
Von Birgitta Lamparth
Sie sind Keramiker und Maler, Goldschmiede und Tanzlehrer, Ernährungscoach und Grafiker. Und sie haben eins gemeinsam: Sie arbeiten alle im Wiesbadener Westend. Als Solo-Selbstständige sind sie von der Corona-Krise besonders betroffen. „Es gibt so viele Lebenswirklichkeiten, die sich im politischen Alltagsgeschäft nicht abbilden“, findet der Künstler Titus Grab, Initiator der „Kunst-Koffer“ und der Kinder-Kunst-Galerie im Westend. Und deshalb hat er mit der Bildhauerin Antje Dienstbir zusammen einen Tag organisiert, an dem 35 Selbstständige und Kreative (siehe Teilnehmerliste unten) aus dem Westend sich zeigen wollen: „Wir haben alle miteinbezogen. Unser Ziel ist: Wir wollen einfach wieder gesehen werden“, so Grab. Am Samstag, 25. Juli, ist von 11 bis 19 Uhr dafür die Gelegenheit.
„Kleinode im Westend entdecken“ am Samstag von 11 bis 19 Uhr
„Kleinode im Westend entdecken“ lautet das Motto der konzertierten Aktion – der ersten, nachdem vor sieben Jahren die „Offenen Ateliers“ durch die immensen organisatorischen Bedingungen eingestellt worden sind. Dass dabei jetzt die Hygienevorschriften und Abstandsregelungen gewahrt bleiben müssen, liegt für Organisator Titus Grab auf der Hand. Dennoch erhofft er sich von diesem Tag, dass die Menschen wieder miteinander ins Gespräch kommen. Und ja, natürlich: dass auch etwas verkauft werden kann. Die Werkstatt-Türen sind offen. „Wir haben seit März keine Einnahmen mehr“, macht er die existenzielle Krise aller Mitwirkenden deutlich. Es seien viele darunter, „die durch die verschiedenen Raster fallen“. Da gehe es schlicht darum, Miete zu zahlen, Essen zu kaufen. Um dafür Geld aufzutreiben, seien alle „organisatorisch ständig unterwegs – mit überschaubaren Ergebnissen“.
Aber der Samstag „soll kein Jammertag werden, sondern ein Tag der guten Laune“. Danach treffe man sich auf einer Wiese, um grundsätzliche Statements und Forderungen „an eine Politik zu formulieren, die nur vom Angestellten-Status ausgeht“. Da nutze auch das Kultur-Paket der Landesregierung nichts – aus seiner Sicht ist das „ein Paketchen“. Die Arbeitsstipendien in Höhe von 2000 Euro seien zu versteuern und gelten nur für Mitglieder der Künstlersozialkasse. Das sind nicht alle. Umso wichtiger sei es, dass sich jetzt Solo-Selbstständige solidarisieren: „Wir wollen eine Wahrnehmung schaffen für unsere Situation, in der die wenigen Maßnahmen kaum greifen.“

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Dieser Artikel ist zuerst im Wiesbadener Kurier erschienen.