Es schien, in diesem Jahr bergab zu gehen mit dem neuen „Hotspot der Stadt“: In den vergangenen zwei, drei Jahren sind rund um den Sedanplatz beliebte Gastro- und Ausgehangebote entstanden, die viele Wiesbadener ins Westend lockten. Doch der Streit zwischen den Betreibern des „Westend Garden“, das zwischenzeitlich schloss, und der Abschied der Bar „Tante Simone“ im März sowie des langjährigen Westend-Wohnzimmers „Lokal“ Ende Mai, ließen vermuten, dass der Platz wieder verödet. Diesen Trend stoppen nun zwei neue, junge Gastronomen: Massi Namet übernimmt die Location des ehemaligen „Tante Simone“ und eröffnet dort sein „Riesling im Hin!Du!kusch“ – ein Mix aus Bar und Restaurant. Alexander Sarac führt das Lebenswerk von Martina und Michael Breidenbach fort und erweckt das „Lokal“ wieder zum Leben – unter dem gleichen Namen.
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„Als die beiden anfingen, laut darüber nachzudenken, dass sie mit dem Lokal aufhören wollen, habe ich ihnen gesagt: Bringt mich als Nachfolger ins Spiel“, erzählt Alexander Sarac. In den vergangenen zwei Jahren arbeitete der 33-Jährige als Servicekraft im Lokal mit. „Ich habe sozusagen gemeinsam mit Martina und Michael nach der großen Abschiedsfeier Ende Mai die Türen abgeschlossen.“ Nun öffnet er Mitte September selbst wieder die Pforten: Nach dem der Deal mit einem edlen italienischen Restaurant und dem neuen Vermieter des Hauses (Familie Hankammer) platzte, hat Sarac zugeschlagen. Und er will gar nicht sehr viel verändern: „Ich will die Räumlichkeiten nur etwas farblich auffrischen, heller gestalten. Die Terrasse soll zudem etwas grüner werden, damit sie eine Gartenatmosphäre versprüht.“
Außerdem will er schon ab 11 oder 12 Uhr am Mittag öffnen und im hinteren Bereich des Lokals eine Co-Working Space einrichten, mit kostenlosem W-Lan und ausreichend Stromanschlüssen. „Man muss die Arbeitsstationen aber nicht mieten“, betont Sarac, der den Bereich mit eingebautem Beamer auch als Konferenzzimmer bereitstellen will. Kleine Snacks wie Bagels sollen auch schon um diese Uhrzeit angeboten werden. Warme Küche gibt es von 16 bis 22 Uhr. „Dann auch mit beliebten Lokal-Klassikern wie Putenschnitzel oder Spinatknödel, dazu wöchentlich wechselnde Gerichte“, verspricht Sarac. Das Lokal soll also nicht nur äußerlich, sondern auch kulinarisch wiedererkennbar sein. „Wenn es geht, werden wir auch wie zuletzt Veganes anbieten.“ Ebenso soll das beliebte Sonntagsfrühstück zurückkehren. Vielleicht wird es zudem samstags einen „entspannten Brunch“ geben. Noch ist Sarac am Tüfteln.
Der gebürtige Wiesbadener und Diplom-Betriebswirt ist seit 2006 in der Gastronomie tätig. Er wird nun zum ersten Mal als Geschäftsführer einer Gaststätte fungieren. „Dennoch wollte ich nicht den Namen ändern, da zum einen der Name heute aktueller denn je ist: Die Menschen setzen immer mehr auf regionale Produkte.“ Zum anderen sei der Name in Wiesbaden etabliert und stehe für einen „sozialen Treffpunkt“ des Viertels. „Das muss man auch erhalten!“ Am 14. September will Sarac ein Soft-Opening starten, schon einen Tag später soll es eine gebührende Feier zum Comeback des Lokals geben.
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Nachfoiger des „Tane Simone“: Massi Namet will sein „Riesling im Hin!Du!kusch“ schon am 27. August eröffnen.
Genau wie Sarac startet auch Massi Namet mit seinem „Riesling am Hin!Du!kusch“ sein erstes eigenes „Projekt“ und wird Nachfolger des „Tante Simone“ in der Seerobenstraße 1. Seit 2007 ist der ausgebildete Restaurantfachmann unterwegs in der Gastronomie, unter anderem in der Domäne Mechthildshausen und zuletzt dreieinhalb Jahre im „Nassau Beef & Beer“ als Betriebsleiter. Nun erfüllt er sich seinen Traum von einer eigenen Gaststätte – mit einem Mix aus Weinbar, Ginbar und Restaurant. „Das muss jetzt ein Volltreffer werden“, sagt der 28-Jährige lachend. Er will den Gästen etwas Neues, Besonderes bieten. „Der Besuch soll ein Erlebnis werden.“
Dazu soll unter anderem die variationsreiche Küche aus dem Hindukusch beitragen, für die seine Mutter verantwortlich zeichnet. „Denn nirgendwo schmeckt es so gut wie bei Mama“, weiß Namet. Es werden afghanische, aber auch indische Spezialitäten angeboten. „Das Gebirge Hindukusch liegt nicht nur in Afghanistan“, unterstreicht Namet. Zum Beispiel werde es Samosas mit Yoghurt-Minze-Soße oder Johannisbeer-Chutney geben. Auch bei den Getränken warte auf die zukünftigen Gäste ein „Geschmackserlebnis“ – wie etwa bei „Kokoswasser in der Frucht“. Den Gin und Wein werde er aus der Region beziehen, betont Namet. Mit ganz individuellen Kreationen will er dafür sorgen, dass sich schnell ein Wiedererkennungswert entwickelt.
Spätestens am 27. August will Massi Namet sein Restaurant-Bar-Mix eröffnen. Die Umbauarbeiten schreiten gut voran. „Wir haben die Terrasse etwas umgestaltet, etwas Ordnung geschaffen und neue Lichter eingebaut.“ Auch er will auf seiner Terrasse eine gepflegte Gartenatmosphäre schaffen, wo etwa 30 Gäste Platz finden werden können. Der Innenbereich wird farblich komplett anders aussehen als noch bei „Tante Simone“ – zum Beispiel schafft der Schwarzton rund um die Theke ein edles Ambiente. Hier werden insgesamt 36 Sitzplätze zur Verfügung stehen.
„Konkurrenz? Großes Gastroangebot bereichert Sedanplatz!“
„Für meine Ideen, mein Vorhaben ist das Westend mit seinem alternativen und vielfältigen Publikum ideal“, sagt Namet. „Die Menschen, die hier wohnen oder hierher kommen, sind offener für Neues.“ Massi Namet wie auch Alexander Sarac sind nicht der Meinung, dass ein Überangebot an Gastronomie am Sedanplatz herrscht. Ganz im Gegenteil: „Jeder bietet etwas ganz Individuelles an, niemand macht das Gleiche. Sodass die Gäste rund um den Platz sehr viel zur Auswahl haben“, meint Alexander Sarac. Und davon profitieren alle, sind sich beide einig. Übrigens: Die zwei neuen Gastronomen kann man schon bei der bei der Eröffnung der Kulturtage Westend rund um den Sedanplatz am Freitag, 3. August, ab 18 Uhr und am Samstag, 4. August, ab 15 Uhr kennenlernen. Beide sind mit einem Stand vertreten.
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass der Bier- und Weingarten „Westend Garden“ erhalten bleibt. Er hat zwar seit Längerem wieder geöffnet. Doch der Rechtsstreit zwischen dem Initiator Robin Dasgupta und Beatrice von der Heiden dauert derweil weiter an. Von der Heiden, die auch das gegenüberliegende Harrison‘s Pub am Sedanplatz führt, betreibt heute den „Garden“. Doch das Logo des „Westend Garden“ ist schon seit einiger Zeit verschwunden und laut Dasgupta die Besitzverhältnisse noch nicht endgültig geklärt.
Text & Fotos: Erdal Aslan
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