
Neue Aufgabe: Ein 26 Meter langer ehemaliger Fischkutter (Sea-Eye) liest in Seenot geratene Flüchtlinge auf. Foto: Bente Stachowske
• Momentan haben freiwillige Helfer im Mittelmeer mit einem Vorwurf zu kämpfen: Italien und die EU kritisieren, dass die Organisationen mit ihrer Hilfe den kriminellen Schlepperbanden aktive Unterstützung bei der Überfahrt leisten. Doch Westendler Marco van Marle, der zwei Wochen lang mit Sea-Eye vor der libyschen Küste unterwegs war, widerspricht energisch: „Wir leisten den Schleppern auf keinen Fall Hilfe.“ Die Flüchtlinge gingen davon aus, dass schnelle Hilfe auf sie warte, so die Unterstellung. „Die Flüchtlinge, mit denen ich gesprochen habe, wissen nicht, dass wir im Mittelmeer unterwegs sind“, sagt der Wiesbadener (siehe auch Reportage).
• „Sea-Eye“ hat sich folgende Richtlinien auf die Fahne geschrieben: „Die Organisation sucht nach Schiffbrüchigen und Ertrinkenden vor der libyschen Küste und leistet Erste Hilfe. Die Organisation versorgt die Flüchtenden mit Schwimmwesten und Wasser beziehungsweise nimmt Verletzte an Bord. ‚Sea-Eye‘ informiert andere Institutionen und bitte um Hilfe. Die Seenotleitzentrale der italienischen Küstenwache in Rom (MRCC) zum Beispiel schickt Schiffe, welche die Flüchtenden übernehmen. ‚Sea-Eye‘ handelt ausschließlich aufgrund internationaler Gesetze und Vereinbarungen. ‚Sea-Eye‘ transportiert keine Flüchtenden und leistet keine Fluchthilfe. Die Schiffe fahren nicht in die libysche Hoheitszone, sondern befinden sich nur in internationalen Gewässern. ‚Sea-Eye‘ arbeitet nicht (weder direkt noch indirekt) mit Schleusern zusammen.“
• Initiator und Vorsitzender von „Sea-Eye“ mit Sitz in Regensburg ist Michael Buschheuer, der dem Elend im Mittelmeer nicht mehr länger zusehen wollte. An Bord der Rettungsschiffe sind über das Jahr verteilt 100 ausschließlich ehrenamtliche Helfer. Finanziert wird die Organisation laut eigenen Angaben überwiegend mit Hilfe von Spenden. Seit dem Jahr 2015 sind zwischen Italien und der libyschen Küste über ein Dutzend Schiffe von verschiedenen Hilfsorganisationen unterwegs. Das Schiff „Sea-Eye“ und das Schwesterschiff „Seefuchs“ sind zwei davon, die zur Organisation „Sea-Eye“ gehören.
• Homepage: www.sea-eye.org
Text: Markus Grendel
Foto: Bente Stachowske