Wir wollten in der Umfrage des Monats wissen, was sich die Menschen vom neuen Oberbürgermeister erhoffen, der am 26. Mai gewählt wird.
Said Akrri, 29 Jahre, Versicherungskaufmann, marokkanische Wurzeln:
„In den letzten Jahren ist mir in Wiesbaden die immer weiter fortschreitende Entzweiung der Gesellschaft aufgefallen. Viele lassen sich von Vorurteilen blenden, sodass Menschen mit ausländischen Wurzeln und Menschen mit deutscher Herkunft kaum noch miteinander interagieren oder sich austauschen. Von unserem neuen Oberbürgermeister erwarte ich deshalb Vorschläge oder auch Reformen, die unsere durchaus existierende Zwei-Klassen-Gesellschaft wieder näher zusammenbringen. Viele haben vergessen, dass es früher auch gut geklappt hat. Ich werde am 26. Mai auf jeden Fall mein Kreuz setzen und kann nur jeden dazu ermutigen, ebenfalls wählen zu gehen.“
Jennifer Braun, 32 Jahre, Mutter, deutsche Wurzeln:
„Als junge Mutter ist es mir ein großes Anliegen, dass Familien oder Alleinerziehende viel mehr Unterstützung von den städtischen Einrichtungen bekommen sollten. Viele Menschen, die Hilfe benötigen, bekommen diese oft zu spät oder überhaupt nicht. Die Jugendämter beispielsweise sollten Familien eher stützen und nicht schwächen. Der neue Oberbürgermeister muss hier in jedem Fall ansetzen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Sicherheit. Ich als Frau fühle ich mich abends nicht mehr sicher und gehe nur noch ungern allein auf die Straße. Hier wünsche ich mir eine höhere Polizeipräsenz und ein besser durchdachtes Sicherheitskonzept im Bereich Westend/Innenstadt.“
Mohammed Benlfkih, 33 Jahre, Kinoleiter, marokkanische Wurzeln:
„Ich lebe mittlerweile seit über 20 Jahren hier in Wiesbaden. Unser neuer Oberbürgermeister sollte sich insbesondere für behindertengerechten Wohnraum einsetzen. Viele Wohnungen entsprechen diesen Standards nicht, wodurch die Suche nach einer neuen Wohnung stark verkompliziert wird. Auch in der Innenstadt und im Westend würde ich mir mehr Unterstützung wünschen. Die sanitären Anlagen sind oft kaputt und dreckig. Dazu sind viele Cafés und Restaurants nicht barrierefrei. Auch hier würde ich mir ein größeres Entgegenkommen seitens der Gastronomen, aber vor allem auch von der Stadt wünschen, da Leute im Rollstuhl oder mit Beeinträchtigung hier stark vernachlässigt und übergangen werden.“
D. Sainte-Rose, 45 Jahre, Postbotin, Karibische Wurzeln:
„Ich lebe mit meinen zwei Kindern wirklich sehr gerne hier in Wiesbaden. Als Mutter muss ich dennoch die mangelnden Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche ansprechen. Hier im dicht besiedelten Westend gibt es kaum Platz und Raum, wo die Kinder sich frei bewegen oder entfalten können. Auch die immer weniger werdenden Ausgehmöglichkeiten bereiten mir Sorgen, da Wiesbaden so für junge Leute immer unattraktiver wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach der öffentliche Nahverkehr. Die Preise sind deutlich zu teuer und stehen in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung.“
Umfrage & Fotos: Henri Solter