Freitagmorgen, 10 Uhr, Goebenstraße 22. Thomas Borowski mischt sich unter die Bieter und beobachtet unauffällig das Geschehen. Seine Arbeit ist längst getan, als der Gerichtsvollzieher zum Ausruf ansetzt: „Ein Euro zum Ersten, ein Euro zum Zweiten und ein Euro zum Dritten!“ – in nicht einmal zwei Minuten ist das Hab und Gut eines Menschen versteigert. Zwangsversteigert, weil er seine Mietschulden nicht begleichen konnte. In Plastik verpacktes Mobiliar und Elektrogeräte sind zu einem einstelligen Euro-Betrag verkauft. Rund ein Dutzend Händler tummeln sich im Lager der Pfandkammer Wiesbaden, um die nächsten aufgestapelten Kisten und spähen den Wert der Ware aus. Denn sie dürfen nicht in die verschlossenen Kartons sehen. Umso wertvoller der Inhalt, desto höher die Ausbeute beim Verkauf auf dem Flohmarkt.

Das Lager der Pfandkammer Wiesbaden im Westend birgt so manche Rarität. Unter den Räumungsposten befinden sich meist Möbel und Elektrogeräte. Manchmal ist auch ein Glücksgriff darunter.