Zwei Fragen bekommt Polina Baymakova-Koch immer wieder gestellt, wenn sie neuen Menschen begegnet: „Ob ich aus Georgien komme und ob ich sie noch alle beisammen habe.“ Denn vor einem halben Jahr hat die Fotografin ihr Atelier in der Blücherstraße 23 spontan in eine „Artbar“ umgewandelt. Hier trifft Kunst auf Wein, mit der Besonderheit, dass die frisch gebackene Gastronomin georgische Weine ausschenkt. Warum ausgerechnet Weine aus Georgien, wollen viele wissen – denn schließlich ist der Rheingau mit einer Vielzahl heimischer Weine direkt vor der Haustür.
„Ich habe die Zeiten der Sowjetunion in meiner alten Heimat noch hautnah erlebt. Georgische Weine waren damals wie heute in Russland weit verbreitet und durften auf keiner Feier fehlen.“ Vor elf Jahren kehrte die gebürtige Russin ihrer Heimat den Rücken. Sie kam zum Studieren nach Deutschland, fand hier ihre große Liebe und blieb.
-
-
Gelungene Kombination: In der „Artbar“ können Gäste bei einem Glas georgischen Weins entspannen und Kunst genießen.
-
-
Georgische Weine und mehr in der „ARTbar“.
In Georgien wachsen 500 Rebsorten
Mit ihrer Weinauswahl brachte Baymakova-Koch ein Stück Heimat ins Westend. Sie war sich sicher, sie könnte mit dem Rebensaft der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien auch die Wiesbadener überzeugen. Über 50 georgische und armenische Weine hat sie im Angebot. „Es fasziniert mich, dass in einem so kleinen Land wie Georgien 500 Rebsorten wachsen“, sagt Baymakova-Koch und ergänzt: „Es ist gerade mal so groß wie Bayern.“ Sie selbst war noch nie dort, doch möchte es im nächsten Jahr unbedingt nachholen.
Die Weinauswahl wird durch neun russische Biersorten der Marke „Baltika“ ergänzt. „Diese Biere gibt es in Russland an jeder Ecke. Ich kenne sie noch aus den Anfängen meiner Studentenzeit sehr gut“, sagt Baymakova-Koch lachend. Ein Schluck Nostalgie im Westend.
Für Shootings wird schnell umgeräumt
Die kleine Bar erstreckt sich auf zwei Räume. Viele gemütliche Sitzecken und liebevolle Deko-Elemente laden zum Verweilen ein. Manche erinnere der Ort an ein kleines Pariser Café, andere erkennen darin Kreuzberger Großstadtbars wieder. Ihr Fotostudio hat Baymakova-Koch dafür jedoch keinesfalls aufgegeben. Vielmehr hat sie es in die Weinbar integriert. Für Fotoshootings wird dann eben mal schnell umgeräumt.
-
-
Fotografin und Inhaberin der „ARTbar“: Polina Baymakova-Koch.
-
-
Gemütliche Ecke in der „ARTbar“.
Überhaupt sei die Artbar ein sehr dynamisches Gebilde. „Ich habe einen Deko-Fimmel. Deshalb muss ich ständig alles verändern, verrücke die Möbel, füge neue Elemente hinzu und nehme dafür andere raus“, schildert Baymakova-Koch ihren bunten Alltag. Ihre Stammgäste seien jedes Mal überrascht, weil es hier immer anders aussehe. Zum Glück sei der Keller so groß, „da passt der ganze Krempel noch rein“, scherzt sie.
Für Vielfalt sorgen auch die wechselnden Fotoausstellungen, wie jüngst Baymakova-Kochs Schwarz-Weiß-Fotografien unter dem Titel „Unverblümt“. Zuvor war in ihrem Atelier die Serie „We stand for Westend“ ausgestellt, die unterschiedliche Frauen aus dem Westend porträtierte und auch in dieser Zeitung zu sehen war.
Schauplatz für Pro7-Show „Deutschland tanzt“
Musik ergänzt das Konzept der Artbar. Hin und wieder erklingen hier Wohnzimmerkonzerte. Und von der besonderen Atmosphäre ist sogar Pro7 überzeugt. Der Fernsehsender wählte die Bar als Schauplatz für Liveübertragungen sowie Punkteverkündungen von Hessens Publikum für die neue Show „Deutschland tanzt“, in der aus 16 deutschen Promis der Tanzkönig gekürt wird. Am 12. November geht es los.
Facebook: www.facebook.com/weinbarfotokunstgalerie
Text: Liudmila Shkirtovskaya
Fotos: Shkirtovskaya, Baymakova-Koch, fotolia – gunterkremer