Der Rassismus traut sich raus in die Öffentlichkeit. Er hat die Scheu verloren. „Der Tabubruch gehört zur Strategie rechter Parteien, um Öffentlichkeit zu erlangen“, sagt Hendrik Harteman, Bildungsreferent von „Spiegelbild“. Und die Rechten haben Erfolg damit. Die Qualität der gesellschaftlichen Auseinandersetzung hat sich verändert. Dem will die Nachwuchsorganisation des Aktiven Museums Spiegelgasse gemeinsam mit 20 Partnerorganisationen in zwei starken „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ deutliche Signale entgegensetzen – 28 Veranstaltungen an 14 Tagen vom 12. bis zum 25. März.

„Kopftuch im Alltag“ heißt ein Workshop am 12. März im „wif“, Rheinstraße 79, von 13 bis 16 Uhr im Rahmen der Projektwochen.
Ein ganz wesentliches Ziel ist es, so Harteman, „den Menschen, die wegen ihres Einsatzes gegen Rassismus angegriffen werden, Mut zu machen, sich weiter zu engagieren“. Möglichst viele Wiesbadener sollen sich bekennen, über Aufkleber („Fight Racism“), bei einem Lauf gegen Rassismus am 24. März oder mit der Benutzung von Tragetaschen, auf denen der Hamburger Star-Regisseur Fatih Akin zitiert wird: „Rassismus ist Scheiße“. Am 25. März findet ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen im Infoladen, Blücherstraße 46, statt, um aus dem zähneknirschenden Schweigen herauszufinden, im öffentlichen Raum zu widersprechen, klare Kante zu zeigen.
Erkennen und Analysieren von Rassismus
„Der Rassismus kommt bürgerlicher daher als früher“, sagt Verena Delto (Spiegelbild), „das wollen wir demaskieren.“ Und das, wie Matthias Chalmorvsky (Amnesty Wiesbaden) betont, „auf sehr vielfältige Weise“. Es gehe um das Erkennen von Rassismus, um das Analysieren, aber diesmal auch ganz konkret ums Handeln, betont Harteman.
Die Eröffnungsveranstaltung findet am 12. März um 18.30 Uhr im Rathaus-Foyer statt. Für den Impuls soll der Youtuber „EinMalig“ sorgen. Der Marburger sieht sich gezwungen, unter einem Künstlernamen aufzutreten, da er schon angefeindet und bedroht worden ist. Er erzählt von persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen. Bis zum 23. März läuft die Ausstellung „Menschen auf der Flucht“ im Foyer der Volkshochschule. Es gibt Konzerte, im Murnau-Theater werden Filme zum Thema gezeigt.
Um 19.23 Uhr am Samstag, 17. März, beginnt im Rathaus die 24-Stunden-Veranstaltung „Menschen lesen für Menschen“, an der sich Lesebegeisterte jeden Alters beteiligen können. Schirmherr ist Oberbürgermeister Sven Gerich, der auch den letzten zehnminütigen Beitrag liefert. Am 23. März heißt das Motto einer Lesung mit Sozialdezernent Christoph Manjura im Biebricher „Laden“ in der Albert-Schweitzer-Allee „Ich bin wie Du – nur anders“.
„Es muss ein Ende haben“
Ausgrenzung und Respektlosigkeit haben zuletzt zugenommen. „Aber wir müssen weiter dagegen ankämpfen“, erklärt Harteman. Oder wie es Verena Delto auf den Punkt bringt: „Es muss ein Ende haben, dass alle mit dunklen Haaren unter Generalverdacht gestellt werden.“
Die Internationalen Wochen gegen Rassismus werden in Wiesbaden finanziell mit insgesamt 12000 Euro vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ und dem Integrationsamt der Stadt unterstützt.
Das Programmheft liegt unter anderem im Rathaus aus. Die Termine zu den einzelnen Veranstaltungen finden sich im Internet unter:
www.spiegelbild.de/category/blog/ oder bei Facebook: facebook.com/pg/iWgR2017/Events/
Text: Heinz-Jürgen Hauzel
Foto: dpa
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