Von Julia Anderton
Mirjam Torres lebt gerne im Westend. Doch es gibt eine Sache, die buchstäblich zum Himmel stinkt: Hundekot wird ungeniert auf den Gehwegen, Grünflächen und Spielplätzen liegen gelassen. „Ich wohne seit acht Jahren im Viertel und beobachte, dass zum Beispiel die Goebenstraße eine sehr beliebte Gassi-Geh-Meile für Hundebesitzer und deren Lieblinge ist“, schildert sie. Daran ist freilich nichts verkehrt. Allerdings kommt offenbar nur ein Bruchteil auf die Idee, die Hinterlassenschaften vorschriftsgemäß zu entfernen.

Ihrem Eindruck und dem weiterer Nachbarn zufolge hat die Verdreckung sogar deutlich zugenommen. Dies hinterlässt sogar unangenehme Duftmarken: „Die Straßen stinken nach Kot und Urin“, schildert sie. Neben dem Ekel-Effekt stelle Hundekot eine Gesundheitsgefährdung dar, denn darin enthaltene Darmparasiten, die auf Menschen übertragbar sind, könnten bis zu drei Wochen überleben. „Die permanent mit Hundekot verschmutzten Wege spiegeln die Ignoranz einiger Mitbürger im Zusammenleben wider“, sagt Mirjam Torres, die ebenso wie ihre Mitstreiter Hundebesitzer konfrontiert, die den Kot liegen lassen. Zwar gebe es einsichtige Reaktionen, doch die Masse drückt sich: „Von ‚Ich mach’s weg, wenn ich zurückkomme‘ – was sie dann doch nicht machen – bis zur aggressiven Antwort ist alles dabei.“
An Stabsstelle Sauberes Wiesbaden gewendet
Mirjam Torres hat sich vor Monaten an die Stadt sowie an die Stabsstelle Sauberes Wiesbaden gewandt, wo bestätigt wurde, dass es sich beim Nicht-Entfernen der Hinterlassenschaft um eine Ordnungswidrigkeit handele. In den vergangenen zehn Jahren seien rund 600 Hundebeutelspender im Stadtgebiet montiert worden, dieses Angebot erfreue sich steigender Beliebtheit: Im Jahr 2011 seien 1,7 Millionen Beutel genutzt worden, 2018 waren es bereits 4,636 Millionen. In der Goebenstraße befinden sich sogar zwei Spender zwischen Scharnhorst- und Dreiweidenstraße, doch dieser Umstand macht offensichtlich nicht auf jeden Hundebesitzer Eindruck.
„Das Westend gehört zu den Wiesbadener Stadtteilen, die überdurchschnittlich bestreift werden“, sagt Stadt-Sprecher Ralf Munser dazu. „Tatsächlich gestaltet sich das Überführen eines Hundehalters, welcher gegen die entsprechende Hundekotvorschrift der Gefahrenabwehrverordnung verstößt, aber äußerst schwierig: Im Jahr 2018 wurde durch das Ordnungsamt der Landeshauptstadt Wiesbaden genau ein Verstoß gegen die Gefahrenabwehrverordnung infolge der Nicht-Entfernung von Hundekot erfasst.“ Um das Problembewusstsein in der Bevölkerung zu stärken, werde versucht, durch Informationsmaterialien sowie gezielte Kontrolltage für die Thematik zu sensibilisieren. Darüber hinaus bestreife die Stadtpolizei regelmäßig die Grünanlagen, unter anderem um Präsenz zu zeigen und die Bürger auf Fehlverhalten ansprechen zu können.

Bürgerin fühlt sich vertröstet
Mirjam Torres fühlt sich vertröstet. „Zumindest haben die Stellen alle geantwortet. Leider nicht zufriedenstellend: ‚Da können wir nichts machen‘, ‚Leider nicht zuständig‘, ‚Zu wenig Personal, um Strafmaßnahmen umzusetzen‘, ‚Ihr Anliegen wird weitergeleitet‘ – und dann hört man nix mehr.“
Im Frühjahr wird sie als aktive Maßnahme eine Baumpatenschaft für eine durch Fällung frei gewordene Fläche im äußeren Westend übernehmen, die seitdem als Hundeklo benutzt wird. Eine Absperrung ist vorgesehen, auch wenn sie weiß, dass ein kleiner Zaun letztlich nichts weiter als eine Hürde darstelle. Ralf Munser bittet indes um Unterstützung aus der Bevölkerung: „Sollten uns vermehrt Hinweise über einen ‚Hotspot‘ erreichen, nehmen wir diese gerne zum Anlass, die Kontrolldichte in diesem Bereich zu erhöhen.“ Mirjam Torres macht dies längst unter der App „Sauberes Wiesbaden“. Tags drauf sei der Kot zwar immer weggeräumt: „Aber auch das ist nicht die Lösung des Problems!“
Gepostet in: //Allgemeines
Tags: #Westend, #Wiesbaden, Gassi gehen, hund, Hundekot, Hundekotbeutel, Nachbarn, Sauberkeit