Drei Tage nach dem Massenauflauf geht das Leben in der Wellritzstraße seinen gewohnten Gang. Nichts mehr zu sehen von dem Chaos, das am vergangenen Freitag herrschte: Bis zu 3000 Menschen hatten sich in die Straße gedrängt, weil es zur Eröffnung eines Restaurants Burger für einen Cent gab und gleichzeitig der bei Jugendlichen beliebte Wiesbadener Rapper Eno 183 auftrat. Die Veranstaltung drohte wegen Überfüllung aus dem Ruder zu geraten, sodass sie kurz nach Beginn abgebrochen werden musste.

Kein Durchkommen: Die Wellritzstraße ist während der Eröffnung eines Burgerrestaurants überfüllt. Foto: Julia Kleiner
„Alle Beteiligten waren von der Menge überrascht“
Jetzt fragen sich viele: Wie konnte diese Veranstaltung im abgesperrten Bereich zwischen der Helenen- und Schwalbacher Straße überhaupt von der Stadt genehmigt werden? In solch einem kurzen und schmalen Bereich? Es gab mindestens zwei Menschen, die mit Kreislaufproblemen behandelt werden mussten. Andere sind aus Panik in die ansässigen Läden geflüchtet, weil kein Durchkommen mehr möglich war. „Nach dieser Erfahrung ist klar, dass wir bei ähnlichen Veranstaltungen noch öfter und genauer prüfen müssen“, erklärt Markus Seidel vom Ordnungsdezernat. „Aber alle Beteiligten waren überrascht, dass es am Ende so viele Besucher waren“, sagen Seidel und auch Ridvan Duran, Geschäftsführer von „Harput Burger“. Zu Beginn der Gespräche mit den Behörden habe der Veranstalter allein für die Ein-Cent-Burger-Aktion 200 Menschen erwartet. „Die Behörden haben uns schnell gesagt, dass man noch eine Null an diese Zahl dranhängen müsse, also bis zu 2000 Menschen kommen könnten“, sagt Duran.
Erich Unkelbach vom Ordnungsamt bestätigt – ohne eine genaue Zahl zu nennen, – dass die Gefahrenabwehrbehörden zwar von einem deutlich höheren Besucherandrang ausgegangen sind. „Im Nachhinein müssen wir aber sagen, dass die Einschätzung blauäugig war und dass der Rapper viel mehr Menschen angezogen hat als erwartet“, gesteht Unkelbach ein. „Wir haben schon im Vorfeld gefordert, dass statt der vorgesehenen zwei Sicherheitskräfte zehn Kräfte vom Veranstalter bereitgestellt werden müssen. Was dieser auch dann tat“, sagt Markus Seidel. Überhaupt sei der Veranstalter vor, während und nach dem Konzert „sehr kooperativ“ gewesen. Er habe alle erforderlichen Anträge – wie zum Beispiel ein Sicherheitskonzept – korrekt bei der Stadt eingereicht. „Wir haben sogar auf 18 Sicherheitskräfte erhöht und Mitarbeiter des Restaurants haben zusätzlich als Ordnungskräfte fungiert. Auch hatten wir einen Rettungswagen vom Deutschen Roten Kreuz vor Ort“, sagt Duran.

Er hat für den Massenauflauf der Fans gesorgt: der Wiesbadener Rapper Eno183 in der Wellritzstraße.
„Alle Auflagen erfüllt“
Dennoch haben sie nach mehrmaligem Ermahnen der Besucher schnell gemerkt, dass die Sicherheitsleute dem Andrang nicht gewachsen sind und das Konzert nach Absprache mit dem Ordnungsamt um ca. 16.40 Uhr abgebrochen. Die Fläche sei schon vor 16 Uhr, also noch vor Beginn der Veranstaltung, sehr voll gewesen. „Doch es war zu keiner Zeit eine große Gefahr da“, meint Unkelbach: „Als immer mehr Menschen kamen, haben wir die Veranstalter kontaktiert und mitgeteilt, dass das hier aus dem Ruder laufen kann.“ Damit die Menschenmasse ungefährdet den Bereich verlassen konnte, mussten Polizisten sogar die Schwalbacher Straße für über eineinhalb Stunden sperren. Auch in der Bleichstraße mussten im Anschluss Verkehrspolizisten den Verkehr regeln.
„Wir müssen sagen, dass alle geforderten Auflagen wie Absperrungen vom Veranstalter erfüllt worden sind, das haben wir auch vor Ort überprüft. Nur war das Sicherheitskonzept natürlich nicht für diese Masse an Menschen passend“, sagt Unkelbach.
„Alles ohne Schaden abgewickelt“
Eine der Auflagen sei gewesen, dass die kleine Bühne am Straßenrand platziert wird, damit ein Rettungswagen in einem Notfall durchfahren kann. „Das heißt aber nicht, dass sich kein Mensch auf dieser vorgesehenen vier Meter breiten Durchfahrtsstrecke befinden darf, sie müssen nur im Notfall weichen. Das ist auch bei Konzerten so“, erklärt Unkelbach. Als Fluchtwege für die Menschen waren laut Unkelbach die Wellritzstraße, Helenenstraße und die Schwalbacher Straße vorgesehen. Er ist froh, „dass am Ende alles ohne Schaden abgewickelt worden ist“.
Text: Erdal Aslan
Fotos: Julia Kleiner
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