
Von Erdal Aslan
Seit Freitagabend beherrscht ein Thema die Gespräche der türkisch-kurdischen Community in Wiesbaden: das schwere Erdbeben mit der Stärke 6,8 im Osten der Türkei. Nach jüngsten Angaben sind 39 Menschen gestorben, mehr als 1600 verletzt. Das Epizentrum lag im Bezirk Sivrice der Provinz Elazig.
Rund 4000 Wiesbadener stammen aus dieser Provinz
„Zum Glück hat es keinen direkten Verwandten von uns hier getroffen. Aber es ist dadurch nicht weniger traurig“, sagt Ebubekir Duran. Er ist Vorsitzender des im November gegründeten „Vereins der Menschen aus Elazig in Europa“. Von den rund 16.600 Türkeistämmigen in Wiesbaden stammen laut Durans Angaben rund 4000 Menschen aus dieser Provinz, eine Hochburg der Kurden.
Am Sonntagnachmittag blicken etwa 20 Besucher im Vereinsheim in der Wellritzstraße gespannt auf den Fernseher. Ein türkischer Nachrichtensender berichtet 24 Stunden am Tag vom großen Unglück. „Wir sind ständig in Kontakt mit unseren Bekannten und Verwandten. Die Betroffenheit und Sorgen sind auch hier in Wiesbaden groß“, sagt Duran. Viele Häuser seien nicht mehr bewohnbar, die Menschen trauten sich nicht zurück in ihre Wohnungen.

Haus der Schwester unbewohnbar
„Vor allem ältere Hochhäuser sind von der Zerstörung betroffen“, weiß Vorstandsmitglied Faruk Akbas. Das Gebäude im Zentrum von Elazig, in dem seine Schwester wohne, habe einen riesigen Riss durch das Beben erlitten. „Deshalb haben wir schon am Freitagabend gesprochen und gemeinsam entschieden, dass sie bei Verwandten im Dorf schläft. Dort sind die meisten Häuser nicht mehrgeschossig, deshalb kann man bei Gefahr schneller rauslaufen“, sagt Akbas. Er habe wie viele andere via Whatsapp vom Erdbeben erfahren. „Als wir gleich darauf am Freitagabend unsere Verwandten nicht erreichen konnten, hatten wir sehr große Sorgen.“ Das sei aber kurze Zeit später „Gott sei dank“ wieder möglich gewesen. Schauen Sie mal hier“, sagt ein anderes Vereinsmitglied und zeigt Fotos, die er Freitagnacht erhalten hat: Sie zeigen das Auto seines Neffen, der durch die Erschütterungen die Kontrolle über sein Auto verlor und in ein Schild auf dem Bürgersteig krachte.
Viele Besucher im Verein haben bei allen Sorgen um die Erdbebenopfer den Eindruck, dass die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad die Situation besser als früher im Griff hat. Sie denken an das große Erdbeben von 1999 mit der Stärke 7,6. Das Epizentrum lag damals in Gölcük südöstlich von Istanbul. Es starben rund 18.000 Menschen. „Seitdem haben wir erst recht viel Angst, wenn wir von einem Erdbeben hören“, sagt Akbas.

Spendenkonto für Opfer soll eröffnet werden
Die Wiesbadener aus Elazig hätten schon am Wochenende private Hilfsaktionen gestartet, Spenden gesammelt und Geld in die Türkei geschickt, erzählt Gürbüz Yildiz, zweiter Vorsitzender des Vereins. „Wir haben am Samstagabend gemeinsam mit dem Vorstand entschieden, dass wir am Montag ein Spendenkonto eröffnen“, sagt er. Die gesammelten Gelder sollen dann offiziell an die Katastrophenschutzbehörde übergeben werden. „Man ist ja frustriert, dass man von hier aus nicht viel tun kann. Aber so können wir vielleicht ein bisschen helfen.
Kontakt zum Verein über Onur Sinem unter der Telefonnummer 0172-5818398.