Von Julia Anderton
Heutzutage tragen Superhelden Masken und Muskelberge. Doch als Volker Thimm ein kleiner Junge war, gab es nur einen Star für ihn: Mickey Maus! In der Grundschulzeit verschlang er sämtliche Comics und zeichnete schon bald seine eigenen Strips mit originellen Protagonisten wie etwa Dracula. Im Alter von elf Jahren war es damit vorbei – der gebürtige Bad Camberger, der vor zehn Jahren in Wiesbaden seine Wahlheimat gefunden hat, interessierte sich nun ausschließlich für das Medium Film, drehte in jeder freien Minute mit seinen Freunden Krimis und studierte nach der Schule in Frankfurt Digitale Filmkunst sowie Werberegie in den USA.
„Ich mache es nicht für Geld. Ich mache es, weil es mir Spaß macht“
Auf Jobs beim ZDF und in einer Agentur folgte 2011 die Selbstständigkeit als Creative Director für Werbefilme und Animation. Dies ist auch heute noch Thimms Hauptstandbein, zugleich hat er jedoch mit der Einführung des iPads die Lust am Malen wiederentdeckt und zeichnet als Hobby leidenschaftlich gern Cartoons. Eine App ersetzt Stifte und Papier und als ihm ein Freund vorschlug, in der Blücherstraße in seinen Räumlichkeiten auf 20 Quadratmetern eine kleine Galerie zu eröffnen, zögerte Thimm nicht lange: „Immer Ja sagen! Und dann herausfinden, wie es geht“, rät er. In seinem Fall ging es gut, denn bereits bei der Eröffnung von „Pixel Puff“ im Herbst 2016 kamen seine Cartoons so gut an, dass einige von ihnen sogar als Shirt-Motiv bei Amazon erhältlich sind. Natürlich hängen sie auch an so manchen Wänden. Denn Unikate werden verkauft, Duplikate jedoch an Freunde, Verwandte und Bekannte auf Wunsch verschenkt. „Ich mache das nicht für Geld. Ich mache es, weil es mir Spaß macht“, erklärt der 35-Jährige. „Ich freue mich, wenn sich jemand über ein Bild von mir freut.“
Wortspiele prägen Thimms Kunst
Der Wahl-Wiesbadener liebt den Humor von Wortspielen, den man in vielen seiner Motive wiederfindet. Da wären etwa einander in den Boden starrende Besteck-Kontrahenten, die einander ein „Fork yourself!“ (ausgesprochen von einer wütend grimassierenden Gabel) und ein „That’s not knife.“ (die empörte Reaktion des Messers) entgegenknurren. Oder eine unter dem Schlagwort „Strobbery!“ als Räuber maskierte Erdbeere sowie eine Bande grimmig dreinblickender Tofu-Streifen im Rambo-Style als knallharte „Tofu Fighters“.
- Aus einem Salafisten wird ganz schnell ein Salatfist.
- Aus den „Chucks „wird Norris.
- Auch den Weintrauben ist zum Weinen zumute.
Inspiration findet Thimm in der Musik. Allerdings geht er selten mit einem festen Plan ans Werk, sondern probiert stattdessen aus, wohin ihn der Weg führt. Einige Bilder werden so bereits innerhalb weniger Stunden fertig, andere wiederum verschwinden erstmal und werden über mehrere Wochen immer wieder hervorgeholt und bearbeitet, bis das Ergebnis stimmt. Ein bisschen provokant darf es dabei auch gerne werden, nicht umsonst trägt die Galerie den Namen „Pixel Puff“. Böses Blut gab es bislang nicht – im Gegenteil: Ein Bild von einem Phallus mit charakteristischem blondem Toupet vor der amerikanischen Flagge in Anspielung an Donald Trump wurde von Jugendlichen begeistert aufgenommen und fotografiert. „Das funktioniert im Westend, weil es so multikulti ist“, lobt Thimm. „Ein Bild sagt eben mehr als tausend Worte.“
Ausstellung im Juni
Im vergangenen Jahr wurde bei Thimm Leukämie diagnostiziert. Er hat Therapien und eine Stammzelltransplantation erhalten, Job und Hobby liegen aktuell gesundheitsbedingt weiterhin auf Eis. Für dieses Jahr aber plant er die Ausstellung „Trottelige Trump-Tweets“ und hofft, bald auch wieder zeichnen zu können: „Ich bin wie ein Schwamm, der alles aufsaugt und warte auf den Tag, an dem ich loslegen kann. Das nächste Bild habe ich schon im Kopf: Es ist eine Krebszelle im Gefängnis.“