• //Startseite
  • //Mediadaten
  • //Impressum
  • //Datenschutz
  • //Cookie-Einstellungen
Logo
  • Facebook
  • Instagram
  • //Westend
    • //Essen und Trinken
    • //Mein Westend
    • //Umfrage
  • //Ratgeber
  • //Unterhaltung
  • //Blogs
    • Mustafas Welt
    • Kubis-Blog
    • Schickels Geschichten des Westends
  • //PDF-Ausgaben

Tag-Archiv Integration

„Migrantenstadl“, Wellritzstraße als Fußgängerzone und Gastrowelt: August-Ausgabe von Mensch!Westend als PDF herunterladen

16. August 2018 · admin

Mensch mit vrmHIER KLICKEN, UM EINE PDF-AUSGABE DER AUGUST-AUSGABE VON MENSCH!WESTEND HERUNTERZULADEN.

Die gedruckte Ausgabe  liegt in Restaurants und Geschäften im Westend sowie im Rathaus, in der Mauritius-Mediathek (Stadtbibliothek) und im Kundencenter im Pressehaus, Langgasse 23, aus.

INHALT: Wie muss eine postmigrantische Gesellschaft aussehen? Wie muss das neue „Deutschsein“ definiert werden? Gastautorin Tunay Önder beschäftigt sich in der neuen Ausgabe von Mensch!Westend (M!W)  mit der aktuellen Integrationsdebatte. Die Münchnerin organisiert auch – inspiriert aus dem Westend – ab dem 23. August den „Migrantenstadl“ während der Wiesbaden Biennale in der Wartburg.

Die Titelseite der August-Ausgabe 2018.

Die Titelseite der August-Ausgabe 2018.

Weitere Themen: Eine Fußgängerzone in der Wellritzstraße rückt näher: Der Magistrat hat dazu eine Vorlage beschlossen. Der Sedanplatz lebt wieder auf: Das „Lokal“ kehrt zurück und „Riesling im Hin!Du!kusch“ eröffnet. Graffiti-Künstler Yorkar will gemeinsam mit Kindern Stromkästen im Viertel verschönern.

In der Rubrik „Zuhause im Westend“ porträtiert M!W Dalibor Prerad und seine „Mama“ aus Serbien, die auch zwei Rezepte präsentiert. Hans Peter Schickel erinnert sich in seinem Beitrag an den früheren Boseplatz – den heutigen Platz der Deutschen Einheit. Zudem gibt es einen Rückblick auf die Geschichte des Türkischen SV, der seine Wurzeln im Viertel hat.

M!W stellt die neue Improtheater-Gruppe „Improfil“ vor.  Uhrmacher Norbert Guske gibt Tipps, was man beim Kauf einer Uhr beachten muss. In einer Umfrage des Monats beantworten Westendler die Frage, ob sie sich ein Leben ohne Auto vorstellen können. Taxifahrer Ismail Cerci berichtet in seiner Kolumne von Glück im Unglück nach einem Unfall.

Text: Erdal Aslan

Mein Alltag mit Kopftuch – Drei Wiesbadener Musliminnen berichten von Diskriminierungen

1. Juli 2018 · admin

Ouarda, Selma und Melek sind drei Wiesbadener Musliminnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eines haben sie alle drei gemeinsam: Sie werden alltäglich wegen ihres Kopftuchs diskriminiert. Als deutsche Staatsbürgerinnen wollen sie mit ihren Kopftüchern als Teil von Deutschland akzeptiert und verstanden werden. Hier berichten sie von ihren Erfahrungen. 

Ouarda wünscht sich mehr Offenheit in der Berufswelt für Musliminnen.

Ouarda wünscht sich mehr Offenheit in der Berufswelt für Musliminnen.

„Ich werde auf mein Kopftuch reduziert“

Ouarda berät als Sozialpädagogin Migrantinnen. Sie wünscht sich mehr Offenheit in der Berufswelt für Musliminnen.

Für ihren ersten Job nach dem Studium zur Sozialpädagogin hat Ouarda ihr Kopftuch abgelegt – aus Angst, den Arbeitsplatz nicht zu bekommen. „Es war schrecklich. Ich war nicht authentisch“, sagt die 33-Jährige heute. Um einen guten Eindruck auf der Arbeit zu hinterlassen, hat sie mit der Heimlichtuerei begonnen. „Auf dem Weg zur Arbeit trug ich mein Kopftuch. Im Auto zog ich es aber aus. Mein Arbeitgeber und meine Kollegen wussten nicht, dass ich Kopftuchträgerin bin. Nach Feierabend habe ich das Kopftuch in meinem Auto wieder angelegt“, erzählt die gebürtige Wiesbadenerin über ihre innere Zerrissenheit.

Das Dilemma, in dem sie steckte, war kaum auszuhalten, wie die Deutsche mit marokkanischen Wurzeln sagt. „Ich hatte das Versteckspiel und den psychischen Druck satt.“ Kurzerhand entschied sie sich für einen Jobwechsel. Heute ist sie glücklich mit ihrer beruflichen Situation. Als Sozialpädagogin bei dem Projekt „Uyum“ in der Blücherstraße berät sie Frauen mit Migrationshintergrund bezüglich ihrer Berufswahl. „Mein neuer Arbeitgeber hatte keine Einwände gegen das Kopftuch. Das macht mich unheimlich glücklich“, erzählt die Mutter zweier Kinder. Das Kopftuch helfe ihr auf der Arbeit, sogar einen besseren Zugang zu den Teilnehmerinnen ihrer Kurse zu bekommen. „Durch das Kopftuch erwecke ich Vertrauen bei Frauen mit Migrationshintergrund. Ich bin ihnen auf Anhieb sympathisch.“

„Gehen Sie zurück in Ihr Land!“

Wohlwollen erweckt ihr Kopftuch aber nicht in jeder Lebenslage. Besonders im Supermarkt und im Wartezimmer einer Arztpraxis wurde sie schon häufig diskriminiert. Den Grund dafür sieht sie in ihrem Kopftuch. „Ich werde auf mein Kopftuch reduziert. Die Menschen, die mich diskriminieren, gehen davon aus, dass ich sie nicht verstehe und die Beleidigungen deshalb akzeptiere“, berichtet sie von ihren Alltagserlebnissen. Beleidigungen, wie „Gehen Sie zurück in Ihr Land!“ und „Sie sind hier nur Gast!“, sind dabei keine Seltenheit. Eine Frau im Supermarkt wurde dem damals vierjährigen Sohn von Ouarda gegenüber sogar handgreiflich. „Sie schlug ihm auf die Hand, weil er ein verpacktes Lebensmittel auf dem Laufband berührte, das sie kaufen wollte.“ Nachdem die Kopftuchträgerin ihren Sohn verbal verteidigte, wurde sie als „Scheiß-Ausländerin“ bezeichnet. „Hätte ich kein Kopftuch getragen, wäre meinem Sohn das nicht passiert“, sagt sie rückblickend.

Dennoch kommt es für die deutsche Staatsbürgerin nicht infrage, ihr Kopftuch wieder abzulegen, auch wenn sie sich erst spät für das Kopftuchtragen entschieden hat. „Ich habe immer gewusst, dass ich Kopftuch tragen will. Aber ich habe es aufgeschoben, weil ich auf den richtigen Zeitpunkt warten wollte“, erklärt sie. Ihr Abitur und ihr Studium beendete sie als gläubige Muslimin ohne Kopftuch. Nachdem ihre Mutter eine schwere Krankheit überstanden hatte, entschied sich die damals 26-Jährige für das Kopftuch. Heute gehört es zu ihr und vervollständigt ihren Glauben: „Mein Kopftuch bedeutet für mich Sicherheit und Identität. Nur mit meinem Kopftuch bin ich authentisch.“

Für die Zukunft wünscht sie sich mehr Offenheit, insbesondere in der Berufswelt. „Bewerbungen von Frauen mit Kopftuch sollten nicht gleich abgelehnt werden. Die Persönlichkeit ist viel wichtiger als das Äußere.“

Text & Foto:  Adriana La Marca

 

"Mein Kopftuch steht für Menschlichkeit", sagt Melek.

„Mein Kopftuch steht für Menschlichkeit“, sagt Melek.

„Ich fühle mich wie eine Außenseiterin“

Melek ist in Wiesbaden geboren. Sie möchte als Mensch wahrgenommen werden, nicht als Kopftuchträgerin.

Höflichkeit und Respekt gehören für Melek zu ihrem Glauben. Das Kopftuch, das sie seit ihrem elften Lebensjahr freiwillig trägt, symbolisiert für sie diese Eigenschaften und gehört fest zu ihrem Glauben. „Kopftuchtragen bedeutet für mich, ein Vorbild zu sein. Mein Kopftuch steht für Menschlichkeit“, sagt die 30-jährige Muslimin. Den respektvollen Umgang miteinander vermisst sie in Deutschland. Denn angerempelt, geschubst oder beleidigt zu werden, gehört für sie zum Alltag.

Über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung könne sie ein ganzes Buch füllen. Ihre wohl „schrecklichste“ Erfahrung hat die junge Frau mit türkischen Wurzeln bei einem Einkauf im Supermarkt gemacht. „Ich habe mit meinem Einkaufswagen versehentlich den Gang versperrt. Eine ältere Dame stieß meinen Wagen weg, fing an mich wegen meines Kopftuchs zu beleidigen und schlug mir mit der Faust auf den Oberarm.“ Diese Erlebnisse rufen negative Gefühle in ihr hervor: „Ich fühle mich wie eine Außenseiterin“, sagt sie. Das zu akzeptieren, fällt ihr schwer: „Ich bin ich, mit oder ohne Kopftuch. Meine Persönlichkeit ist keine andere, nur weil ich ein Kopftuch trage“, erklärt sie.

„Nur als Putzfrauen akzeptiert“

Auch die Jobsuche erwies sich für die Muslimin am Anfang als schwierig. „Ich habe lange Zeit keinen Ausbildungsplatz als Erzieherin gefunden, weil ich ein Kopftuch trage“, erzählt Melek, die regelmäßig die Süleymaniye Moschee in der Dotzheimer Straße besucht. In den vergangenen acht Jahren hat sie mittlerweile in verschiedenen Einrichtungen als Kindergärtnerin gearbeitet. Die Anfänge waren nicht immer leicht: „Manche Eltern haben mich nicht begrüßt. Irgendwann fingen die Kinder an, zu Hause von mir zu erzählen. Die Eltern haben mit der Zeit gelernt, mich durch die Augen ihrer Kinder zu sehen und zu akzeptieren.“

Ihrem Gefühl nach sei die Integration der muslimischen Frau in Deutschland nicht gewollt: „Die Menschen verlangen, dass wir uns integrieren. Sie akzeptieren uns aber nur als integrierte Putzfrauen.“ Sich von ihrem Kopftuch zu trennen, kommt für die junge Frau nicht infrage. „Mein Kopftuch ist mein Ein und Alles. Ich liebe mein Kopftuch und meinen Glauben. Eine Abneigung dagegen entwickelt eine Frau nur dann, wenn sie zum Kopftuchtragen gezwungen wird.“

Text: Adriana La Marca
Foto: Erdal Aslan

 

Selma trägt seit ihrem 37. Lebensjahr Kopftuch.

Selma trägt seit ihrem 37. Lebensjahr Kopftuch.

Geschlagen vom Lebenspartner

Selma trägt erst seit 2012 Kopftuch. Heute kann sie sich ein Leben ohne nicht mehr vorstellen.

Selma ist 37 Jahre alt, als sie sich freiwillig dazu entschließt, Kopftuch zu tragen. „Mein Kopftuch schützt mich. Ohne fühle ich mich nackt“, sagt die heute 43-Jährige, die ein Leben in Deutschland mit und ohne Kopftuch kennt. Sie trägt es heute aus religiöser Überzeugung und nennt das Kopftuch ihre Krone, weil sie es mit Stolz trägt. Eine Operation, nach der sie das Kopftuch aufzog, um sich vor der Sonne zu schützen und eine Reise nach Bosnien während des Fastenmonats Ramadan haben zu ihrer Rückbesinnung auf den Glauben geführt. „Ich bin mit dem Islam großgeworden. In Deutschland habe ich meinen Glauben aber zu Anfang aus den Augen verloren“, erklärt die alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die regelmäßig eine Moschee in der Bertramstraße besucht.

Mit dem Entschluss, sich auch äußerlich zu ihrem Glauben zu bekennen, fing für die gelernte Altenpflegerin eine schwere Zeit an. „Für die größte Demütigung sorgte mein damaliger Lebensgefährte, der kein Muslim ist. Er hat mich wegen meines Kopftuchs geschlagen“, berichtet sie. Diskriminierungen habe sie aber vor allem auch in der Arbeitswelt erfahren. „Als ich mich bei einem ambulanten Pflegedienst persönlich vorgestellt habe, wurde ich aufgrund meines Kopftuchs abgelehnt, obwohl ich zuvor am Telefon eine Zusage bekam“, erzählt die gläubige Muslimin. Ein anderer Arbeitgeber schlug ihr vor, anstelle des Kopftuchs eine Mütze aufzuziehen. „Dann wäre ich eingestellt worden“, sagt sie.

Töchter können selbst entscheiden

Wieso das Kopftuch von vielen Arbeitgebern nicht akzeptiert wird, kann sie nicht verstehen. „Muslimische Frauen haben nicht gestört, als sie noch Toiletten geputzt haben. Erst als sie anfingen, sich zu bilden, wurden sie zum Störfaktor.“ Momentan ist Selma glücklich mit ihrer beruflichen Situation. Ihr Ziel: „Ich möchte einen ambulanten Pflegedienst leiten und jedem zeigen, dass das auch mit einem Kopftuch möglich ist.“

Ein Leben ohne Kopftuch kann sie sich nicht mehr vorstellen. „Einer Frau das Kopftuch zu verbieten, ist wie eine Nonne zum Heiraten zu zwingen“, beschreibt sie die Bindung zu ihrem Kopftuch.Ihre Kinder, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, erzieht sie frei. „Sie wissen viel über den Islam und besuchen regelmäßig die Moschee. Wenn meine Töchter eines Tages Kopftuch tragen wollen, unterstütze ich sie. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung.“

Text & Foto: Adriana La Marca

Info: Eine Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit hat den 1. Juli zum Tag gegen antimuslimischem Rassismus ausgerufen. Der Zusammenschluss besteht aus 35 Organisationen unter dem Namen „Claim“.
Hintergrund ist der Tod der Apothekerin Marwa el-Sherbini, die vor neun Jahren im Landgericht Dresden von einem isamfeindlichen Angeklagten mit mehreren Messerstichen getötet wurde. Bundesweit gibt es Veranstaltungen zum Thema Rassismus.

„Zimt & Koriander“ im Wiesbadener Westend schließt – „Mama of Africa“ wird Nachfolger

29. Juni 2018 · admin

Mitte März verließ die Bar „tante simone“ das Westend, Ende Mai folgte das „Lokal“ am Sedanplatz. Und nun verabschiedet sich der nächste beliebte Gastronom aus dem Viertel: Pavan Sharma schließt sein Restaurant „Zimt & Koriander“ an der Ecke Gneisenau-/Westendstraße wahrscheinlich schon Mitte Juli. „Auch wenn das für mich selbst hart ist: Ich muss dringend aufhören, da mein rechter Arm nicht mehr mitmacht“, sagt der 52-jährige Inder. Die Sehnen des Rechtshänders seien an mehreren Stellen gerissen. Der Nachfolger von „Zimt & Koriander“ wird „Mama of Africa“ mit eritreisch-äthiopischer Küche.

Ein beliebter Ort im Westend: das "Zimt & Koriander" von Pavan Sharma. Er schließt sein Restaurant nach elf Jahren.

Ein beliebter Ort im Westend: das „Zimt & Koriander“ von Pavan Sharma. Er schließt sein Restaurant nach elf Jahren.

Das Aus war für Pavan Sharma nicht mehr abwendbar. „Mittlerweile habe ich Schmerzen beim Kartoffelschälen. Das Problem schleppe ich schon länger mit mir mit, jetzt ist eine Operation Anfang Juli notwendig.“ Seit über einem Jahr habe er schon darüber nachgedacht, ob er etwas kürzer treten soll, da der Arm immer mehr blockierte („Frozen Shoulder“). Um sich etwas zu schonen, hat er daher Anfang dieses Jahres schon mal wochentags die Öffnungszeiten von 22 Uhr auf 20 Uhr geändert. Doch eine der letzten Untersuchungen zwang ihn dann zum endgültigen Aus. Weil er nach der OP inklusive der Rehabilitationszeit wohl für über eineinhalb Jahre ausfallen wird, hat er sich entschlossen, sein Restaurant aufzugeben. „Ich kann nicht ein Jahr lang Miete zahlen, ohne zu wissen, ob ich nach diesem Jahr weitermachen kann“, sagt Sharma, der das Lokal und das dazu gehörende Catering gemeinsam mit seiner Frau Ilka führt.

Ilka und Pavan Sharma.

Ilka und Pavan Sharma.

Seit 28 Jahren in Deutschland

Die Entscheidung schmerzt den leidenschaftlichen und sympathischen Koch aus mehreren Gründen. Er hat in den vergangenen elf Jahren viele Stammkunden im Westend und in Wiesbaden gewonnen. Zunächst am Sedanplatz, seit sieben Jahren in der heutigen Wirkungsstätte in der Westendstraße 30. Seine indisch-vegetarisch-vegane Küche erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit. Sharma kocht immer selbst: Alle zwei Wochen kreiert er drei neue Gerichte, die auch nur in diesen zwei Wochen angeboten werden. „Mittlerweile habe ich über 80 Prozent Stammkunden. Viele, die sogar aus Wiesbaden weggezogen sind, kommen weiterhin regelmäßig zu mir“, sagt er. Seit einigen Tagen informiert er auch seine Kunden darüber, dass er aufhören muss. „Die sind sehr traurig und können es nicht fassen“, erzählt Sharma. „Viele wünschen mir gute Besserung und viel Glück, was natürlich sehr gut tut.“

Das Verhältnis zu den Menschen, die Atmosphäre im Westend werde der Wahl-Mainzer sehr vermissen. „Ich wurde hier im Viertel sehr gut aufgenommen, zu vielen Gästen habe ich mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis“, sagt er jetzt schon mit ein bisschen Wehmut. „Noch kann ich mir gar nicht vorstellen, nicht mehr hier zu sein.“ Ebenso eine „Katastrophe“ für ihn, dass er für die nächste Zeit nicht mehr kochen kann. „Ich koche seit meinem 14. Lebensjahr. Daran werde ich mich erst mal gewöhnen müssen.“ Vor 28 Jahren kam Sharma als ausgebildeter Koch nach Deutschland – am Rosenmontag nach Mainz. Später hat er dort unter anderem ein Studium zum Betriebswirt abgeschlossen und seine heutige Frau kennengelernt. Er jobbte zunächst in Hotels, bis der überzeugte Vegetarier sich schließlich im Westend selbständig machte.

„Mama of Africa“ will Mitte August eröffnen

Sharma hat in den vergangenen Jahren eine kleine Oase für Vegetarier und Veganer im Viertel geschaffen- auch der Verein „Vegan in Wiesbaden“ traf sich bisher regelmäßig dort. „Daher war es mir wichtig, dass auch der nächste Mieter Veganes und Vegatarisches anbietet“, betont der 52-Jährige. Der Nachfolger, die eritreische Familie Yemane, bestätigt, dass ihre Menükarte neben Fleischhaltigem auch Speisen enthalten wird, in denen auf tierische Zutaten verzichtet wird. Die Familie betreibt schon seit 2007 das Restaurant „Mama of Africa“ in Gießen, in der sie eritreisch-äthiopische Spezialitäten serviert. Das zweite Restaurant im Westend wird denselben Namen tragen und ähnliche Leckereien im Angebot haben. „Wir werden nicht sehr viel umbauen. Wenn alles gut geht, wollen wir schon am 11. August eröffnen“, sagt die Familie auf Anfrage.

Kochbuch in Planung

Schon Mitte Juli würde Pavan Sharma gerne die Schlüssel abgeben, um sich komplett auf seine Genesung zu konzentrieren. „Ich werde die Menschen auf meiner Webseite auf dem Laufenden halten, wie es mir geht und auch weitergeht.“ Über seinen Internetauftritt will er zudem seine Bio-Gewürze aus Sri Lanka anbieten. „Der Name ‚Zimt & Koriander‘ bleibt also weiterhin bestehen“, sagt Pavan Sharma lächelnd. Und vielleicht wird auch irgendwann sein Buch so heißen: Denn der kreative Koch hat mindestens drei Ordner mit selbst kreierten Rezepten gesammelt. „Diese Rezepte eines Tages in einem Buch zu veröffentlichen, wäre ein Traum.“

Homepage: zimtundkoriander.de

Text: Erdal Aslan
Fotos: Erdal Aslan, Sina Schreine (Archiv)

Nach Wahl in der Türkei: Was Wiesbadener Türken im Westend über das Ergebnis denken

25. Juni 2018 · admin

Einen Tag nach der Präsidentschaftswahl am Sonntag in der Türkei steht fest: Recep Tayyip Erdogan ist der erste Präsident des neu eingeführten Präsidialsystems. Mit 52,6 Prozent der Stimmen hat der Amtsinhaber die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen gewonnen. Die parallel geführten Parlamentswahlen hat ebenfalls die Regierungspartei AKP für sich entschieden. Viele im Wiesbadener Westend lebende und  arbeitende Türken verfolgen das politische Geschehen im Herkunftsland aktuell am Handy oder Fernseher. Die Meinungen zu den Wahlergebnissen gehen stark auseinander, vielerorts diskutieren Menschen bei einem Tee über das Thema des Tages. Doch der gesellschaftliche Druck ist spürbar: Viele Befragte möchten sich gar nicht beziehungsweise nicht mit Namen in der Öffentlichkeit äußern.

Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, winkt vor der AKP-Parteizentrale seinen Unterstützern.

Recep Tayyip Erdogan, Staatspräsident der Türkei, winkt vor der AKP-Parteizentrale seinen Unterstützern.  Foto: dpa

„Wenn ich für Erdogan bin, werde ich in Deutschland für meine Meinung angegriffen. Wenn ich etwas gegen Erdogan sage, habe ich Sorge, dass ich Probleme bekomme, wenn ich in die Türkei fliege“, beschreibt ein Gewerbetreibender in der Wellritzstraße das Dilemma vieler Türken.  Ohne seinen Namen zu nennen, beurteilt er die Wahl zweigeteilt: „Insgesamt ist Erdogan für die Stabilität der Türkei vielleicht am besten. Trotzdem frage ich und kritisiere, warum zum Beispiel so viele Menschen seit dem Putschversuch verhaftet worden sind und seit Monaten ohne Urteil oder Prozess in Untersuchungshaft stecken.“

„Wahl schon vor einem Jahr entschieden“

Einige Meter weiter sitzen zwei ältere Männer vor einer Teestube und spielen entspannt Backgammon. „Die Wahl ist für mich schon seit einem Jahr entschieden. Erdogan hat so viele Leute verhaftet und so viele wichtige Positionen neu besetzt, also Vetternwirtschaft betrieben, sodass sie eigentlich gar nicht mehr verlieren konnten“, äußert sich der Erdogan-Gegner kritisch.  Ein Zuschauer des Backgammonspiels und Erdogan-Wähler will, nachdem er die Meinung seines Bekannten gehört hat, etwas dazu sagen.  „Warum nennen sie ihn in Deutschland einen Diktator, obwohl er von 20 Millionen Menschen gewählt worden ist?  Erdogan ist jemand, der sich eben nicht von den sogenannten führenden Staaten der Welt etwas sagen lässt oder von ihnen einschüchtern lässt, sondern auch Kontra gibt“, entgegnet de rErdogan-Sympathisant.  Erdogan habe unzählige wichtige Projekte, wie etwa zuletzt den Flughafen in Istanbul, in der Türkei realisiert, deshalb wähle ihn das Volk.

Trotz der unterschiedlichen Ansichten kann man im Westend nicht von einer tiefen Spaltung der Wiesbadener Türken sprechen. Man redet miteinander, auch wenn man weiß, das der Gegenüber politisch komplett anders tickt, bestätigen Abdulbaki Yesilbas und Hasan Urcanli.  Sie sitzen gemeinsam vor einer Bäckerei in der Wellritzstraße und sind auch bereit, ihre Namen zu nennen. „Ich habe an der Wahl teilgenommen und habe als Sozialdemokrat traditionell die CHP gewählt. Ich hatte großen Hoffnungen in Muharrem Ince, habe auch wirklich erwartet, dass er es schafft, Erdogan zu schlagen“, sagt der 48 Jahre alte Urcanli enttäuscht. Ince, der Kandidat der CHP, sammelte 30,6 Prozent der Stimmen bei der Wahl.  „Aber so ist die Demokratie, man muss jetzt akzeptieren, wer gewählt worden ist und das Beste daraus machen. Und: Man darf sich nicht davon täuschen lassen, dass während der Wahlkampagne Millionen Anhänger zu einer Kundgebung kommen, denn am Ende wählt das Volk“, sagt Urcanli, der sich Ince als zukünftigen Vorsitzenden der Partei CHP wünscht.  „Ich glaube auch als Erdogan-Gegner nicht, dass aus der Türkei eine Diktatur werden kann, weil das Volk das im Endeffekt verhindern würde.“

Abdulbaki Yesilbas

Abdulbaki Yesilbas

„Er kann kein Diktator werden“

Für seinen Gesprächspartner am Stehtisch ist das ohnehin ausgeschlossen: „Jemand, der so viel für die Menschen gemacht hat, der zum Beispiel 3,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat, der immer noch per Wahl gestürzt werden kann, der kann kein Diktator werden“, meint Abdulbaki Yesilbas. Der 48-Jährige ist überzeugter AKP-Wähler. „Für mich war der Sieg im ersten Wahlgang absolut keine Überraschung, ich hatte eigentlich mit mehr Stimmen für Erdogan gerechnet.“ Den Erfolg von Erdogan begründet er damit, dass der Präsident die große religiöse Schicht in der Türkei vertritt und vor allem wirtschaftlich in den vergangenen Jahren das Land vorangebracht habe. „Um es plakativ auszudrücken: Früher hatten einige keinen Esel und heute fahren sie ein Auto. Ebenso kenne ich zum Beispiel aus meiner Heimatstadt in der Südosttürkei keinen mehr, der keine Wohnung oder ein Haus hat.“ Yesilbas meint, dass der Wahlkampf von Ince heuchlerisch war, weil er versucht habe, den Mann des Volkes zugeben, der er eigentlich nicht ist.

Für beide ist es nicht überraschend, dass die Mehrheit der 1,4 Millionen wahlberechtigten Türken in Deutschland Erdogan gewählt haben. Erdogan hat hierzulande insgesamt rund 65 Prozent erhalten, seine Partei AKP etwa 55 Prozent bekommen. Die Wahlbeteiligung lag über 45 Prozent.  „Das war keine Überraschung, weil auch bei den letzten Wahlen ähnlich gestimmt worden ist.“ Die Wahlen würden die Zusammensetzung der in Deutschland leben Türken gut widerspiegeln, sind sich beide einig.

Text: Julia Kleiner und Erdal Aslan
Fotos: VRM, Erdal Aslan

 

Umfrage: Ist es sinnvoll, dass Migranten in ihrem Herkunftsland mitwählen dürfen?

20. Juni 2018 · admin

Hunderte Meter lange Schlangen wie am türkischen Konsulat in Mainz gab es bis zum 19. Juni in Deutschland, weil Türken bei den Wahlen teilnehmen wollten.

Hunderte Meter lange Schlangen wie am türkischen Konsulat in Mainz gab es bis zum 19. Juni in Deutschland, weil Türken bei den Wahlen teilnehmen wollten.

Knapp 1,4 Millionen Türken aus Deutschland sind für die bevorstehenden Wahlen in der Türkei wahlberechtigt. Sie konnten bis zum 19. Juni ihre Stimme in den Konsulaten hierzulande abgeben, bis zum 24. Juni können sie das noch an den Grenzen zur Türkei tun. Nicht nur Türken in Deutschland, auch Menschen anderer Nationalitäten können in ihrem Heimatland an Wahlen teilnehmen. Doch macht es Sinn, dass sie mitwählen dürfen, wenn sie nicht in dem jeweiligen Land leben? Also im Alltag auch nicht von der Politik in ihrem Herkunftsland betroffen sind?

Pasquale Casella, 28 Jahre alt, italienischer Staatsangehöriger

Pasquale Casella

Pasquale Casella, 28 Jahre alt, italienischer Staatsangehöriger: „Ich kann die Leute verstehen, die für ihr Herkunftsland wählen, wenn sie lange dort gelebt haben oder ein Teil der Familie noch dort wohnt. Aber prinzipiell finde ich es Quatsch, dass Leute an den Wahlen in ihrem Herkunftsland teilnehmen, wenn sie in Deutschland leben. Die meisten haben doch nicht wirklich Ahnung, was alltäglich in ihrem Land abgeht. Ich selbst habe einen italienischen Pass und gehe nicht wählen. Ich bin in Wiesbaden geboren. Deshalb habe ich keinen großen Bezug zu Italien und auch nicht zu der Politik dort. Ich kann mir auch nicht vorstellen aus Deutschland wegzuziehen.“

Noor Youfi, 20 Jahre alt, tunesische Staatsangehörige

Noor Youfi

Noor Youfi, 20 Jahre alt, tunesische Staatsangehörige: „Ich wohne erst seit einem Jahr in Deutschland und studiere hier, aber meine Eltern leben in Tunesien. Daher habe ich einen engen Bezug zu meinem Heimatland und möchte nur das Beste für mein Land. Ich bin der Meinung, man sollte an den Wahlen in seinem Herkunftsland teilnehmen. Man weiß ja nie, ob man nicht doch mal in sein Heimatland zurückziehen möchte. Deshalb sollte man von seinem Recht Gebrauch machen und auch die Verantwortung, die man mit dem Wahlrecht erhält, mittragen. Ich habe einen tunesischen Pass und habe bis jetzt noch nie gewählt, kann mir aber gut vorstellen, bei der nächsten Wahl teilzunehmen. Eben weil ich mich verantwortlich fühle für mein Land.“

Gürbüz Yildiz, 50 Jahre alt, türkischer Staatsangehöriger

Gürbüz Yildiz

Gürbüz Yildiz, 50 Jahre alt, türkischer Staatsangehöriger: „Ich lebe seit über 30 Jahren hier, meine Kinder sind deutsche Staatsbürger. Daher ist es mir zunächst wichtig, dass Deutschland wirtschaftlich und politisch gut geführt wird. Dennoch pflege ich weiterhin enge Beziehungen zur Türkei, wo ich aufgewachsen bin. Meine Eltern und Geschwister leben dort, ich bin zwei, drei Mal im Jahr bei ihnen. Deshalb finde ich es wichtig, auch von hier aus mitwählen und mitbestimmen zu können, von wem die Türkei geführt wird. Geht es dem Land zum Beispiel wirtschaftlich gut, geht es auch meinen Verwandten gut und sie brauchen weniger Unterstützung von mir. Außerdem ist das Wahlrecht ein Privileg, von dem man Gebrauch machen sollte, egal wo man lebt.“

Sabine Keller, 56 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige

Sabine Keller, 56 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige

Sabine Keller, 56 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige: „Es kommt darauf an, wie verbunden die Menschen mit ihrem Herkunftsland sind. Vielleicht wollen sie ja auch nochmal in das Land zurück oder es weiterhin mitgestalten. Wenn man die Staatsangehörigkeit besitzt und in dem Sinn noch Bürger des Landes ist, sollte man auch das Recht zu wählen wahrnehmen. Ich habe einen deutschen Pass und möchte auch in Deutschland wohnen bleiben. Sollte ich aber mal auswandern, würde ich auch mein Heimatland noch mitgestalten wollen. Ich kann auch verstehen wenn Migranten ihre ausländische Staatsbürgerschaft behalten wollen, grade wenn sie noch nicht lange in Deutschland sind.

Umfrage & Fotos: Julia Kleiner

Ramadan: Eine Dattel, zwei Perspektiven – Eindrücke einer Nichtmuslimin zum Fastenbrechen

14. Juni 2018 · admin

Ich sitze in der Redaktion von Mensch!Westend, die erste Station meines Volontariats beim Wiesbadener Kurier. Es ist 30 Grad, drinnen wie draußen. Ich trinke einen Schluck erfrischend, kaltes Wasser und bin froh, dass ich das einfach so machen kann. Schräg gegenüber von mir sitzt Erdal Aslan, redaktioneller Leiter dieser Zeitung, und trinkt nicht. Zumindest nicht, solange die Sonne noch nicht untergegangen ist. Egal, wie heiß es ist. Egal, wie durstig er ist. Denn Erdal Aslan fastet im Ramadan. „Der Arme!“ denke ich. Einen ganzen Monat, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, nichts zu essen und zu trinken, „nur“ weil man seinem Gott näher kommen will, ist für mich schwer nachvollziehbar. Um besser zu verstehen, warum Ramadan für Erdal Aslan und viele Muslime ein besonderer Monat ist, gehe ich einen Abend mit in die Wiesbadener Sülemaniye Moschee an der Dotzheimer Straße zum Iftar (Fastenbrechen).

Fastenbrechen Ramadan

Volontärin Julia Kleiner mit den Gastgeberinnen Fatma, Zahide und Tahire (von links). Die Familien der drei Frauen haben das Essen für das Fastenbrechen an diesem Abend ausgegeben.

Männer und Frauen beten getrennt

Die Moschee liegt in einem Hinterhof. Am Eingang zieht man die Schuhe aus, bevor man den Teppich betritt. „In die Moschee soll kein Dreck hineingetragen werden“, erklärt mir Cigdem, eine Besucherin der Moschee. Mit ihr werde ich den Abend verbringen, denn hier beten Frauen und Männer getrennt. Der Gedanke, es strikt zu vermeiden, sich vom anderen Geschlecht ablenken zu lassen, ist für mich ein bisschen ungewohnt. Dennoch akzeptiere ich die Regeln. Schließlich bin ich hier zu Besuch.

Teppich Moschee

Die Muster im Teppich zeigen in die entsprechende Richtung nach Mekka.

Wir gehen die Treppe hoch in den Frauenbereich. Neben meiner Neugier steht vor allem der große Respekt vor der Moschee und dem Glauben. Denn ich merke, wie wichtig den Menschen dieser Ort und diese Lebensweise ist. An diesem Abend geht gegen 21.36 Uhr die Sonne unter und das Abendgebet läutet das Fastenbrechen ein. „Das Beten kannst du dir wie eine Meditation vorstellen. Es bringt Ruhe in deinen Alltag und entschleunigt ein bisschen.“

Enschleunigen wie beim Meditieren

Der Vergleich von Cigdem lässt mich schmunzeln. In dem Wunsch nach Entschleunigung habe ich mich direkt wiedererkannt. Auch ich meditiere oft, um nach einem anstrengenden Tag wieder entspannen zu können. Wir betreten den Gebetsraum der Frauen, dessen Teppich bestimmte Muster hat. „Sie markieren die Gebetsplätze für die einzelnen Personen und zeigen direkt nach Mekka“, erklärt Cigdem. Ich muss unweigerlich grinsen, was für eine witzige und clevere Idee.

Dann tönt der Gebetsruf – der für mich eher wie ein Gesang klingt – des Imams durch die Lautsprecher. Alle Frauen beten, doch die kleinen Kinder rennen weiter wild um die Betenden herum. Irgendwie irritiert mich das. Ist Beten nicht etwas Andächtiges, währenddessen Ruhe zu herrschen hat? „Wir gewähren den Kindern traditionell viel Toleranz in den Moscheen“, erklärt mir meine Begleiterin später. Mit dieser Einstellung sollen vor allem Kleinkinder positive Erfahrungen in der Moschee machen. Außerdem sollen Erwachsene in der Lage sein, die spielenden Kinder zu akzeptieren.

Fastenbrechen Ramadan Moschee

Das Essen für das Fastenbrechen wird jeden Abend von anderen Familien der Gemeinde bezahlt und organisiert.

Niemand stürzt sich auf das Essen

Das Fastenbrechen findet im Anschluss an das Abendgebet statt und kann sowohl in den Moscheen als auch außerhalb begangen werden. Jeden Abend aufs Neue ist es Anlass, mit Freunden und Familie zusammenzukommen. Mit anderen Frauen sitze ich nun gemeinsam an einer großen Tafel. Eine Dattel, mit der traditionell das Fasten gebrochen wird, liegt neben dem Teller und wird für viele heute die erste Mahlzeit sein. Trotzdem stürzt sich niemand auf das Essen, so wie ich es vermutet hatte.

„Im Ramadan wollen wir uns auf das Wesentliche besinnen und nachempfinden, wie es ist, so gut wie nichts zu haben“, sagt Cigdem. Es werden Suppe, Reisnudeln mit Gemüse ausgeteilt, dazu steht geschnittene Wassermelone auf dem Tisch. „Es würde nicht zum Ramadan passen, wenn wir uns abends den Bauch vollschlagen“, begründen Frauen am Tisch die sparsame Mahlzeit. Mir wird klar, dass es im Ramadan nicht darum geht, bis abends „durchzuhalten“, sondern über die gesamte Zeit enthaltsam zu sein und seinen Willen zu stärken.

„Der Glaube nimmt Last ab“

Dattel Fastenbrechen Moschee Ramadan

Das Fasten mit einer Dattel zu brechen, geht auf den Propheten Mohammed zurück.

Das erinnert mich an das Fasten im Christentum. Ich frage mich, warum ich es noch nicht mal geschafft habe, vier Wochen lang keine Süßigkeiten zu essen. Und warum meine Religion keine Motivation für mich ist. Plötzlich verspüre ich tiefen Respekt vor diesen Frauen, die so selbstbewusst an ihrem Glauben festhalten. „Der Glaube bedeutet für mich, Last von den eigenen Schultern abzugeben. Denn viele Dinge passieren aus einem tieferen Sinn, den man oft erst auf den zweiten Blick erkennt“, erzählt mir Cigdem. Die 37-Jährige beschäftigt sich schon länger mit dem Islam, trägt aber erst seit fünf Jahren ein Kopftuch.

Es ist spät und schon bald löst sich die gesellige Runde auf. Ich schlendere mit vielen Eindrücken im Kopf Richtung Auto. Auch wenn Gott für mich immer noch keine Begründung oder Motivation ist: So habe ich doch verstanden, dass das Fasten im Ramadan keine Qual ist, sondern für gläubige Muslime eine wichtige Zeit, um zu sich selbst zu finden. Sollte ich wieder so einem Vorurteil auf den Leim gehen, werde ich an den Abend mit Cigdem in der Moschee zurückdenken und es besser wissen.

Text: Julia Kleiner
Fotos: Julia Kleiner, Erdal Aslan

SV Delphin bietet Schwimmkurse für Flüchtlinge in Wiesbaden an – Es gibt noch freie Plätze

5. Juni 2018 · admin

Für die gebürtige Syrerin Julie Musleh ist es heute ein ganz besonderer Tag im Hallenbad Kleinfeldchen: Ihr achtjähriger Sohn Rebal legt mit fünf anderen Jungs eine Schwimmabzeichen-Prüfung ab. Das Besondere: Die Jugendlichen kommen alle aus Flüchtlingsfamilien.

Schwimmkurs beim SV Delphin

Spaß muss sein: Die Kinder genießen das Schwimmen beim SV Delphin.

Continue reading →

Wiesbadener Integrationspreis 2018 geht an Projekt „Angekommen – Perspektiven für Geflüchtete“

4. Juni 2018 · admin

Gewinner des diesjährigen Integrationspreises der Landeshauptstadt Wiesbaden ist das Team der ehrenamtlich Engagierten im Projekt „Angekommen – Perspektiven für Geflüchtete“, wie die Stadt mitteilt. Von den 16 zugelassenen Bewerbungen und Vorschlägen hat sich die Jury für das Projekt in Trägerschaft des Freiwilligenzentrums Wiesbaden entschieden; es wird mit fast 100 ehrenamtlich engagierten Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern seit Juni 2014 durchgeführt.

Das Projekt „Angekommen – Perspektiven für Geflüchtete“ umfasst ein weites Spektrum unterschiedlicher Integrationsangebote. Neben Sprachförderangeboten – Anfänger- und Alphabetisierungskurse, Kurse für alleinerziehende Mütter, Fortgeschrittenenkurse – werden durch das Projekt Räume zur Begegnung und zum interkulturellen Austausch zwischen den ehrenamtlich Engagierten und den Projektteilnehmenden geschaffen. Durch Unterstützung im unmittelbaren Lebensumfeld und das Kennenlernen von Freizeit-, Kultur- und Sportangeboten in der Stadt wird den Projektteilnehmenden dabei geholfen, in Wiesbaden anzukommen und sich in ihrer neuen Heimat zu orientieren.

Im April 2017 konnte das Freiwilligenzentrum seine neuen, zentral gelegenen Schulungsräume einweihen und zahlreiche Gäste begrüßen.

Im April 2017 konnte das Freiwilligenzentrum seine neuen, zentral gelegenen Schulungsräume einweihen und zahlreiche Gäste begrüßen.

Continue reading →

Bewerben für Wiesbadener Integrationspreis 2018 bis zum 2. Mai möglich – Mit 2500 Euro dotiert

19. März 2018 · admin

Im vergangenen Jahr erhielt das Projekt "Jugend Biebrich kocht" den Integrationspreis.

Im vergangenen Jahr erhielt das Projekt „Jugend Biebrich kocht“ den Integrationspreis.

Die Landeshauptstadt Wiesbaden wird im Jahr 2018 zum zwölften Mal den Integrationspreis verleihen. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird jährlich an Einzelpersonen, die in Wiesbaden wohnen, oder Vereine, Verbände und sonstige Institutionen und Initiativen aus Wiesbaden verliehen, die im Bereich der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund herausragendes Engagement bewiesen haben. Jetzt hat die Stadt die Bewerbungsfrist bis zum 2. Mai verlängert. Continue reading →

Endlich angekommen? – Experten im Interview über Flüchtlingssituation in Wiesbaden

18. Dezember 2017 · admin

Am 18. Dezember ist der internationale Tag der Migranten. Zwei Jahre sind seit dem Zustrom von hunderttausenden Flüchtlingen nach Deutschland vergangen. Auch Wiesbaden stellte zahlreiche Turnhallen und Unterkünfte für die angekommenen Flüchtlinge zur Verfügung. Sebastian Hofmann ist Erziehungsleiter im Jugendhilfeverbund Antoniusheim und Sozialpädagoge. Christina Bopp ist Diplompsychologin und engagiert sich seit 2013 ehrenamtlich für Flüchtlinge, zur Zeit im Freiwilligenzentrum für das Projekt „Angekommen – Perspektiven für Flüchtlinge“. Anlässlich des Tages der Migranten sprechen sie im Interview gemeinsam über die Veränderungen, die seit Beginn der Flüchtlingswelle in Wiesbaden eingetreten sind, und geben einen Einblick in ihre Arbeit mit den Flüchtlingen.

Sebastian Hofmann und Christina Bopp und wünschen sich mehr freiwillige Paten, die Flüchtlinge auf ihrem Weg begleiten.

Sebastian Hofmann und Christina Bopp wünschen sich mehr freiwillige Paten, die Flüchtlinge auf ihrem Weg begleiten.

Continue reading →

Page 3 of 5« Zurück 1 2 3 4 5 Weiter »

Letzte Beiträge

  • Kulturtage Westend 2022 starten am Samstag mit Straßenfest in der Wellritzstraße
  • Schnelles Internet für 10.000 Haushalte im Westend – Telekom verlegt Glasfaser
  • Impftermin in Wiesbaden: Infos in verschiedenen Sprachen
  • „Freiräume entdecken“ – Kulturtage Westend eröffnen am 23. September
  • Volker Wild bleibt Ortsvorsteher im Westend
  • Creative Commons Lizenzvertrag
    Die Texte von Mensch!Westend sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.

  • Kontakt Mensch!Westend

    0611 / 355 - 5252
    westend@vrm.de
    facebook.com/menschwestend
  • Theme: Debut
  • Proudly powered by WordPress