaft „positive Energie aus dem Auftritt vor dieser großartigen Kulisse in Mannheim zieht. Das wird uns durch die Play-offs tragen“.
Fetting, die 2009 mit den Roten Raben Vilsbiburg den Pokal holte, kann verstehen, dass Groß und einzelne Spielerinnen noch enttäuscht seien. „Das ist normal, wenn du so dicht dran bist. Meine Stimmung ist aber unverändert: Ich habe vorher schon gesagt, dass die Finalteilnahme für uns ein Gewinn war, und sage es auch jetzt noch. Wir haben uns teuer verkauft und dürfen stolz auf das Erreichte sein“, schildert Fetting. „Das war ein Volleyball-Highlight in der Halle und vielen, vielen mehr vor den TV-Geräten – und wir waren mittendrin.“
- Der Oberbürgermeister als Einpeitscher: Sven Gerich (links) feuert die Wiesbadener Volleyball-Bundesligisten beim Pokalfinale in Mannheim an.
- Beeindruckende Kulisse: 12000 Zuschauer sind beim Pokalfinale in Mannheim dabei, 1400 VCW-Fans sind aus Wiesbaden angereist.
Begeistert von Fans
Die 37-Jährige hat vor allem begeistert, „dass wir so viele Fans motivieren konnten, uns vor Ort zu unterstützen. Wenn man einen Zuschauerschnitt von 1700 in eigener Halle hat und dann 1400 Anhänger mit nach Mannheim fahren, dann ist das schon sensationell. Unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern gebührt größter Respekt, was sie alles in zweieinhalb Monaten auf die Beine gestellt haben. Dazu gehörten Ticketing, das Verteilen der Fan-Shirts und vieles mehr“. So viele Anhänger wie der VCW hatte keiner der anderen drei Endspiel-Teilnehmer dabei. „Auch der DVV hat uns direkt gesagt, dass wir uns sehr gut präsentiert haben“, so Fetting. Auch für sie ist das „Erlebnis Mannheim“ gleichzeitig „ein Ansporn. Dass wir zum Beispiel auch zu Heimspielen noch mehr Leute locken können. Wir wollen schließlich häufiger ausverkauft sein“. Die Geschäftsführerin hofft, dass dies vielleicht schon am Samstag um 19.30 Uhr gegen Aachen der Fall ist. Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie an den Abendkassen.
Text: Tobias Goldbrunner
Fotos: Corinna Seibert, Conny Kurth
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