Mit ihrer trashigen Kunstfigur Jilet Ayse, der „Ghettobraut aus Berlin“, erreichte Idil Baydar binnen kürzester Zeit Millionenklicks auf Youtube. Seitdem tourt sie mit ihrer Comedy-Show, tritt im Fernsehen in diversen Internetformaten und auf deutschen Bühnen auf. Als selbst ernannter Integrations-Albtraum füllte sie in diesem Sommer beim „Migrantenstadl“ der Wiesbadener Biennale die Wartburg bis zum letzten Stuhl und begeisterte das Publikum. Am Samstag, 29. Dezember, 19.30 Uhr, kehrt sie zurück nach Wiesbaden: Sie ist mit ihrer Show zu Gast im Kleinen Haus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Christian-Zais-Straße 3. Mensch!Westend verlost in Kooperation mit dem Staatstheater drei Mal zwei Karten.
„Migrantenstadl“ auf der Wiesbaden Biennale: Wartburg wird postmigrantische Mehrzweckhalle

„Integriert euch nicht!“: Das Banner hängt an der Wartburg in der Schwalbacher Straße 51, wo der „Migrantenstadl“ stattfindet.
Auf der Wiesbaden Biennale eröffnet Tunay Önder vom 23. August bis 2. September den „Migrantenstadl“ in Form einer postmigrantischen Mehrzweckhalle (lesen Sie auch ihren Gastbeitrag „Kanakisiert euch“). Elf Tage besetzt die Münchner Autorin und Bloggerin zusammen mit Komplizen, Gästen und lokalen Akteuren die Wartburg in der Schwalbacher Straße 51: „Ein Umschlagplatz von und für radikal unterhaltsame Parallelgesellschaften aus Kanak-Stars, Textterroristen und Dadaisten, Filmfreaks, Rap-Ladies, Boxern. Hier trifft Westend auf Diskurs, Comedy auf Islam und Boxring auf Teesalon“, heißt es in der Ankündigung. Jeden Tag: 15 Uhr: Çay & Gözleme, 17 Uhr: Sinema Spezial, 19 Uhr: Parallelgesellschaften, 21 Uhr: Prime Time mit Kabarett, Musik und Boxen.
Seit mehreren Jahren betreibt Tunay Önder zusammen mit Imad Mustafa und anderen Komplizen das Blogprojekt „Migrantenstadl“, in dem es um die Perspektive der Migration, von Migranten, Migrantenkindern, Mehrheimischen „und anderen Marginalisierten“ geht. Im Dunstkreis von Gastarbeiterkindern entstanden, versucht der „Migrantenstadl“ mit provokativen Texten, dadaistischem Humor, sehr oft seriös und oft genug am Rande des Wahnsinns zu umschreiben, wie die Gesellschaft aus postmigrantischer Perspektive aussieht und aussehen sollte.
- Herrlich prollig: Kabarettistin Idil Baydar als Kunstfigur „Jilet Ayse“, sozusagen die türkischstämmige Cindy von Marzahn – am 24. August um 21 Uhr in der Wartburg. Foto: dpa
- Youtube-Stars: Mindestens ein Mitglied der „Datteltäter“, die die Welt der Muslime mit Humor darstellen, kommt am 29. August um 21 Uhr in die Wartburg. Foto: Bojan Novic
Tägliches Programm vom 23. August bis 2. September
PRIME TIME, 21 UHR:
Täglich brachiale Unterhaltung vom Feinsten: mit der Wiesbadener Aktivistin Emine Aslan und ihrer „Donnerstagspredigt“ (23.8.), den Spoken-Word-Künstlerinnen „Hübsch-Sistaz“ und ihrem feministischen Freestyle (28.8), der Comedian Idil Baydar und ihrer herrlich prolligen Kunstfigur „Jilet Ayse“ (24.8.), der Lesung von Mutlu Ergün-Hamaz aus seinem Buch „Die geheimen Tagebücher des Sesperado – Kara günlük“ (30.8.), der Musik-Lecture „Songs of Gastarbeiter“ (26.8.) und (mindestens) einem Datteltäter aus der Youtube-Comedy-Reihe (29.8.). Konzerte gibt es vom Rapperduo EsRAP (25.8.), vom libanesischen Künstler Rabih Mroué (27.8.) mit einer Jam-Session und von Rap-Künstlerin Ebow (31.8.). Und nicht verpassen: die Boxgala (1.9.) mit Boxkämpfen der Stars des „Golden Boxing GYM Wiesbaden“. Der Eintritt kostet jeweils 15 Euro, ermäßigt 8 Euro.
TISCHGESPRÄCHE „PARALLELGESELLSCHAFTEN“, 19 UHR:
Ein riesiger Runder Tisch, geladene Gäste und spontane Besucher – das sind die täglichen Parallelgesellschaften des „Migrantenstadls“. Tischgespräche unerwarteter Begegnungen, hitziger Debatten und kleiner „Lectures“. Hier reden alle mit. Ob „Kanakisiert Euch“ (24.8.), „German Angst“ (31.8.), „Postmigrantische Schlammschlacht“ (27.8.) oder der Westend Talk (29.8.) – es wird kein Blatt vor den Mund genommen. Der Eintritt ist jeweils frei.
- Die Aktivistin Emine Aslan, gebürtige Wiesbadenerin, hält ihre „Donnerstagspredigt“ am 23. August um 21 Uhr in der Wartburg.
- Es wird auch sportlich: Die Boxgala mit Boxkämpfen der Stars des „Golden Boxing GYM Wiesbaden“ findet am 1. September um 21 Uhr in der Wartburg statt.
SINEMA SPEZIAL, 17 UHR:
Der „Migrantenstadl“ verwandelt sich in einen Kinosaal: von der preisgekrönten „Remake Remix Rip-Off“-Dokumentation (27.8.) über filmische Kopierpraxis und das türkische Pop-Kino über „Muezzin“ (23.8.), einem Einblick in den harten Wettbewerb der türkischen Gebetsrufer, bis zu „Der Kuaför aus der Keupstraße“ (30.8.) – einem filmischen Zeugnis des Kölner Nagelbombenanschlages des NSU. Der Eintritt ist jeweils frei.
ÇAY & GÖZLEME, 15 UHR:
Bei Çay & Gözleme – Tee & Gebäck, frisch zubereitet von türkischen Spezialisten, lädt der „Migrantenstadl“ jeden Nachmittag zum Chill-Out mit Backgammon, Mokka und Shisha. Everybody welcome! Der Eintritt ist frei.
Das komplette Programm gibt es unter www.wiesbaden-biennale.eu.
„Migrantenstadl“ erobert die Wartburg: Veranstaltungsreihe von Tunay Önder während der Wiesbaden Biennale
Im Rahmen des Festivals „Wiesbaden Biennale“ wird die Bloggerin, Autorin und Aktivistin Tunay Önder elf Tage lang ein sogenanntes Migrantenstadl in der Wartburg veranstalten. Inspiriert durch das Westend macht die 37-jährige Münchnerin vom 23. August bis 2. September täglich ab 15 Uhr in der Schwalbacher Straße 51 auf die Lebensperspektive von Migranten aufmerksam.