Der bekannteste Flüchtling Wiesbadens wird Westendler: Pianist und Sänger Aeham Ahmad übernimmt das ehemalige Atelier des verstorbenen Fluxus-Künstlers Ben Patterson in der Westendstraße 23. Der 29-Jährige will dort gemeinsam mit seiner Frau Tahani schon in einigen Wochen kostenlose Musik- und Kunstprojekte für Kinder verwirklichen.

Gemeinsam für Kinder: Pianist und Sänger Aeham Ahmad und seine Frau Tahani, eine Künstlerin, wollen Musik- und Kunstprojekte für Kinder im ehemaligen Atelier des verstorbenen Künstlers Ben Patterson realisieren.
Arabische Rhythmen für Kinder
„Mein Vater war ein blinder Instrumentenbauer und hat mir immer eingetrichtert: ‚Die Musik ist der Schlüssel, der dir die Türen öffnen wird.‘ Jetzt will ich diesen Schlüssel weitergeben“, sagt Aeham Ahmad, der mittlerweile auf der ganzen Welt für Konzerte gebucht wird. Kindern von Flüchtlingen, aber auch anderen, will der studierte Musikpädagoge nun im Westend gratis arabische Rhythmen lehren. „Denn Musik bringt uns näher, Musik gibt dir die Kraft, weiterzuleben, weiterzumachen.“
Kindern Mut zu geben, war auch sein Ziel, als der staatenlose Palästinenser inmitten der Ruinen des zerbombten Flüchtlingscamps Yarmouk bei Damaskus ein Klavier aufstellte und gegen das Leid sang. Das dort geschossene Foto ging um die Welt. CNN, BBC und etliche andere internationale Medien berichteten über den Klavierspieler in den Trümmern Syriens. Als irgendwann die Terrormiliz IS Yarmouk einnahm und sein Klavier verbrannte, entschloss er sich, zu fliehen. Mehrere Hundert Kilometer legte er zu Fuß zurück. Seit September 2015 lebt er in Wiesbaden. Seine Geschichte hat er in der Autobiografie „Und die Vögel werden singen“ verewigt, das Buch ist 2017 erschienen („schon 20000 Mal verkauft“).

Musik in den Trümmern Syriens: Mit diesem Bild wurde Aeham Ahmad weltweit bekannt.
„Wir wollen etwas zurückgeben“
„Hier in Wiesbaden habe ich ein neues Zuhause gefunden. Uns wurde so viel geholfen, jetzt wollen wir etwas zurückgeben“, sagt Aeham Ahmad. Immer wieder nennt er den Namen Elke Gruhn, wenn er von den Helfern in Wiesbaden spricht. Die Vorsitzende des Nassauischen Kulturvereins half ihm, unter anderem 2016 seine Frau und zwei Kinder nach Deutschland zu bringen. „Sie ist ein Freund, sie plant mein Leben, sie hilft mir, wo sie nur kann.“ Und sie war es auch, die das Atelier für ihn fand, da sie die Vermieterin des Hauses kennt. „Dieser Raum wird auch mein offizielles Büro, denn bisher habe ich dafür meine kleine Wohnung genutzt.“ Er will dort auch künftig proben und mit anderen Musikern zusammenkommen. „Aber an den restlichen Tagen ist der Raum frei. Daher haben meine Frau und ich gedacht, wir schaffen etwas für Kinder.“
Neben der Musik sollen die Kinder im Malen unterrichtet werden, denn seine Frau hat Kunst studiert und kennt sich in der Ölmalerei bestens aus. „Ich plane, auch Arabischunterricht zu geben. Und wenn es zeitlich klappt, will ich auch kochen für die Kinder“, sagt Tahani Ahmad, die etwas besser Deutsch als ihr Mann spricht, der sich vorwiegend auf Englisch mitteilt. „Mir bleibt durch die vielen Auftritte und Lesungen kaum Zeit zum Lernen der Sprache“, entschuldigt er sich lachend.
Am 25. März Auftritt in Wiesbaden
Und er ist tatsächlich ein gefragter Mann: Im März und April spielt er fast jeden Tag in einer anderen Stadt, am 25. März ist er im Hinterhof Palazzo in Wiesbaden zu sehen. Inzwischen wird Aeham Ahmad professionell von der Wiesbadener Agentur Palast Promotion gemanagt. „Ich verdiene jetzt genug Geld, deshalb werden unsere Projekte kostenlos für die Kinder bleiben.“
Am Sonntag, 25. März, 18 Uhr, ist Aeham Ahmad mit seinem Buch und seiner Musik zu Gast im Hinterhof Palazzo, Walramstraße 35. Homepage: www.aeham-ahmad.com
Text: Erdal Aslan
Fotos: Erdal Aslan, Niraz Saied
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