Liebe Leserinnen und Leser, dies ist meine erste Kolumne in Mensch!Westend als Ihr „Schutzmann vor Ort“. Schon seit einigen Jahren bin ich emissionsfrei mit dem Segway auf Streife – viele Westendler erkennen mich vor allem dadurch wieder. Ein Segway ist ein Elektroroller, bei dem der Fahrer auf einer Plattform über zwei Rädern steht und diesen durch Gewichtsverlagerung lenkt. Aber wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich nun seltener auf dem Segway sehen: Seit Kurzem steht mir auch ein E-Bike für meine Streifen zur Verfügung. Dies verändert den Blick auf Situationen im Straßenverkehr. Einerseits rücken die Gefahren des Fahrradfahrens mehr in den Blickpunkt, andererseits bemerkt man das Verkehrsverhalten manch anderer Radfahrer unmittelbarer. Oft wird – bewusst oder unbewusst – übersehen: Rote Ampeln gelten auch für Radfahrer. Ein „Umfahren“ der roten Ampel über den Fußgängerüberweg oder über die Fußgängerzone ist für manche eine Lösung, allerdings keine erlaubte. Continue reading
Eine Rassistin als Fahrgast – Kolumne „Taxistand“ von Ismail Cerci aus Wiesbaden
Ich fahre seit 2002 Taxi, aber so etwas wie beim vergangenen Wilhelmstraßenfest, habe ich noch nie erlebt. Da wir während des Fests eigentlich immer gute Umsätze haben, hatte ich gute Laune, es lief auch super. Bis ein Ehepaar bei mir einstieg… Der Mann setzte sich hinten rein, die Frau machte die Beifahrertür auf und blickte rein. „Oh, mein Gott. Na ja, der kann ja nichts dafür, dass er ’ne andere Herkunft hat“, waren ihre ersten Worte, bevor sie sich hinsetzte. „Wie bitte, meinen Sie mich?“, fragte ich irritiert. „Oh Gott, oh Gott, was bist du eigentlich für ein Kanake? Türke? Araber?“, wurde sie immer frecher. Der Mann, der mir zwischenzeitlich auch das Fahrtziel nannte, versuchte vergebens, sie ruhigzustellen.
„Ich bin Deutscher, und jetzt?“
Sie hörte nicht auf, nach meiner Herkunft zu fragen. „Warum wollen Sie das wissen, was wird das ändern?“, fragte ich. „Sag doch schon! Oh man, ich kann euch echt nicht ausstehen“, sagte sie. Ich riss mich zusammen und dachte mir, die ist betrunken, nimm sie nicht ernst. Und antwortete dann doch: „Ich bin Deutscher, und jetzt?“ Sie wurde nur unverschämter und beleidigte mich: „Du bist nicht deutsch, niemals, du bist mein Diener, mein Hund bist du.“ Ach du meine Güte, was mache ich jetzt, fragte ich mich selbst. Am liebsten würde ich anhalten wollen und sie rausschmeißen. Egal, dachte ich mir, halte es aus, ich bin ja gleich da. Ich will diese Rassistin nicht auch noch kostenlos so weit gefahren haben.
Sie redete und beschimpfte mich bis zum Schluss, beim Aussteigen zeigte sie mir obendrein den Stinkefinger. Ich lachte sie nur aus. „Hör auf zu lachen, ich verbiete es dir“, rief sie mir zu, und ich freute mich, dass sie sich ärgerte. „Sorry, aber kein Mensch auf der Welt kann mir das verbieten“, antwortete ich. Schließlich entfernten sie sich und ich fuhr weg. Ihr wird das immer ein Rätsel bleiben, wo ich beziehungsweise meine Eltern herkommen. Eigentlich hatte ich es ihr schon gesagt, was ich „bin“. Denn es ist die Wahrheit, dass ich Deutscher und Wiesbadener bin, ich bin auch hier geboren. Und für die, die es unbedingt wissen wollen: Ich habe kurdische Wurzeln. Ändert das nun irgendetwas?
Ihr Ismail Cerci (Taxifahrer aus den Westend)
Wer mal Fahrgast von Ismail Cerci sein will – hier seine Kontaktdaten: Taxiunternehmen Ismail Cerci, Drudenstraße 7, 65195 Wiesbaden, Telefon: 0177-8408321, Taxi-Nr. 295 bei der Taxizentrale 0611-333333.
Die anderen Kolumnen von Ismail Cerci sind entweder online oder in den PDF-Ausgaben zu finden.
Dreiste Masche mit imaginärem Freund – Kolumne „Taxistand“ von Ismail Cerci

Taxifahrer Ismail Cerci.
Es gibt ja so einige Versuche von Fahrgästen, sich um die Fahrtkosten zu drücken. Aber neulich hat es jemand auf eine sehr dreiste Art versucht: Der Fahrgast war Ende 20 und schon angetrunken, als er vorne in mein Taxi einstieg. Er redete die ganze Zeit Unverständliches in den Raum. Als ich fragte, ob er mich meint, sagte er: „Nein, nein, ich meine den Markus.“ „Was für ein Markus?“, fragte ich, „Wir sind hier allein.“ Er erzählte einfach weiter und hörte nicht mehr hin. Ab und zu drehte er sich nach hinten und sagte so etwas wie: „Das war doch ein schöner Abend, nicht wahr, Markus?“ Da ja kein Markus im Taxi war, gab er ihm auch keine Antwort. Continue reading
„Dieses Wasser schmeckt brutal!“ – Kolumne „Taxistand“ von Taxifahrer Ismail Cerci
Als Taxifahrer darf man ja vielen Unterhaltungen beiwohnen. Manche sind spannend, andere eher weniger. Und dann gibt es solche Gespräche über – „brutales Wasser“. Aber lesen Sie selbst:

Der mittlerweile wegen Vandalismus geschlossene Laufbrunnen am Schläferskopfstollen oberhalb der Fasanerie.
Kolumne „Taxistand“: Oldtimer-Taxi aus dem Westend sorgt für Glückstränen
Vor einigen Jahren staunte ich nicht schlecht, als ich ein schwarzes Oldtimer-Taxi aus einem Tor in der Wellritzstraße fahren sah. Das Auto zog natürlich alle Blicke auf sich. Wie es der Zufall so will, sollte der Inhaber vor einigen Tagen bei mir im Taxi landen: Ich kam mit dem Fahrgast ins Gespräch. Schon bald erzählte er mir, dass er ein Oldtimer-Taxi besäße. „Ach“, sagte ich, „ich habe mal eins in der Wellritzstraße gesehen.“ „Das ist meins, denn ich habe einen Parkplatz in einem Hinterhof eines Hauses in der Wellritzstraße“, antwortete er – übrigens hieß er Uwe Hoffmann, wie ich erfuhr (Besitzer des „Destina“ in der Nerostraße).

Das Oldtimer-Taxi aus dem Westend – früher waren Taxis schwarz, heute müssen sie die Farbe „hellelfenbein“ haben. (Foto: Erdal Aslan)
Kolumne „Taxistand“: Zivilcourage – Niemand will allein gelassen werden
Tugce in Offenbach und Joey in Hannover wollten Menschen helfen, die in Not waren, und mussten tragischerweise mit ihrem Leben bezahlen. Trotzdem bleibt Zivilcourage wichtig, wie auch das Erlebnis eines Fahrgastes zeigt: Die junge Dame stieg wütend in mein Taxi ein und wollte schnell nach Hause. Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei. „Nein!“, antwortete sie. Sie war vor wenigen Stunden mit dem Zug vom Frankfurter Flughafen nach Wiesbaden gefahren. In der Bahn habe sie eine Gruppe Jugendlicher belästigt. „Am Anfang habe ich es ignoriert, aber es wurde immer heftiger. Sie haben mich an meinen Haaren gezogen“, erzählte sie weiter. „Niemand wollte mir helfen, auch der Securitymann schaute weg.“ Schließlich habe ein gut gebauter Mann eingegriffen und die Jungs weggescheucht. Hätte er auch weggeschaut, wäre vielleicht Schlimmeres passiert… Deshalb: Schauen Sie hin, helfen Sie oder rufen Sie die Polizei. Denn niemand möchte in so einer Situation allein gelassen werden…
Ismail Cerci (Taxifahrer)
Aus dem Leben eines Taxifahrers – Ismail Cerci über seine Erlebnisse mit Fahrgästen
Ismail Cerci ist im Nebenberuf Teilzeitkumpel, Hobby-Psychologe oder einfach nur ein guter Gesprächspartner – denn er ist nebenberuflicher Taxifahrer. Seit zehn Jahren bringt der 36-jährige Wiesbadener von A nach B. Dabei findet man ihn vor allem an den Taxi-Halteplätzen im und um das Westend, wo er lange Zeit auch gewohnt hat. „In den zehn Jahren als Taxifahrer habe ich natürlich schon einiges erleben dürfen“, sagt der 36-Jährige. Von seinen lustigen, kuriosen und traurigen Begegnungen wird Cerci von nun an in der neuen Kolumne „Taxistand“ in Mensch!Westend erzählen. Continue reading
Kolumne „Taxistand“: Der Taxifahrer als Detektiv…
Nicht selten kommt es vor, dass Fahrgäste sich ihr Abendessen für zuhause vor dem Einsteigen ins Taxi besorgen. Wie auch dieser etwa 40-jährige Mann, der eine duftende Pizza dabei hatte. Er sagte mir kurz, wo es hingehen soll, und fing schon im Auto an zu essen. Als wir bei ihm in der Wohnsiedlung ankamen, stieg er aus – ohne zu bezahlen. „Sie müssen noch zahlen!“, rief ich ihm hinterher. Und er nur: „Ja, ich komme gleich.“ Er wollte sich wohl Geld aus der Wohnung holen.
Nach zehn Minuten stieg ich aus und versuchte herauszufinden, wo er eben geklingelt hatte. An einer Klingel sah ich Fettspuren – die fettige Pizza! Das muss er gewesen sein! Also klingelte ich, eine Frau öffnete die Tür. Ich erklärte ihr, dass ihr Freund die Taxifahrt nicht bezahlt hat. „Ich kenne ihn nicht“, sagte sie, während sie an etwas kaute. „Das ist doch seine Pizza, die Sie da essen. Ich rufe jetzt die Polizei!“, drohte ich. Sie fühlte sich ertappt. „Warte! Ich bezahle für ihn“, sagte sie und zahlte schließlich. Manchmal muss ein Taxifahrer (leider) ein Detektiv sein, um an sein Fahrgeld zu kommen…
Zur Person
Ismail Cerci (36) ist in Wiesbaden geboren und Deutscher mit kurdisch-türkischen Wurzeln. Vom 7. bis zum 11. Lebensjahr hat er in der Heimatstadt seiner Eltern in Elazig/Türkei gelebt. Cerci ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Im Hauptberuf ist der Metallbauer-Geselle bei der Huhle Stahl- und Metallbau GmbH in Biebrich angestellt.