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Die Ersatzfamilie für Stammgäste – Seit 30 Jahren betreiben die Tsiridis‘ den „Eisernen Kanzler“

30. Juli 2019 · admin

Seit mehr als 30 Jahren im "Eisernen Kanzler" zuhause: Christos Tsiridis.

Seit mehr als 30 Jahren im „Eisernen Kanzler“ zuhause: Christos Tsiridis. Foto: Erdal Aslan

Von Martina Meisl

Wer den rauchgeschwängerten Gastraum betritt, fühlt sich in der Zeit zurückversetzt. Mindestens ins Jahr 2007, auf jeden Fall in eine Zeit vor Inkrafttreten des Rauchverbots in Gaststätten. Als kleine inhabergeführte Kneipe hat der „Eiserne Kanzler“ den Status „Raucherlokal“ – und die Luft eine ähnliche Zusammensetzung wie 1988, als Christos Tsiridis die Eckkneipe in der Bertramstraße übernommen hat.

Christos Tsiridis im Jahr 1997.

Christos Tsiridis im Jahr 1997, als er noch häufiger hinter der Theke stand.

Zockerszene aussortiert

Sein Onkel habe ihn damals auf das Lokal aufmerksam gemacht, erzählt der Wirt, woraufhin er mit seiner Familie nach Wiesbaden gezogen sei. In seiner Geburtsstadt Esslingen habe er zuvor ebenfalls eine Kneipe geführt. „Der Eiserne Kanzler war allerdings damals – vor meiner Zeit – ziemlich verrufen“, erinnert sich Tsiridis. In den 1980er Jahren verkehrten hier die Rocker von den Black Devils und von seinem Vorgänger hatte er eine Zockerszene „geerbt“. Illegales Glücksspiel, das wollte er nicht. Und so habe er das Publikum „peu à peu“ ausgewechselt. „Ich habe ihnen einfach immer wieder die Karten abgenommen“, sagt der 56-Jährige und lacht. Das Geschäft sei mit den Jahren noch rauer geworden. „Man muss aufpassen, wen man reinlässt“, sagt er und setzt auf das Sortieren der Gäste. „Wir wollen sauber bleiben, Drogen gibt es bei uns nicht.“ Er habe immer eine normale einfache Kneipe haben wollen, wo man sich nach Feierabend auf ein paar „Bierchen“ trifft, sagt Tsiridis.

Jutta Tsiridis, die damals wie heute stark in der Kneipe eingebunden ist.

Jutta Tsiridis, die damals wie heute noch stark in der Kneipe eingebunden ist.

„Eiserner Kanzler“ ein echte Familienangelegenheit

Der „Eiserne Kanzler“ war stets ein Familienbetrieb. Während Christos Tsiridis immer mal wieder eine feste Stelle, etwa bei der ELW oder bei Hoechst hatte, führte seine Frau Jutta die Kneipe. „Eigentlich hat sie das überwiegend gemacht“, sagt ihr Mann. Inzwischen hat der älteste Sohn Theodoros die Geschäfte übernommen. Simon, der Jüngste, hilft regelmäßig aus, und Mutter Jutta macht nach wie vor abends die Schicht. Er selbst arbeite nur noch stundenweise hinter dem Tresen, sagt Tsiridis, der sich inzwischen eher als Organisator einbringt. Nur der mittlere Sohn, Elefterios, ist nicht in der Gastronomie. „Den zieht es in die Politik.“

„Im Prinzip sind wir Sozialarbeiter“

Die Kundschaft im „Eisernen Kanzler“ bilde im Prinzip das gesamte Westend ab, sagt Tsiridis und beschreibt sie als „komplett durchmischt, arm wie reich und sehr multikulturell. Das macht es interessant“. Für viele seiner Gäste sei die Stammkneipe eine Art Ersatzfamilie. Neben Geselligkeit und Unterhaltung fänden sie hier Halt und Unterstützung, auch Hilfe in konkreten Notsituationen. „Wenn einer den Strom nicht bezahlen konnte, haben wir schon mal geholfen“, sagt Tsiridis. Häufig seien die Familien zerrüttet, Probleme mit Alkohol auch nicht selten. Dann wird der Wirt fast zum Therapeuten. „Man kennt sich gut, man unterhält sich, gibt ihnen Trost. Im Prinzip sind wir wie Sozialarbeiter.“ Die Stammgäste danken es mit jahrelanger Treue, manche sogar über Generationen hinweg. Von einigen kämen inzwischen die erwachsenen Kinder, erzählt der Kneipier. Allerdings seien auch sehr viele von ihnen schon gestorben, räumt er nachdenklich ein. Der Lebenswandel im Kneipenmilieu ist eben nicht gerade gesund, da macht sich Christos Tsiridis nichts vor.

Bereits vor zwei Jahrzehnten pflegte der "Eiserne Kanzler" gute Kontakte zu den benachbarten Kneipen. Hier die ehemaligen Wirte der Kneipe "Zum Rodensteiner"

Bereits vor zwei Jahrzehnten pflegte der „Eiserne Kanzler“ gute Kontakte zu den benachbarten Kneipen. Hier die ehemaligen Wirte der Kneipe „Zum Rodensteiner“ im Jahr 1996.

Als Wirt und Anwohner konnte er die Veränderungen seines Viertels über die letzten drei Jahrzehnte beobachten. Die Entwicklung sieht er durchaus positiv: „Im Westend ist immer was los, hier ist es nicht ausgestorben.“ Ihm gefalle besonders die Wellritzstraße mit ihren vielen Geschäften und Restaurants. Auch die Kneipenszene am Sedanplatz habe sich sehr schön entwickelt, findet er. Als Konkurrenz erlebe er das nicht, im Gegenteil. „Manchmal verirrt sich eine Gruppe junger Leute hier herein, trinkt ein paar Gläser, tanzt, und zieht dann weiter“, erzählt Tsiridis. „Das bringt Bewegung.“

Gepostet in: //Allgemeines, //Essen und Trinken, //Westend, //Wiesbaden
Tags: Bertramstraße, Eiserner Kanzler, Gastronomie, Kneipe, Mensch!Westend, Westend, Wiesbaden

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