
Opernsängerin Mary Lou Sullivan-Delcroix singt bei einer Aufführung im „Hinterhof Palazzo – Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“ in der Walramstraße 35. Foto: Hinterhof Palazzo
Der wunderschönen Opernhäuser wegen ist sie einst nach Deutschland gekommen, der Liebe wegen ist sie geblieben – und seit 36 Jahren hat Mary Lou Sullivan-Delcroix ihre eigene kleine Bühne im Westend. „Ich hatte eine Vision“, sagt die Opernsängerin. „Ich wollte ein Institut für Gesangs- und Sprechunterricht schaffen, wo Künstler auch auftreten können.“ Daraus entstand ihre „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“, die inzwischen den Namen „Hinterhof Palazzo“ trägt. Obwohl ihre erste Station in der Walramstraße winzig war, gaben ihre Schüler dort von Anfang an kleine Konzerte, erzählt die gebürtige Amerikanerin. Fünf Jahre später, nach einem Umzug in die Wellritzstraße, waren die Räumlichkeiten schon etwas größer. 1996 schließlich fand die Musikschule ihre endgültige Bleibe in der Walramstraße 35 – und ihren Namen.

Ein altes Backsteinhaus mit Geschichte: Früher beherbergte es auch eine Lederfabrik. Foto: Erdal Aslan
Backsteinhaus mit Geschichte
Der „Hinterhof Palazzo“ belegt das gesamte Hinterhaus: Bühne und Unterrichtsraum, Büro, Garderobe und Rückzugsraum sind über drei Stockwerke verteilt. Ein altes Backsteinhaus mit Geschichte – erst beherbergte es eine Schmiede, dann eine Lederfabrik, später eine Bauchtanzschule. Die großen Räume haben Loftcharakter, findet Sullivan-Delcroix, und der Unterrichts- und Vorführungssaal im Erdgeschoss hat außerdem eine gute Akustik. In dieser atelierartigen Werkstatt lernen ihre Schüler singen, und genau hier präsentieren sie auch ihr Können. „Bis zu 50 Zuschauer kann ich hineinquetschen“, sagt die Gesangslehrerin, die zweimal im Jahr Liederabende zu bestimmten Themen organisiert, stets von Profimusikern begleitet. Ihr Mann, der Schauspieler und Regisseur Michael Delcroix, leitet die Opernklasse, seine Schüler treten ebenfalls hier auf. „Es sind natürlich keine großen Opern, aber dafür mit viel Humor.“ Als Kulturforum bietet der Hinterhof Palazzo auch anderen Künstlern eine Bühne. So kommt im Laufe des Jahres ein buntes Programm zusammen, mit Oper, Gesang, Lesungen und Konzerten.
„Mit den Jahren ist die Schule gewachsen, das Interesse auch, aber das Konzept ist geblieben. Also ist es aufgegangen“, freut sich Sullivan-Delcroix. Die Sängerin, die in Boston, Hamburg und Mainz studiert hat, unterrichtet sowohl Hobby- als auch Berufsmusiker. Einen großen Teil ihrer Schüler bezeichnet sie als semiprofessionell. Doch das sei eigentlich nebensächlich, meint sie. „Entscheidend ist die Lust am Singen.“ Daneben widmet sie sich der Stimmbildung für Menschen, die beruflich viel sprechen müssen – Lehrer oder Anwälte etwa. Die Technik dafür ähnelt der des Singens, erklärt sie: Es geht um Artikulation, Vitalität, Atem und Kommunikation. Viele ihrer Gesangsschüler bleiben über längere Zeit, einige kennt sie sogar schon seit 15 Jahren. „Singen kann man immer weiter lernen. Es ist beglückend und eine große Freude.“ Und damit das so bleibt, legt die Gesangspädagogin allergrößten Wert auf konstruktive Kritik und Wertschätzung. „Die Menschen blühen auf, wenn man ihnen positive Wege aufzeigt“, weiß sie aus Erfahrung.
- Aufenthaltsraum
- Künstlergarderobe
- Büro
„Das Westend hat sich toll entwickelt“
Mary Lou Sullivan-Delcroix wohnt im Rheingauviertel, ist jedoch ein großer Fan vom Westend. Hier hat sie mit dem „Schnittpunkt“ ihren Stammfriseur, die „Haselnuss“ ist ihr Bioladen und ihr Tablet lässt sie in der Wellritzstraße reparieren. „Das Westend hat sich toll entwickelt“, findet sie. Besonders gut gefallen ihr die neue Fußgängerzone – „Die müsste man ausweiten auf die gesamte Wellritzstraße, am liebsten auch auf die Walramstraße“ – und der Sedanplatz mit seinen Kneipen und Restaurants. Und sie ist sehr froh über die Schauspielschule im Georg-Buch-Haus, für die sie seit 1997 als Dozentin arbeitet – wofür sie noch nicht einmal das Haus verlassen muss. „Wegen der tollen Akustik und dem schönen Flügel kommen die Schauspielschüler zu mir.“

Ihr „Wohnzimmer“: Seit 1996 lehrt, spielt und singt Mary Lou Sullivan-Delcroix in diesem Unterrichts- und Vorführungssaal. Foto: Erdal Aslan
Ab und an geht der „Hinterhof Palazzo“ aber auch auf Reisen. Für intensive Gesangsseminare geht es dann für eine Woche in die Toskana. Das ist ihrer Liebe zu Italien geschuldet, sagt die Wahl-Wiesbadenerin, womit sich letztlich auch der italienische Name für ihren kleinen „Palast“ erklärt.
FEST AM 24. AUGUST
Am Samstag, 24. August, ab 17 Uhr lädt der Hinterhof Palazzo in der Walramstraße 35 zum Sommerfest, der Eintritt ist frei. Infos zu Kursen und Veranstaltungen im Internet unter www.hinterhof-palazzo.de.
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