
Ihsan Toköz ist der Imam der Süleymaniye Moschee in der Dotzheimer Straße in Wiesbaden. Foto: Erdal Aslan
Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime. 29 Tage lang verzichten die Gläubigen von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Rauchen, Essen und Trinken. An Montag, 6. Mai, beginnt die Fastenzeit der Muslime, die mit dem dreitägigen Ramadanfest endet. Ihsan Toköz, Imam der Süleymaniye Moschee in Wiesbaden, beschreibt, wie sich das Fasten für Körper und Geist anfühlt und was der heilige Monat dem 34-Jährigen und seiner Gemeinde bedeutet.
Herr Toköz, warum fasten Muslime?
Das Fasten ist eine der Säulen des Islam und damit eine Pflicht für alle Muslime. Die Gläubigen entwickeln beim Fasten dasselbe Empfinden, das auch arme und bedürftige Menschen verspüren, wenn sie Hunger und Durst haben. Durch das Fasten schätzen die Gläubigen ihr eigenes Hab und Gut mehr wert. Sie entwickeln das Bedürfnis, Menschen die ein ärmeres Leben führen, durch Spenden zu unterstützen.
Welchen Nutzen ziehen Muslime aus dem Fasten?
Das Fasten hat vielerlei Nutzen für Körper und Geist. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich der Körper durch das Fasten regeneriert und Bakterien im Körper absterben. Der Verzicht ist gesund für den Körper und steigert das Wohlbefinden. Außerdem befreit das Fasten den Geist, indem man klarer denken kann.
Wer ist zum Fasten verpflichtet?
Alle Erwachsene sind zum Fasten verpflichtet. Jungen und Mädchen beginnen vom 14. Lebensjahr an zu fasten. Kinder mancher Familien werden langsam an das Fasten herangeführt, indem sie für wenige Stunden am Tag auf Essen und Trinken verzichten.
Wer ist vom Fasten ausgeschlossen?
Kleinkinder, kranke Menschen, schwangere Frauen und gesunde Menschen, die auf Reisen sind, müssen nicht fasten.
Wie wirkt sich der Verzicht auf den Fastenden aus?
In den ersten Tagen fällt das Fasten manchen Gläubigen schwer. Aber nach knapp einer Woche gewöhnt sich der Körper an den Verzicht und der Alltag verläuft normal.
Wie ist es auszuhalten, bis zu 17 Stunden am Tag nicht zu essen und zu trinken?
Wenn das Fasten keine Pflicht wäre, würde kein Gläubiger den ganzen Tag auf Essen und Trinken verzichten. Der Glaube macht die Menschen stark. Aus ihm schöpfen sie Mut und Kraft, um durchzuhalten.
Was entgegnen Sie, wenn Nicht-Muslime behaupten, dass es insbesondere im Sommer nicht gesund ist, so lange nicht zu essen und vor allem nicht zu trinken?
Ich glaube, dass Gott das Fasten nicht von uns Gläubigen verlangen würde, wenn es uns schaden würde. Wenn die Temperaturen im Sommer ein Problem wären, dann würde Gott das Fasten in den Wintermonaten verlagern oder die Tage der Fastenzeit verkürzen.
Was bedeutet der Fastenmonat für Sie als Imam und für Ihre Gemeinde?
Im Fastenmonat verbringen die Gläubigen sehr viel Zeit miteinander, indem sie jeden Abend gemeinsam in der Moschee das Abendgebet beten und danach zusammen das Fasten brechen. Der Verzicht bringt sogar die Menschen zusammen, die sich sonst nicht so gut vertragen.
Das Interview führte Adriana Heide.
Dieser Beitrag ist zuerst im Wiesbadener Kurier und Wiesbadener Tagblatt erschienen.
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