Hunde gehören zum Leben in der Stadt dazu. Sie sind für viele Menschen Familienmitglieder und Weggefährten. Aber auch wenn man Hunde mag, lässt sich deren Körpersprache nicht immer richtig deuten. Schnell gerät man in Situationen, die man nicht mehr richtig einschätzen kann und nicht weiß, wie man sich verhalten soll. Zum Beispiel, wenn man in einem Park plötzlich auf einen nicht angeleinten Hund trifft. Oder ein Hund hinter dem fahrenden Rad angerannt kommt. Meistens sind die Hunde gut verträglich und freundlich. Aber wie lässt sich ein freundlicher von einem aggressiven Hund wirklich unterscheiden? Ohne das Ausdrucksverhalten von Hunden geübt und beobachtet zu haben, ist das fast unmöglich.
Trotzdem können einige Hinweise auch ungeübten Passanten Hilfestellung leisten. Hierbei kann zwischen Fußgänger und Fahrradfahrer oder Joggern unterschieden werden.
Auf Körpersprache achten
Der Fußgänger sollte auf die Körpersprache des Hundes achten. Zeigt der Hund eine entspannte Körperhaltung und ein geöffnetes Maul, spricht das für eine wohlgesonnene Einstellung des Hundes. Dabei wackelt der gesamte Körper des Hundes, wenn er auf eine Person zuläuft. Läuft der Hund auf Sie als Fußgänger zu und Sie fühlen sich von den Blicken beobachtet, dabei läuft der Hund geduckt oder sehr steif oder in gestrecktem Galopp und das Maul ist geschlossen, ist Vorsicht geboten.
Achtung: Ein wedelnder Hundeschwanz sagt nichts über „freundlich“ oder „unfreundlich“ aus. Der Gesamteindruck zählt.
Fahrradfahrer und Jogger sollten ebenfalls auf die Bewegungen des Hundes achten. Läuft der Hund mit weichen Bewegungen auf die Person zu und hat sein Maul dabei geöffnet, ist dieser Hund aller Voraussicht nach freundlich.
Immer auf eigene Empfindung achten
Wenn der Hund stattdessen sehr schnell und zielgerichtet auf die Person zuläuft, sollten Sie vorsichtig sein. Unabhängig davon, ob Sie der Meinung sind, einen freundlichen oder unfreundlichen Hund anzutreffen, sollten Sie immer auf die eigene Empfindung achten. Sobald die Begegnung ein unangenehmes Gefühl auslöst, sollten folgende Tipps beherzigt werden:
• Bleiben Sie ruhig stehen.
• Behalten Sie Ihre Arme am Körper und halten Sie Ihre Hände in den Hosentaschen.
• Wenden Sie Ihren Körper in die entgegengesetzte Richtung des Hundes.
• Schauen Sie auf einen Punkt, der hinter dem Hund liegt, ohne den Hund aus dem Blick zu verlieren.
• Als Fahrradfahrer halten Sie an und steigen auf der abgewandten Seite des Hundes ab, sodass das Fahrrad zwischen Ihnen und dem Hund steht.
• Bleiben Sie so lange ruhig und still stehen, bis der Hund sich abwendet. Dann können Sie Ihren Weg langsam fortsetzen.
Wie handeln bei einem Angriff?
Greift der Hund trotzdem an, gilt in erster Linie, Ruhe bewahren. Halten Sie den Mund geschlossen und die Arme körpernah. Dem Hund am besten eine Alternative zum Beißen geben. Eine Jacke oder ein Schirm kann auf Bauchhöhe dem Hund entgegengehalten werden. Gleichzeitig ruhig und langsam rückwärts vom Hund entfernen und auf etwas in Entfernung hinter dem Hund schauen – ohne den Hund aus dem Blick zu verlieren.
Die Gründe, warum Hunde auf jemanden zulaufen, sind unterschiedlich. Die meisten wollen schlicht den Menschen begrüßen. Es gibt allerdings auch Hunde, die Abstand und die auf sie zukommenden Menschen vertreiben wollen. Jogger und Radfahrer könne außerdem den Jagdinstinkt der Hunde ansprechen.
Um riskante Situationen zu vermeiden, sollten Sie folgende Ratschläge beachten:
• Machen Sie sich bemerkbar, wenn Sie als Passant, Jogger oder Radfahrer einen Hund mit Halter überholen. Zum Beispiel durch kurzes Husten oder Klingeln.
• Bevor direkter Kontakt mit dem Hund aufgenommen wird, als Erstes den Besitzer um Erlaubnis fragen.
• Bei einem entgegenkommenden Hund nicht den Hund anschauen, sondern den Halter oder etwas anderes.
• Als Fahrradfahrer sollten Sie die Geschwindigkeit senken, wenn Sie einem Hund näher kommen.
Sollte doch etwas passieren: Bitte ruhig bleiben. Bei einem Biss den Arzt aufsuchen. Bei einer Sachbeschädigung den Halter nach der Haftpflichtversicherung fragen.
Macht ein Hundeführerschein Sinn?
Nachdem eine Radfahrerin April 2018 von einem Hund im Westend gebissen wurde, fordert die Tierschutzorganisation PETA einen Hundeführerschein für Hessen. Als offizielle Prüferin weiß Verena Schüler um die Vor– und Nachteile des Führerscheins: „Nach Erlangen haben Hund und Halter, je nach der erreichten Stufe, einiges an Können und Wissen bewiesen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass diese Prüfung auch nur eine Momentaufnahme und kein Wesenstest ist.“ Die Prüfung soll die Alltagstauglichkeit der Mensch-Hund-Teams fördern und prüfen und sei deshalb eine gute Maßnahme. „Trotzdem ist der Hundeführerschein kein Allheilmittel. Letztlich sind immer wieder die Hundehalter gefragt, das Gelernte auch im Alltag umzusetzen.“
Diese Prüfung sei auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung und empfehlenswert, sagt Schüler.
Text: Verena Schüler
Fotos: dpa, Michéle Baumbach
Zur Person:
Verena Schüler machte sich 2010 als zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin IHK / BHV in Wiesbaden selbstständig. Seit 2012 ist sie Inhaberin der Hundeschule vom Knottenwäldchen in Hofheim-Langenhain. Außerdem ist Verena Schüler offizielle Prüferin für den Hundeführerschein BHV und Zughunde-Coach. Darüber hinaus ist sie Mitglied bei „Trainieren statt dominieren“ und der „TOP Trainer Tierakademie“. Weitere Informationen erhalten Sie unter: Telefon 0619239258, per E-Mail verena.schueler@knottenwaeldchen.de oder auf www.knottenwaeldchen.de.
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