
Neun Erwachsene und drei Kinder aus dem Westend haben sich trotz des Regens zusammengefunden, um Abfall im Viertel zu beseitigen – auf Initiative von Tanja Methien (stehend Dritte von rechts). Foto: Erdal Aslan
Von Erdal Aslan
Kaum ist der vierjährige Ben auf dem Blücherspielplatz angekommen, schaut er sich um und ruft laut: „Hier sieht‘s aus wie Sau!“ Und schon legt er los und sammelt den Abfall in seinen kleinen Eimer. Ben ist einer von zwölf Bürgerinnen und Bürgern aus dem Westend, die an diesem verregneten Samstag Müll auf den Straßen rund um den Spielplatz sammeln.
Tanja Methien von „CleanUp Wiesbaden“ hat kurzfristig zu der Aktion aufgerufen, nachdem sie die Titelgeschichte der August-Ausgabe von Mensch!Westend gelesen hat. Darin ging es um die zunehmende Vermüllung im Westend. „Unser Motto lautet: ‚Es ist nicht unser Müll, es ist aber unser Planet und unser Viertel‘“, sagt Methien, die sichtlich glücklich ist, dass trotz des Regens so viele gekommen sind. Bewaffnet mit Eimern, Greifern, Mülltüten und Handschuhen ziehen die Westendler am Treffpunkt Ecke Scharnhorststraße/Westendstraße los. Es dauert nicht lange, bis sie fündig werden: Unmengen von Zigarettenstummeln, Verpackungsmüll und leere Flaschen befinden sich auf den Straßen, in den Gebüschen und rund um die Bäume.
Mit der ganzen Familie dabei
Caren Beber, die Mutter von Ben und dem zweijährigen Tim, ist gleich mit der ganzen Familie gekommen. „Klar ist das für die Kids auch eine Art Spiel. Aber ich will sie gleich mit einem Bewusstsein für ihre Umwelt erziehen.“ Die beiden sind auch eifrig dabei und sammeln um die Wette. Caren Beber sei oft mit den Kindern auf dem Blücherspielplatz, habe deshalb auch mithelfen wollen. „Es ist manchmal unfassbar, dass die Leute ihren Müll auf die Straße werfen, obwohl sich zwei Meter weiter eine Mülltonne befindet“, sagt sie. Michaela Arndt, die auch mit ihrem Sohn dabei ist, spreche Jugendliche auch mal direkt an, wenn sie ihren Müll auf der Straße entsorgen: „Die machen erst große Augen, sind aber dann einsichtig und bringen ihren Abfall in die Tonne.“
Für Antje Wenig, die auch bei Aufräumaktionen am Rhein mitmacht, ist es erschreckend, was man alles auf dem Spielplatz finde: „Neben Kaffeebechern, Trinkpäckchen, Strohhalmen sind hier kaputte Wodka-Flaschen, das ist so gefährlich.“ Sie verstehe zwar, dass junge Menschen wenig Freizeitflächen im Westend hätten und deshalb auf den Spielplatz auswichen. „Das ist auch okay, solange sie ihren Müll mitnehmen.“ Auch nach einer Stunde im Regen scheinen Christel Sauer und Dagmar Lisiecki noch nicht müde zu sein. Die beiden Frauen sammeln immer mal wieder privat Müll im Viertel. „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen, uns kann der Regen nicht abschrecken“, sagt Christel Sauer.
Erste Jacken durchnässt
Nach rund 75 Minuten ist die Müllaktion vorbei, als die ersten Jacken komplett durchnässt sind. „Trotz Regen haben wir zwei volle Säcke Müll sowie einen fast vollen Eimer Zigarettenkippen gesammelt. Und dazu noch viel Abfall direkt in den Tonnen vor Ort entsorgt. Vor allem auf dem Blücherspielplatz kam neben Scherben und Flaschen einiges an Verpackungsmüll zusammen“, zieht Tanja Methien Bilanz. „Tolle Aktion, gerne wieder!“ Die Westendlerin organisiert schon seit einigen Monaten unter dem Namen „CleanUp Wiesbaden“ eine ehrenamtliche Gruppe von Aktiven, die monatlich am Rheinufer in Wiesbaden aufräumen. Diese Aktionen finden immer am ersten Sonntag im Monat statt. Ihr nächster Einsatz ist zwar auch am Rhein, aber den organisiert sie nicht selbst: Methien ist wieder beim diesjährigen großen „Rhine Cleanup“ am 14. September am Start – mit Freiwilligen aus der ganzen Stadt.